Banken geben jungen Leuten gerne Ratschläge, wie sie ihr Geld anlegen sollen. An erster Stelle kommt dann meist der Hinweis auf die Säule 3a, mit der man steuerbegünstigt fürs Alter sparen kann. «Die Säule 3a bringts» schreibt beispielsweise die UBS in ihren «Tipps für junge Menschen» und empfiehlt die UBS Vitainvest Anlagefonds. Laufende Kosten pro Jahr: je nach Fonds bis zu 1,64 Prozent. Die Raiffeisen verunsichert Junge mit der Bemerkung «Allein auf den Staat kannst du dich nicht verlassen» und bewirbt ihre «mit Bestnoten ausgezeichneten» Vorsorgefonds, beispielsweise den Raiffeisen Pension Invest Futura Equity mit einer Gesamtkostenquote von 1,27 Prozent. Die Credit Suisse schreibt, dass es wichtig sei, «früh anzufangen und jedes Jahr einzuzahlen». Ihr 3a-Vorsorgedepot CSA Mixta-BVG Equity 75 kostet jährlich 1,4 Prozent Gebühren.
Der Steuerspareffekt der Säule 3a verwässert über die Jahre
Als Argument für die Säule 3a erwähnen die Banken in ihrer Werbung deren Steuervorteil. Die jährlichen Einlagen in die Säule 3a lassen sich vollumfänglich vom steuerbaren Einkommen abziehen. Keine Bank weist aber darauf hin, dass der Steuerspareffekt über die Jahre verwässert. Das hat zur Folge, dass sich die Säule 3a für Junge bei so teuren Produkten nicht lohnt.
Ein Beispiel: Ein 25-Jähriger zahlt in einem Jahr 6000 Franken in die Säule 3a ein. Diesen Betrag kann er von seinem steuerbaren Einkommen abziehen. Die Höhe dieser Steuerersparnis ist abhängig von seinem Grenzsteuersatz. Bei einem Grenzsteuersatz von 30 Prozent beträgt die Ersparnis 1800 Franken.
Bei der Auszahlung des 3a-Guthabens im Alter von 65 Jahren wird allerdings eine Kapitalauszahlungssteuer fällig. Angenommen, diese beträgt 10 Prozent. Unter diesen Voraussetzungen hat der 3a-Sparer – unabhängig von der Entwicklung seines Guthabens – auf die Einzahlung im ersten Jahr eine Rendite von 20 Prozent erzielt. Das ist sehr attraktiv.
Je länger aber einbezahlt wird, desto mehr verliert der Steuerspareffekt an Bedeutung. Das 3a-Vermögen kann nach 30 oder 40 Jahren je nach Wertentwicklung mehrere 100 000 Franken betragen. Hat der Versicherte beispielsweise ein Gesamtguthaben von 300 000 Franken und zahlt in einem Jahr wieder 6000 Franken ein, so beträgt seine Steuerersparnis zwar wieder 1800 Franken – im Verhältnis zum Gesamtvermögen sind das aber nur noch 0,6 Prozent und nicht mehr 30 Prozent.
Über die Jahre immer wichtiger wird der Zinseszinseffekt. Er hängt von der Rendite der Anlage ab. Viele Angebote in der Säule 3a sind teuer. Ihre jährlichen Gebühren liegen teilweise 1 Prozent oder noch mehr über den Gebühren einer Investition im freien Vermögen, also ausserhalb der Säule 3a. Diese Gebührendifferenz führt dazu, dass die Rendite der Säule 3a trotz Steuerspareffekt langfristig tiefer ist als die Rendite einer Investition im freien Vermögen (siehe Tabelle Im PDF).
Werner A. Räber, Steuerexperte bei Treuhandatelier.ch in Baar ZG, sagt: «Der Steuerspareffekt der Säule 3a wird bei langjährigen Anlagen in der Regel durch ihre Minderrendite im Vergleich zu einer freien Vorsorge zunichtegemacht.» Ein weiterer Vorteil der Anlage im freien Vermögen: Das Guthaben ist im Unterschied zur Säule 3a nicht gebunden. Es kann jederzeit für eine Anschaffung oder eine längere Reise verwendet werden.
Wer als Junger trotzdem in die Säule 3a investieren möchte, sollte folgende Tipps beachten:
- Zinskonten in der Säule 3a werfen aktuell im Durchschnitt nur noch knapp 0,1 Prozent Zins ab pro Jahr und lohnen sich nicht. Junge Vorsorgesparer haben einen langen Anlagehorizont. Für sie ist ein 3a-Wertschriftendepot mit sehr hohem Aktienanteil die beste Wahl.
- Wichtig sind die Gebühren. Junge sollten besser in ein Vorsorgedepot investieren, das aus ETFs (börsengehandelten Indexfonds) oder institutionellen Anlagefonds besteht, statt in einen klassischen 3a-Anlagefonds. Ihre Gebühren sind teilweise nur einen Viertel so hoch (siehe K-Geld 3/2021).
- Der Betrag, den man bei den Steuern gespart hat, sollte ebenfalls in Aktien-ETFs angelegt werden.
- Die Investition sollte man auf mehrere 3a-Konten verteilen, um dank gestaffelter Auszahlung bei der Pensionierung die Steuerprogression brechen zu können.
- Nur wer alle diese Punkte befolgt, hat mit der Säule 3a die Chance, langfristig eine vergleichbare oder gar bessere Rendite zu erzielen als mit einer freien Vermögensanlage.