Seit 2015 verlangt die Nationalbank Gebühren auf Geldeinlagen, sogenannte Negativzinsen. Zurzeit sind es 0,75 Prozent. Theoretisch wäre es also für die Banken möglich, Hypothekarkredite für null Prozent oder noch weniger zu vergeben – das Geschäft würde sich immer noch lohnen. Doch unter null fällt kein Hypothekarkredit. Das verhindern die Schweizer Banken in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Die günstigsten Libor- und Festhypotheken gibt es in der Schweiz gegenwärtig ab 0,45 Prozent.
Wer in Dänemark eine Hypothek will, zahlt eine Vermittlungsgebühr
Dänische Banken zeigen, dass es auch anders geht. Dänemark führte Negativzinsen ein, um sich gegen eine übermässige Aufwertung seiner Währung zu schützen. Dreijährige Festhypotheken gibt es dort ab minus 0,28 Prozent. Wer eine Hypothek über eine Million dänische Kronen (umgerechnet rund 150000 Franken) aufnimmt, erhält nach drei Jahren eine Auszahlung von 8400 Kronen (1260 Franken). Doch das trifft nur auf dem Papier zu. Denn die dänischen Banken verlangen derart hohe Gebühren, dass die Hypothek unter dem Strich doch wieder Geld kostet, wie Stefan Heitmann, Chef der Hypotheken-Vergleichsplattform Moneypark, erklärt. Der dänische Hypothekarmarkt funktioniert nämlich anders als der schweizerische. Dort treten die Banken nur als Kreditvermittler und nicht als Kreditgeber auf. Wer eine Hypothek will, muss den Banken eine Vermittlungsgebühr zahlen.
Auch in Spanien waren Hypothekarkredite während kurzer Zeit mit einem Minuszins erhältlich. Die spanische Bankinter vergab Liborhypotheken vor drei Jahren für minus 0,8 Prozent. Allerdings auf Frankenbasis. Der Wechselkurs zum Euro machte aus dem vermeintlich guten Geschäft aber einen Verlust.
WIR-Bank: Minuszins-Kredit nur für Nicht-Wohngebäude
In der Schweiz hat einzig die WIR-Bank im Hypothekargeschäft einen ersten Schritt Richtung Minuszins gemacht. Bei ihrer «Mehrwert-Hypothek» zahlt sie Kunden 1,5 Prozent Zins für Neukredite von 50 000 bis 1 Million Franken. Allerdings nicht in Schweizer Franken, sondern in der hauseigenen Währung WIR.
Die Hypothek können nur Unternehmen abschliessen, die selbst WIR-Geld akzeptieren, oder Private, deren Architekten oder Generalunternehmer sich mit WIR-Geld bezahlen lassen. Die WIR-Hypothek läuft fünf Jahre fest und kann nicht verlängert werden. Für Leute ausserhalb des engen WIR-Kreislaufs ist das kein attraktives Angebot. Am freien Markt werden WIR-Gelder nämlich gegenüber einem Franken mit einem Abschlag von bis zu 30 Prozent gehandelt.