Pensionär Rico Steiner aus Aadorf TG (Name geändert) erhielt im März einen unerbetenen Telefonanruf der Zürcher Firma Landmark Equity Partners AG. Der Anrufer stellte sich als «Fritz Jeker, Head Business Development», vor (Name geändert). Er ist nicht im Schweizer Beraterregister Regfix eingetragen, wie es vorgeschrieben wäre. Jeker wollte Steiner zum Kauf von Aktien der Zürcher Firma Klenico überreden: Der Rentner solle 2000 Aktien der Klenico Holding AG zu einem Preis von je Fr. 13.30 kaufen – total also 26'600 Franken investieren. Jeker behauptete laut Steiner, in drei Jahren werde sich der Wert der Aktien verdreifacht haben.
Klenico entwickelt Software für Psychotherapeuten zur Behandlung von Patienten. Die Klenico-Aktien werden nicht an der Börse gehandelt, der Verkehrswert ist also unbekannt. Klenico ist nicht zu Transparenz verpflichtet. Auf der Website schmückt sich die Klenico Holding mit Logos von «starken Partnern» wie etwa den Krankenkassen Concordia und Sanitas. Aktienverkäufer Jeker behauptete, auch die Krankenkassen Helsana, KPT und Atupri seien bald im Boot. In einem E-Mail schrieb er sogar, Klenico habe «Unicorn-Potenzial». Als Unicorns (Einhörner) bezeichnet die Finanzbranche Startups, die vor dem Börsengang mit mindestens 1 Milliarde US-Dollar bewertet werden.
Die Analyse von Steiners Aktienkaufvertrag zeigt: Von einer schnellen Verdreifachung des Aktienwertes kann keine Rede sein. Dort steht: «Die Verkäuferin übernimmt keine Garantie betreffend Werthaltigkeit der Namenaktien oder der zukünftigen Preisentwicklungen». Es handle sich «um ein spekulatives Investment», und der Käufer sei sich bewusst, «dass er den Gegenwert seiner gesamten Investition oder grosse Teile davon verlieren kann».
Im Hintergrund agiert eine Firma aus Liechtenstein
Kleininvestor Rico Steiner hätte im Vertrag unterschreiben müssen, dass er ein «professioneller Kunde» sei und über entsprechendes Finanzwissen verfüge. Doch das ist nicht der Fall. Steiner und andere K-Geld-Leser, die Landmark zum Kauf von Klenico-Aktien verleiten wollte, erhielten nie Geschäftszahlen. Dennoch hätten sie im Vertrag «ausdrücklich bestätigen» sollen, dass ihnen «alle relevanten Unterlagen» des Startups bekannt seien.
Weiter zeigt der Vertrag, dass Landmark nicht der eigentliche Verkäufer der Aktien ist. Die Kunden kaufen die Aktien von einer PC Value AG aus Ruggell/Liechtenstein. Die Höhe der Vermittlungsgebühren von Landmark sind unbekannt. Trotzdem hätte Steiner im Vertrag bestätigen sollen, dass er wisse, was Landmark für den Vertrieb kassiert.
Wem die PC Value gehört, wollte Landmark nicht sagen. Dokumente zeigen, dass die Gesellschaft regelmässig Millionengewinne einfuhr. Gründer der Landmark war der Luzerner Vermögensverwalter und Stiftungsrat der Pensionskasse der Stadt Luzern, Christoph Portmann. Er war auch Alleinaktionär der PC Value. Portmann sagt auf Anfrage von K-Geld, er sei inzwischen nicht mehr Aktionär, weder bei der PC Value noch bei der Landmark.
Die finanzielle Situation von Klenico sieht wenig berauschend aus: Die Klenico Holding übertrug das für das operative Geschäft nötige Vermögen auf die neu gegründete Tochtergesellschaft Klenico Health AG. In der aufgeführten Bilanz wies die Holding einen Verlustvortrag von 3,63 Millionen Franken aus. Bis September 2021 stieg der Verlust um weitere 1,25 Millionen Franken.
Wer in Klenico investiert, riskiert einen Totalverlust
Ein weiteres Risiko für potenzielle Investoren: Sie kaufen Aktien der Klenico Holding – und nicht der Klenico Health. Wie die Gelder in der Holding verwendet werden, bestimmen einzig deren Inhaber.
Fazit: Die bisher vorliegenden Zahlen legen nahe, dass vor allem die Aktienverkäufer profitieren. Wer sich an Klenico beteiligt, muss mit dem Risiko eines Totalverlusts leben können. Eine Aktienbeteiligung zu verkaufen, dürfte schwierig sein, weil die Aktien an keiner Börse gehandelt werden. Dieses Risiko war Rico Steiner zu gross. Er zeichnete keine Aktien.
Landmark beantwortete einige Fragen von K-Geld nicht – etwa zur Höhe der Provision oder wem die PC Value gehört. Die Firma verspricht, möglichen Investoren Einblick in Unterlagen zu gewähren, wenn sie vorher einen Geheimhaltungsvertrag unterzeichnen. Landmark sagt, sie habe an nicht qualifizierten Investoren kein Interesse. Es gebe auch keine Renditeversprechen. Berater Jeker sei noch nicht im Register eingetragen, weil er erst seit kurzem für Landmark tätig sei. Klenico äusserte sich gegenüber K-Geld nicht.