«Ich besitze den Classic Global Equity Fund», schreibt eine K-Geld-Leserin. «Dieser Fonds hat renditemässig über drei, fünf und zehn Jahre alle Konkurrenzprodukte geschlagen. Ich empfehle ihn allen langfristig orientierten Anlegern.»
Ist dieser Fonds wirklich so gut? Und was soll ein Anleger von Fonds halten, die ihm die Bank oder der Finanzberater empfiehlt? Auch Inserate und Zeitungsartikel preisen immer wieder Fonds an. Dabei wird oft zu viel versprochen. Anleger tun gut daran, Empfehlungen auf ihre Stichhaltigkeit abzuklopfen. Genauso ratsam ist es, Anlagefonds, die man bereits im Depot hat, von Zeit zu Zeit einer Prüfung zu unterziehen. Hier eine Anleitung mit den sechs wichtigsten Punkten.
- Wer verwaltet den Fonds? Das ist nicht immer der Anbieter. So gibt es zum Beispiel Raiffeisen-Fonds, die von Vontobel verwaltet werden. Da alle etwas verdienen wollen, kann das die Kosten unter Umständen erhöhen.
- Art des Fonds: Steckt der Fonds das Geld einzig in einzelne Anlageklassen wie Obligationen, Aktien oder Immobilien? Oder handelt es sich um einen Mischfonds mit mehreren Anlagekategorien?
- Geografische Abdeckung: Enthält er nur Schweizer-Franken-Titel? Oder sind zum Teil oder sogar ausschliesslich andere Länder und Währungen drin?
- Rendite: Wie gut hat er sich bisher geschlagen? Tipp: Kaufen Sie bevorzugt Fonds, die seit mindestens fünf oder gar besser seit mindestens zehn Jahren auf dem Markt sind.
- Schwankungsanfälligkeit: Sie wird gewöhnlich in der Form einer Risiko-Kennzahl angegeben. Diese ist aber nur begrenzt aussagekräftig. Tipp: Schauen Sie nach, wie gross der Wertverlust in Krisensituationen wie 2008 war. Und wie lange es dauerte, bis die stärksten Einbrüche wieder aufgeholt waren.
- Kosten: Im Gegensatz zu den Kauf- und Verkaufskommissionen oder Depotgebühren müssen Anleger diejenigen Kosten, die dem Fonds belastet werden, nicht direkt bezahlen, sondern indirekt – wie zum Beispiel als Managementgebühr. Sie fressen damit einen Teil der Rendite weg, gehen also ebenfalls zu Lasten der Fondsbesitzer.
Antworten im Faktenblatt und in den Anlegerinformationen
Erste Antworten auf diese Fragen geben das Faktenblatt (oft auch Monats- oder Quartalsreport genannt) und die Wesentlichen Anlegerinformationen (meist unter dem Kürzel KIID zu finden). Im Falle des eingangs erwähnten Classic Global Equity Fund zeigen sie: Der Fonds mit dem Valor 832 821 hält hauptsächlich ausländische Aktien. Er ist zu 94 Prozent in Dollar, Euro und anderen Fremdwährungen investiert. Somit kommt er für einen Schweizer Anleger am ehesten als Beimischung in Frage. Die Gesamtkostenquote (TER) beträgt 1,3 Prozent, das ist akzeptabel.
Da der Fonds Ende 1997 aufgelegt wurde, verfügt er schon über einen 17-jährigen Leistungsausweis. Seit Lancierung erzielte er einen Wertzuwachs von hervorragenden 432 Prozent – oder rund 10 Prozent pro Jahr. Damit hat er den Weltaktienindex (3 Prozent pro Jahr) weit hinter sich gelassen. Allerdings erlitt er 2007 und 2008 einen brutalen Einbruch von fast 70 Prozent. In der Folge setzte er zwar zu einer Aufholjagd an. Seine Fondsanteile haben aber bis Mitte März 2015 immer noch nicht ganz den Rekordstand vom Juni 2007 erreicht. Wer Mitte 2007 einstieg, kam bisher auf keinen grünen Zweig.
