Total 600 Seiten auf dickem Hochglanzpapier gedruckt, viele doppelseitige Bilder, grosszügiges Layout: So attraktiv präsentierten sich die vier Anlagebroschüren, mit denen 2006 und 2008 Geldanlagen verkauft wurden. Wären ästhetisch ansprechende Prospekte ein Garant für den Investmenterfolg – viele Anleger hätten hier das grosse Geld gemacht.
Doch der schöne Schein trügt oft. Das musste ein Ehepaar aus dem Kanton Zürich erfahren. Es hatte damals die Broschüren erhalten, auf Anraten der Firma Global Investment Partners (GIP) aus Zürich vier Anlagen getätigt – und damit viel Geld verloren. Im Detail:
Im Mai 2006 kaufte das Ehepaar für 77500 Franken einen Immobilienfonds der deutschen IVG Euroselect Zwölf GmbH. In einer «Einkommensplanung» für das Ehepaar hat GIP damals für diese Anlage eine jährliche Ausschüttung von 4000 Franken während zehn Jahren in Aussicht gestellt, dazu noch eine stolze Rückzahlung von rund 80000 Franken im Jahr 2016.
Enttäuschendes Resultat: Es kamen nur gleich zu Beginn sechs Ausschüttungen im Gesamtwert von 11500 Franken. Und 2015 sowie 2016 erfolgten zwei Rückzahlungen von rund 32000 Franken. Die restlichen rund 34000 Franken sind zum grossen Teil verloren. Das Geld wurde in ein Bürogebäude in London investiert, das heute alt und sanierungsbedürftig ist und inzwischen verkauft wurde. Deutsche Anwälte, die Anleger vertreten, reden von einem Verlust von 30 Prozent.
Ebenfalls im Mai 2006 hat GIP dem Ehepaar Anteile für 50000 Franken am Hamburger Lebensversicherungsfonds «Lloyd Fonds Britische Kapital Leben III GmbH» vermittelt. In der «Einkommensplanung» wurden kontinuierlich steigende jährliche Ausschüttungen in Aussicht gestellt – von 2300 Franken steigend auf 9000 Franken. Es kam ganz anders: Bis heute hat das Paar total erst 9000 Franken erhalten.
Der Fonds wollte im Handel mit britischen Kapitallebensversicherungen Geld verdienen. Das geht so: Wenn Sparer eine Sparversicherung vorzeitig kündigen, erhalten sie von der Versicherung nur einen enttäuschenden Rückkaufswert. Der Fonds kauft solche Altpolicen, bietet diesen «Aussteigern» mehr Geld, zahlt die Prämien selber weiter und spekuliert auf einen Gewinn bis zum Ablauf der Police plus einen Schlussbonus.
«Die Anleger stehen vor einem Trümmerhaufen», sagt der deutsche Anwalt Jens-Peter Gieschen, der Opfer vertritt. Es drohten «erhebliche Vermögenseinbussen».
Im Dezember 2006 hat das Ehepaar auf Empfehlung von GIP rund 49000 Franken in den Hamburger «LF-Flottenfonds VIII» investiert. In der «Einkommensplanung» hat GIP jährliche Ausschüttungen in Aussicht gestellt, die innerhalb von 13 Jahren von 2300 auf 3200 Franken steigen sollten. Es wurde keine flotte Sache: 2007 erfolgten noch drei Auszahlungen von insgesamt rund 3800 Franken, seither kommt nichts mehr. Der drohende Verlust beträgt rund 45000 Franken.
Der Flottenfonds beteiligt sich an vier Schiffsunternehmen, die mehrheitlich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken. «Für die Anleger besteht die Gefahr des Verlusts des Grossteils ihrer Einlage», schreibt der deutsche Anwalt Dietmar Kälberer, der geschädigte Anleger vertritt. Inzwischen gibt es Firmen, die den Anteilseignern den Kauf ihrer Beteiligungen anbieten – zu einem Wert von nur gerade 10 Prozent der Investitionssumme.
