Alle paar Jahre rücken die Landwirtschaft und die Sorgen der Bauern ins Bewusstsein der Bevölkerung. Diesen Frühling war es wieder einmal so weit. Landwirte in halb Europa blockierten mit ihren Traktoren Strassenkreuzungen und Autobahnen.
Auch in der Schweiz kam es zu Kundgebungen. Gabi und Beat Schürch beteiligten sich nicht an den Protesten. Gabi sagt: «Jeder muss selbst entscheiden, wie er sich engagieren will.» Sie ist als Vizepräsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes aktiv.
Beat und Gabi Schürch bewirtschaften ihren Hof im Weiler Bütikofen bei Kirchberg BE zusammen mit einer Mitarbeiterin mit 40-Prozent-Pensum und einem Lehrling. Ab und zu greift ihnen auch Gabis 80-jähriger Vater noch unter die Arme. Schürchs produzieren nach den Richtlinien von Bio Suisse.
Der Hof ist mit 33 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche um die Hälfte grösser als der durchschnittliche Schweizer Bauernhof. Auf 9 Hektaren bauen Beat und Gabi Schürch Dinkel, Winterweizen und Braugerste an. 4 Hektaren sind Biodiversitätsförderfläche. Diese muss mindestens 7 Prozent der gesamten Nutzfläche betragen, damit Direktzahlungen des Bundes fliessen. Bei Beat und Gabi Schürch beträgt sie 12 Prozent.
20 Hektaren sind Grünland für die Futterproduktion und Weideland für die 35 Milchkühe und ihre rund 30 Kälber pro Jahr. Die Tiere sind von Mitte April bis Mitte Oktober immer auf der Weide. Beat und Gabi Schürch verkaufen die Kälber fünf Wochen nach der Geburt an andere Höfe, wo sie weiter aufgezogen und dann mehrheitlich geschlachtet werden. Fünf bis sechs Kälber pro Jahr bleiben auf dem Hof und ersetzen alte Kühe.
Die Kühe liefern durchschnittlich 6000 Liter Milch pro Jahr. Beat Schürch sagt: «Hochleistungskühe geben 10'000 Liter und mehr. Je mehr Milch eine Kuh geben soll, desto mehr Kapital und Büez musst du reinstecken.» Gabi ergänzt: «Die landwirtschaftlichen Betriebe unterscheiden sich stark, je nach Strategie.» Das im 19 Hektaren grossen Wald gewonnene Holz verfeuern die Schürchs teilweise in ihrer Holzheizung. Diese ist heute allerdings nur noch eine Ergänzung für die 2016 erstellte Biogasanlage, die mit der auf dem Hof anfallenden Gülle drei Häuser beheizt und Strom ins Netz einspeist.
Beat Schürch arbeitet ungefähr 65 Stunden pro Woche. Das Ziel der Schürchs sind zwei Wochen Ferien im Jahr. Früher begleiteten ihre vier Kinder sie jeweils, heute kommen nicht mehr alle mit. Gabi sagt: «Eine Woche Skiferien im Februar können wir jedes Jahr nehmen. Die zweite Woche im Sommer fiel letztes Jahr leider aus. Diese kommt jeweils nur zustande, wenn wir eine passende Stellvertretung finden.»
Im Jahr 2022 erwirtschaftete ihr Betrieb einen landwirtschaftlichen Ertrag von 397'000 Franken. Davon waren 107'000 Franken Direktzahlungen. Das entspricht 27 Prozent des Betriebsertrages, was leicht über dem landesweiten Durchschnitt liegt. Der Aufwand für die Landwirtschaft inklusive Löhne für die Angestellten, Unterhalt und Abschreibungen lag bei 284'000 Franken. Nicht berücksichtigt in dieser Summe sind die Löhne für Beat und Gabi Schürch. Das Nettoergebnis betrug 113'000 Franken.
Der Privatverbrauch der sechsköpfigen Familie inklusive Versicherungsprämien und Steuern betrug 103'000 Franken. Dank den Einnahmen eines von ihnen vermieteten Hauses und dem Nebeneinkommen von Gabi Schürch konnte der Betrieb sein Eigenkapital im Jahr 2022 um 37'000 Franken erhöhen. Ohne dieses Zusatzeinkommen wäre 2022 nach allen Ausgaben und den 10'000 Franken für die Vorsorge nichts übrig geblieben. Beat Schürchs Fazit: «Geld ist bei uns immer ein Thema. Aber vielen geht es schlechter als uns.» Aufgeben kommt für die beiden jedoch nicht infrage.