Faktenblätter und Wesentliche Anlegerinformationen sind bei den Fondsgesellschaften, der Bank oder im Internet unter Fundinfo.com erhältlich bzw. abrufbar. Das Gleiche gilt für die Jahresberichte und den Fondsprospekt. Sie liefern oft zusätzliche wichtige Informationen.
Nützliche Info-Quellen sind ebenfalls Fonds-Plattformen im Internet – etwa jene von Swisscanto (http://products.swisscanto.com), Credit Suisse (www.fundlab.ch) oder UBS (http://fundgate.ubs.com).
Bei privaten Fondsfirmen lohnt es sich, ihre Internetseiten näher anzuschauen. So auch bei der Firma BWM AG mit Sitz in Wilen bei Wollerau SZ. Von ihr stammt der erwähnte Classic Global Equity Fund. Das Kürzel steht für Thomas Braun, Georg von Wyss und Erich Müller. Im Internet erläutern sie ausführlich ihren Ansatz: das Value-Investing. Sie spüren Firmen auf, die sie für unterbewertet halten, weil deren Aktienkurse im Verhältnis zur Ertragskraft und Wachstumsperspektive zu tief seien.
Analysefirma Morningstar liefert neutrale Infos
Wer Fonds auf Herz und Nieren prüfen möchte, sollte unbedingt auch auf Informationsmaterial neutraler Stellen zurückgreifen. Eine wahre Fundgrube ist die Website der Fonds-Analysefirma Morningstar (www.morningstar.ch). Erster Schritt: Man gibt im Suchkästchen einen Fonds ein (Name, Valor oder ISIN). Dann klickt man die verschiedenen Stichworte an. «Gesamtrendite» und «Risiko» fördern beispielsweise beim Classic Global Equity Fund Folgendes zu Tage:
- Er hat in den vergangenen drei, fünf und zehn Jahren deutlich besser abgeschnitten als der Durchschnitt ähnlicher Fonds.
- Er ist aber auch überdurchschnittlich risikoreich, also schwankungsanfälliger als vergleichbare Fonds. In manchen Jahren erzielt er eine Spitzenrendite, doch in anderen ist er unter den Fonds mit den schlechtesten Resultaten zu finden.
Gibt es zu einem bestimmten Fonds möglicherweise Konkurrenzprodukte, die ebenso gut oder sogar besser sind? Auch auf diese Frage erhält man bei Morningstar Antworten. Dazu klickt man auf «Tools», dann auf «Fonds Quickrank» und «Alle Morningstar Kategorien». Nun muss man das Anlagegebiet auswählen. Auf der Suche nach Alternativen für den Classic Global Equity Fund kommen die verschiedenen Unterkategorien der «Aktien weltweit» in Frage: Standardwerte Value, Growth, Blend sowie Flex-Cap.
Ergebnis eines 10-Jahres-Vergleichs (Stichtag 17. März 2015): Der Classic Global Equity Fund erzielte mit 5,69 Prozent pro Jahr eine der höchsten Renditen (Morningstar nennt sie «Performance»). Noch etwas besser rentierten beispielsweise: Carmignac Investissement A sowie Skagen Global A – und dies bei geringeren Schwankungen.
Tipps: Auswahl von Fonds
- Hände weg von obskuren Fonds, über die nur spärliche Informationen zu finden sind. Oder die hauptsächlich schöne Zukunftsszenarien entwerfen.
- Es kommt oft vor, dass aktiv verwaltete Fonds eine Zeitlang brillieren, dann aber an Glanz verlieren, ja sogar auf die hintersten Ränge abfallen. Wie lange soll man in dieser Situation einem Fonds die Treue halten? Letztlich hängt dies davon ab, ob man den Fondsverwaltern zutraut, auf die Erfolgsstrasse zurückzukehren.
- Man sollte nie sein ganzes Geld in bloss ein oder zwei aktiv verwaltete Fonds stecken. Eine sinnvolle Aufteilung der Geldanlage ist zum Beispiel: 80 Prozent «passive» Indexfonds, 20 Prozent aktive Fonds.