Im Oktober 2008 hat GIP dem Ehepaar eine weitere Anlage in einen Fonds namens «Wölbern 03 KG/Proklima» vermittelt. Im Gespräch habe GIP von einer Investitionsrendite von 8 bis 12 Prozent gesprochen, erinnern sich die beiden. Eine Auszahlung ist noch nie erfolgt. Das Investment von umgerechnet 19400 Franken ist in höchster Gefahr. Die Fondsgesellschaft wurde zudem Opfer eines Betrügers.
Der Fonds «Wölbern 03 KG/Proklima» investiert in junge, sich noch im Aufbau befindende Firmen, die mit dem Klimaschutz Geld verdienen wollen. Solche Investments sind sehr riskant. Ein Totalverlust ist möglich.
Fazit: Die vier Empfehlungen der Firma Global Investment Partners (GIP) waren ein Flop. Von einer Fehlberatung will GIP-Chef Denis A. Meier allerdings nichts wissen. Und er dreht den Spiess um: Er habe den Kunden damals eine eigentliche Vermögensverwaltung angeboten, aber sie hätten das abgelehnt. Er behauptet: «Wir waren nachweislich in der Lage, 2008 und 2011 unsere Kunden vor den heftigen Verlusten an den Börsen grossteils zu schützen!»
Noch schlimmer als die Anlageflops war allerdings, dass die empfohlenen Investitionen vollständig in Euro getätigt wurden. Seither hat der Euro gegenüber dem Franken rund 30 Prozent an Wert eingebüsst. Mit einem so grossen Fremdwährungsanteil bescherte GIP den Kunden ein sehr hohes Klumpenrisiko. Dieser Vorwurf sei unverständlich, sagt Denis A. Meier von GIP.
Sicher ist nur: Meiers Firma hat gut verdient. Bei allen vier Anlagen musste das Ehepaar einen Ausgabeaufschlag – ein sogenanntes Agio – von 3 bis 5 Prozent zahlen. Insgesamt kamen so rund 8800 Franken zusammen. Diese gingen zum grossen Teil an GIP. Dafür musste das Ehepaar für die «Beratung» kein Honorar zahlen – ein schwacher Trost.
Tipps: Hände weg von geschlossenen Fonds!
Bei den vier im Text dargestellten Anlagegefässen handelt es sich um sogenannte geschlossene Fonds. Sie nehmen nur am Anfang – in der Platzierungsphase – Gelder entgegen, dann werden sie geschlossen. Anleger werden so zu Teilhabern an Unternehmen, mit allen Chancen und Risiken. Auch der Totalverlust ist möglich. Gängige Investitionsgüter für geschlossene Fonds sind Immobilien, Schiffe, Windparks, alternative Energien, ZweitmarktLebenpolicen, Film- und Fernsehprojekte sowie Wagniskapital für Jungfirmen.
Anleger binden sich hier für einen langen Zeitraum von 10 bis 25 Jahren. Ein vorzeitiger Ausstieg ist nicht vorgesehen, ein Börsenhandel findet nicht statt. Allerdings gibt es einen sogenannten Sekundärmarkt, auf dem Anleger ihre Anteile verkaufen können – allerdings nur mit einem grossen Verlust.
Die deutsche Fachzeitung «Finanztest» bezeichnet geschlossene Fonds als «Kostengrab». Ausgabeaufschlag und andere Kosten würden meist mehr als 10 Prozent des Anlegergeldes ausmachen, und das meiste gehe für Vertriebsprovisionen drauf. Die hohen Renditeprognosen würden nur in 6 Prozent der Fälle erreicht. «Finanztest» spricht von Milliardenverlusten.
Tipps:
Bei exotischen Anlagen ist äusserste Vorsicht geboten. Sie sollten in der Regel nicht mehr als rund 5 Prozent der Gesamtanlage ausmachen.
Wenn Vermittler für die Beratung kein Honorar verlangen, so erhalten Sie dafür Vertriebsprovisionen von Banken und anderen Finanzinstituten (K-Geld 2/2106). Diese Provisionen können den Ertrag empfindlich schmälern.