Gewinnversprechen im Internet: Vorsicht, Schneeball-Gefahr
Reich werden via Internet – angeblich ohne Risiko und ohne grossen Aufwand: Solche Angebote sind verbreitet und verführerisch. K-Geld sagt, warum Anleger misstrauisch sein sollten.
Inhalt
K-Geld 03/2016
25.05.2016
Letzte Aktualisierung:
18.06.2019
Johannes Plott
Regelmässig erhält K-Geld Anfragen von Leserinnen und Lesern zu verlockenden Anlageangeboten im Internet. Solche Websites stellen schnelle und überdurchschnittliche Profite in Aussicht. Bei einigen Angeboten handelt es sich aber nicht um reine Geldanlagen. Der versprochene Gewinn ist verbunden mit der Rekrutierung weiterer Anleger – ähnlich wie bei einem Schneeballsystem.
Einige Beispiele:
My Advertising Pays
Regelmässig erhält K-Geld Anfragen von Leserinnen und Lesern zu verlockenden Anlageangeboten im Internet. Solche Websites stellen schnelle und überdurchschnittliche Profite in Aussicht. Bei einigen Angeboten handelt es sich aber nicht um reine Geldanlagen. Der versprochene Gewinn ist verbunden mit der Rekrutierung weiterer Anleger – ähnlich wie bei einem Schneeballsystem.
Einige Beispiele:
My Advertising Pays
My Advertising Pays (MAP) ist ein englisches Unternehmen, das auf seiner Internetplattform Werbeplätze bzw. Werbebanner verkauft. Daran kann angeblich jeder mitverdienen. Interessenten müssen allerdings zuerst selbst Werbeplätze kaufen – und zwar in Form sogenannter Credit Packs zu 50 Dollar das Stück. Es spielt keine Rolle, ob sie als Privatpersonen diese Werbeplätze selber nutzen oder nicht.
Wichtig ist aber: Die Teilnehmer müssen jeden Tag mindestens zehn Werbebanner von anderen Teilnehmern anklicken, die auf der Plattform aufgeschaltet sind. Das soll die Besucherzahlen künstlich hochtreiben und damit die Attraktivität des Portals für «richtige» Werbetreibende erhöhen. Die MAP-Logik funktioniert so: Je mehr Banner angeklickt werden, desto eher kaufen aussenstehende Unternehmen Werbeplätze – und desto mehr verdient MAP.
MAP sagt, 95 Prozent des Gewinns würden an die Mitglieder ausgeschüttet. Für jedes Credit Pack winkt angeblich eine Rückzahlung von 60 Dollar. Das wäre ein Plus von 20 Prozent innert drei Monaten. Eine Garantie gibt es nicht.
Daneben gibt es laut MAP eine weitere Verdienstmöglichkeit: Jeder Teilnehmer profitiere von neuen Leuten, die er anwirbt. Von den gezahlten 50 Dollar pro Credit Pack geht dann eine Provision von 10 Prozent an den Teilnehmer.
Das sei kein Schneeballsystem, sagt MAP-Sprecher Tony Booth. Denn es werde ein reales Produkt vertrieben: Werbeanzeigen auf einer Internetplattform.
K-Geld meint: Hände weg! Es ist offen, ob diese Werbeplattform kommerziell je erfolgreich sein wird. Der Gerichtsstand ist übrigens Anguilla in der Karibik: Für Schweizer Anleger ist das keine gute Voraussetzung für ein Investment.
Beonpush
Beonpush versteigert Werbeplätze im Internet. «Wir nutzen die Einlagen der Teilnehmer, um Werbeplätze einzukaufen und diese zu einem höheren Preis zu verkaufen», sagt Roland Rupp, der Schweizer Sprecher der Firma. «Daraus resultiert der Gewinn.» Als Rendite stellt Beonpush für jedes Investment 50 Prozent in Aussicht – innerhalb von drei bis fünf Monaten.
Auch bei Beonpush gibt es Provisionen für das Anwerben neuer Anleger – 13 Prozent von jeder neuen Investition. Dennoch sagt Rupp, Beonpush sei kein Schneeballsystem. Kein Anleger müsse rekrutieren, wenn er nicht wolle.
K-Geld meint: Vorsicht vor Unternehmen, die mit derart unrealistischen Gewinnaussichten operieren.
Lopoca
Lopoca ist ein Webportal für Glücksspiele und Wetten mit Sitz in Malta. Auch hier wird das Anwerben neuer Kunden belohnt – allerdings nur, wenn die neuen Teilnehmer einen Umsatz generieren. Lopoca nennt das «Cashback Provisionen».
K-Geld meint: Glücksspiele und Wetten sind keine Basis für ein vernünftiges Investment.
Onecoin
Onecoin funktioniert im Prinzip gleich wie das bereits bekannte digitale Zahlungsmittel Bitcoin. Die per Internet verbundenen Teilnehmer oder Firmen können solche Geldeinheiten unter sich als Zahlungsmittel einsetzen. Die neue sogenannte Krypto-Währung Onecoin ist noch nicht allgemein handelbar. Doch die Teilnehmer der Plattform können sie bereits kaufen und innerhalb der Gemeinschaft handeln. Frühestens ab Ende 2016 soll jedermann diese digitale Währung kaufen können – angeblich mit der Chance auf Kursgewinne wegen steigender Nachfrage.
Um dabei zu sein, müssen die Teilnehmer unterschiedlich teure «Trading-Pakete» kaufen, mit denen sie die verschiedenen Stufen einer «Online-Akademie» durchlaufen. Diese soll sie zum Handel mit der Krypto-Währung qualifizieren.
Auch hier werden die Teilnehmer angehalten, ihren Profit zu steigern, indem sie neue Teilnehmer gewinnen. Für deren Investitionen in die «Trading-Pakete» erhalten sie eine Provision. Das sei ein «hochprofitables System», heisst es auf der Schweizer Onecoin-Website. 40 Prozent der Provisionen muss man aber wieder in Pakete reinvestieren.
Onecoin bestreitet den Vorwurf des Schneeballsystems. «Wir verkaufen ein reales Produkt: die Ausbildungspakete», erklärt Robert Prokop, einer der Vorreiter von Onecoin in der Schweiz.
K-Geld war auf einer Verkaufsveranstaltung von Onecoin in Rothrist AG dabei. Dort präsentierte sich ein gewisser Mike Lüscher als «Finanzexperte» und Broker und stellte tolle Gewinne in Aussicht. Die Stunde von Onecoin werde kommen, weil das weltweite Währungssystem am Zusammenbrechen sei. Anschliessend forderte er die Teilnehmer der Veranstaltung per E-Mail auf, möglichst viele vermögende Menschen «anzugehen» und sie zur Teilnahme zu bewegen.
K-Geld meint: Wenn der versprochene Ertrag vor allem über das Anwerben neuer Mitglieder erzielt werden soll, ist das ein Alarmzeichen. Solche Systeme können auf Dauer nicht funktionieren.