Seit Anfang Juli gilt für Firmenkunden und institutionelle Kunden der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ein neues Preismodell für Konten und den Zahlungsverkehr: Ein Zahlungskonto kostet neu 84 statt 48 Franken pro Jahr. Und Ein- und Ausgänge auf dem Konto verbucht die Bank nicht mehr kostenlos, sondern kassiert dafür ab der 601. elektronischen Transaktion im Monat 20 Rappen pro Vorgang.
Quitt.ch: Neue Preise sorgen für massive Mehrkosten
Die ZKB informierte Anfang Mai ihre Firmenkunden über diese Preiserhöhungen, darunter auch das Unternehmen Service Hunter AG, das die Internetplattform Quitt.ch betreibt. «Das war für uns eine böse Überraschung», sagt Lars Bünger, Finanzchef der Firma. Denn der Betrieb der Plattform basiert auf digitaler Lohnadministration: Für Privathaushalte, die eine Reinigungskraft beschäftigen, stellt Quitt.ch gegenüber Sozialversicherungen und Steuerämtern die korrekte Abrechnung aller Löhne sicher. So kamen im letzten Jahr rund 120 000 elektronische Transaktionen zusammen – etwa gleich viele Ein- wie Ausgänge. Mit den neuen Preisen der ZKB erzeugt ein solches Zahlungsvolumen Kosten von 22 560 Franken – nach Abzug der 7200 Gratis-Transaktionen pro Jahr.
In der neuen Preisliste der ZKB findet sich immerhin der Hinweis: «Bei grösseren Volumen Preis auf Anfrage.» Im Fall von Quitt.ch offerierte die ZKB für 12000 Transaktionen pro Monat eine Spezialpauschale von 500 Franken. Das wären pro Jahr aber immer noch Mehrkosten von 6000 Franken – für etwas, das die Bank den Firmenkunden bisher nicht zusätzlich belastete.
Nur wenige Banken fordern keine Extragebühren
Elektronische Zahlungen laufen grundsätzlich vollautomatisch ab. Die Kosten dafür sind in der Regel durch die Kontoführungsgebühren abgegolten. Die ZKB rechtfertigt die Einführung der Transaktionsgebühren damit, dass die Bank «in den vergangenen Jahren substanzielle Beträge in die Modernisierung des Zahlungsverkehrs investiert» habe und das weiterhin tun werde. «Um dies sicherstellen zu können, passen wir uns den marktüblichen Preisen an», sagt ZKB-Sprecherin Livia Caluori.
Ist es wirklich marktüblich, Firmen für elektronische Zahlungen so massiv zur Kasse zu bitten? K-Geld trug die Konditionen für Geschäftskunden bei zwölf grossen Schweizer Banken zusammen. Ergebnis: Nur drei Banken verlangen für elektronische Ein- und Ausgänge keine Extragebühren: die Migros-Bank, die Postfinance und die St. Galler Kantonalbank. Quitt.ch müsste bei diesen Finanzinstituten für den Zahlungsverkehr also nur die normalen Kontogebühren bezahlen.
Richtig teuer würde es für Quitt.ch bei der UBS und der Basler Kantonalbank. Ausgehend von den Transaktionspreisen in den Preislisten, müsste das Unternehmen da theoretisch 28500 beziehungsweise 24000 Franken pro Jahr abliefern – also noch mehr als bei der ZKB ohne Spezialpreis. Die UBS sagt dazu: «Bei einem so hohen Transaktionsvolumen offerieren wir auch massgeschneiderte Lösungen für unsere Geschäftskunden.» Auch die Basler Kantonalbank sagt, dass sie hier mit dem Kunden «auf jeden Fall eine individuelle Lösung suchen» würde. Dasselbe versprechen die übrigen Banken, die für Ein- und Ausgänge Gebühren verlangen.
Relativ günstig würde Quitt.ch bei Banken wegkommen, die Sammelbuchungen ermöglichen. Dabei werden mehrere Zahlungseingänge und Sammelzahlungen in einer Sammelbuchung vereinigt – zum Beispiel während eines Tages. Bei der Aargauischen und der Berner Kantonalbank sowie der Valiant gilt eine Sammelbuchung als eine einzige Buchung, was die Gebühren massiv reduziert.
Quitt.ch verglich die Konditionen mehrerer Banken und prüft nun einen Wechsel zur Valiant-Bank. Wählt das Unternehmen das «Business Set Pro», sind 1440 Buchungen pro Jahr inbegriffen. Beschränkt Quitt.ch sich auf tägliche Sammelbuchungen, sollte diese Zahl ausreichend sein. Das Set kostet 180 Franken pro Jahr. Bei der ZKB zahlt das Unternehmen selbst mit der individuellen Lösung 6084 Franken pro Jahr (Konto und Transaktionen). Mit einem Wechsel könnte Quitt.ch also jährlich 5904 Franken einsparen.
Privatkonten: Nur vereinzelt Gebühren für Zahlungen
Im Jahr 1998 schrieb die Zürcher Kantonalbank den Privatkunden für jede im E-Banking aufgegebene Zahlung 50 Rappen gut – bis maximal 50 Franken pro Quartal. Damit wollte die ZKB die Kunden vom physischen Weg auf die elektronischen Kanäle lenken. Denn es sparte der Bank Arbeit und Kosten, wenn die Kunden ihre Einzahlungen selbst am Computer erledigten.
Das ist Vergangenheit. Heute gibt es keine Belohnungen mehr fürs Zahlen. Immerhin müssen Privatkunden in der Regel – im Gegensatz zu Geschäftskunden – für den Zahlungsverkehr noch nicht draufzahlen. Es gibt aber Ausnahmen: Die UBS verlangt von Privatkunden ohne Bankpaket pro elektronische Inlandzahlung 30 Rappen. Und die Migros-Bank belastet auf dem Privatkonto 20 Rappen pro Zahlungseingang.