2006, ein Jahr vor der Bankenkrise, lancierte die Da Vinci Invest AG, ein kleiner Schweizer Fondsmanager, einen neuen Fonds – den Da Vinci Arbitrage Fund (ISIN SG9999003099).
Arbitrage steht für Börsengeschäfte, die Kurs- oder Zinsunterschiede zwischen verschiedenen Märkten zur Gewinnerzielung nutzen. Man kauft zum Beispiel Wertpapiere in New York und verkauft sie kurz danach zu einem höheren Preis in Tokio. Da Vinci spezialisierte sich mit computergestützten Systemen auf solche Geschäfte. Jahresrenditen von 12 bis 20 Prozent waren das Ziel. Entsprechend hoch waren die Kosten des Fonds: 3 Prozent Verwaltungsgebühr pro Jahr und eine Erfolgsbeteiligung von 30 Prozent.
Im ersten Jahr ging die Rechnung auf. Bereits 2008 lag man aber mit einer Rendite von 4,1 Prozent weit unterhalb der gesetzten Ziele. Viele Anleger wollten ihr Geld zurück. Die grosse Absetzbewegung folgte 2011. Da Vinci war damals schon nicht mehr in der Lage, alle Kundengelder zurückzuzahlen. Der Fonds wurde deshalb eingefroren.
Fondsanteile von Da Vinci Invest blockiert – Anleger können nicht verkaufen
Lukas Gräflein (Name geändert) aus dem Kanton Zürich kaufte Ende Januar 2008 für knapp 10000 Euro 80 Anteile des Da Vinci Arbitrage. Der Anteilswert stieg in den folgenden drei Jahren von gut 120 auf über 140 Euro. Als Gräflein im Mai 2011 die Anteile abstossen wollte, war es bereits zu spät. Sie waren nicht mehr handelbar.
Seither sind die Fondsanteile in Gräfleins Depot bei der Onlinebank Swissquote blockiert. Seine E-Mail-Anfragen bei Da Vinci blieben unbeantwortet. Ein eingeschriebener Brief an den Sitz der Gesellschaft in Lachen SZ kam zurück, weil ihn die Post nicht zustellen konnte.
Das einstige Da-Vinci-Team hat sich verflüchtigt. Von den «hoch motivierten Investmentprofis» – so die Eigendarstellung in besseren Jahren – blieb nur noch Hendrik Klein übrig, der einstige Kopf. Er ist inzwischen Chef der Fritz Nols AG mit Hauptsitz in Berlin (D).
Fritz Nols spezialisierte sich auf die Kapitalmarktberatung kleiner und mittelgrosser Unternehmen. 2014 übernahmen die Berliner die Da Vinci Invest AG. Fritz Nols kriselt seit langem. Die Aktie dümpelt seit über 13 Jahren unter dem Wert von 1 Euro dahin. Ende der 1990er-Jahre lag der Kurs noch bei fast 50 Euro.
Die Zukunft des Da Vinci Arbitrage Fonds sieht düster aus. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ordnete an, den Fonds zu liquidieren. «Aufgrund falscher Tatsachen», sagt Klein. Deshalb legte er beim Bundesverwaltungsgericht Rekurs ein. Er sei nicht weggerannt, sondern wolle den Fonds für die Anleger zu einem guten Ende bringen. Die Finma äussert sich nicht zum Fall.
Im Fonds lagen einst über 300 Millionen Euro. Jetzt sind es gemäss Hendrik Klein noch 2 Millionen. 4,5 bis 5 Millionen seien nötig, um die restlichen Anleger auszuzahlen. Für Gräflein und die anderen verbliebenen Anleger sieht das schlecht aus. Sie werden voraussichtlich den grösseren Teil ihres Investments abschreiben müssen.
Einmal mehr zeigt sich: Hohe Renditeversprechen bedeuten in der Regel auch hohe Risiken. Wo übertriebene Gewinne winken, sind in der Regel auch genauso hohe Verluste möglich.