Fredy Amberg (Name geändert) aus Winterthur besitzt ein Euro-Privatkonto bei der Migros-Bank. Mitte Oktober wollte er mit seiner Maestro-Karte an einem Bancomaten auf der deutschen Ostseeinsel Rügen 600 Euro beziehen. Der Bancomat der Betreiberin Euronet erkannte offenbar nicht, dass Euro die Kartenwährung ist, und rechnete den Betrag automatisch in Franken um. Das irritierte Amberg, denn bisher hatten Automaten und Terminals in Geschäften die Kartenwährung stets erkannt.
Wechselkurs über 10 Prozent höher als der Tageskurs
Amberg brach den Geldbezug ab und versuchte es ein zweites Mal. Dieses Mal wählte er die Fixtaste für 600 Euro. Dennoch wollte der Euronet-Automat den Betrag wieder in Franken umrechnen. Der Winterthurer brach den Vorgang erneut ab. Der folgende Kontoauszug der Migros-Bank wies eine Belastung von insgesamt Euro 703.61 aus – ohne dass Amberg einen einzigen Euro erhalten hatte.
Trotz Ambergs Abbruchbefehl hatte ihm Euronet die 600 Euro belastet und zusätzlich eine Bezugsgebühr von Euro 3.95 draufgeschlagen. Euronet rechnete den Betrag in Franken um und wandte einen Wechselkurs von Fr. 1.112 an – mehr als 10 Prozent über dem Tageskurs. Amberg ist empört: «Der Wechselkursaufschlag von Euronet grenzt an Wucher.»
Die Gesamtrechnung von Euronet betrug Fr. 671.60. Da es sich um ein Eurokonto handelt, rechnete die Migros-Bank diesen Frankenbetrag wieder in Euro um und erhob eine Gebühr von Fr. 5.– für den angeblichen Bezug im Ausland. Dabei wandte sie einen Wechselkurs von Fr. –.9615 an – 13,53 Prozent weniger als bei Euronet.
Amberg beanstandete die falsche Belastung beim deutschen Euronet-Sitz in Berlin. Eine Überprüfung ergab: Das Protokoll des Automaten zeigte tatsächlich keinen Bezug an. Deshalb erstattete das Unternehmen dem Winterthurer den Betrag samt Wechselkursaufschlag und Bezugsgebühr zurück.
Bargeldbezüge bei Bancomaten von Euronet sind generell sehr teuer. Der Konzern Euronet Worldwide mit Sitz in den USA betreibt laut eigenen Angaben weltweit über 51'000 Bancomaten. Diese befinden sich oft in Innenstädten und an touristischen Orten. Euronet verlangt eine hohe, nicht vermeidbare Grundpauschale, die zusätzlich zur Bezugsgebühr der Hausbank anfällt, und rechnet mit Wechselkursen, die mehr als 10 Prozent über dem aktuellen Devisenkurs liegen. Die Lausanner Vergleichsplattform Monito.com warnt deshalb vor dem Geldabheben an Euronet-Automaten. Die Pauschale an Automaten in Deutschland liege zwischen Euro 1.95 und 4.99, die Wechselkursaufschläge würden 10 bis 13 Prozent erreichen.
Euronet äussert sich zu den verwendeten Wechselkursen nicht. Aus «verschiedenen technischen Gründen» könne es wie bei Amberg trotz Transaktionsabbruch zu einer Belastung kommen. Das passiere aber «äusserst selten». Benutzer von Euronet-Automaten hätten stets die Wahl, ob Euronet oder die eigene Bank die Währungsumrechnung vornehmen soll. Der Wechselkurs und der Aufschlag würden auf dem Bildschirm vorgängig angezeigt.
Tipp: Bargeld sollte man im Ausland stets an Bancomaten beziehen, die weder eine Kommission noch eine Bezugspauschale verlangen. Die Währungsumrechnung erfolgt mit Vorteil durch die eigene Bank. Das kann man am Automaten so wählen.