Gold als Geldanlage ist umstritten. Der 84-jährige Warren Buffett aus dem US-Gliedstaat Nebraska ist einer der weltweit erfolgreichsten Investoren – und lehnt Gold-Investitionen ab. Gold könne langfristig niemals so gut rentieren wie Unternehmen, die Güter und Dienstleistungen produzieren, sich weiterentwickeln und ihre Produktivität steigern, lautet seine These.
Ein Vergleich aus Sicht von Langzeitanlegern, die in Franken rechnen, zeigt denn auch: Gold hat über die ganze Periode der letzten 40 bis 50 Jahre weniger gut rentiert als eine breite Geldanlage in Aktien. Auch Schweizer Immobilienfonds rentierten besser.
Gold hat seine Rolle als letzte Sicherheit nicht immer erfüllt
Zudem gleicht die Preisentwicklung des Goldes einer Achterbahnfahrt, wie die Grafik auf dieser Seite vor Augen führt. Wer in das gelbe Edelmetall investierte, konnte sowohl Zeiten grosser Euphorie als auch Phasen schierer Verzweiflung durchleben. Denn Gold ist keineswegs so wertbeständig, wie viele Leute glauben. Der Preiszerfall ab Anfang 2013 illustriert dies eindrücklich.
Andererseits hat Gold in schweren Krisen seine Rolle als letzte Sicherheit und Zufluchtswährung meistens erfüllt – aber nicht immer. Auch das wird aus der Grafik ersichtlich:
- So verzeichnete Gold ausgeprägte Wertzuwächse in der ersten und der zweiten Erdölkrise, also 1973/74 sowie von 1978 bis 1980.
- Während des Aktiencrashs von 2000 bist 2003 blieb der Goldpreis immerhin stabil.
- Als in der Bankenkrise von 2007 bis 2009 die Schweizer Aktien 49 Prozent verloren, legte das Gold um 28 Prozent zu.
- 1990/1991, während des Überfalls des Iraks auf Kuwait allerdings war Gold kein stabilisierender Faktor: Es verlor fast gleich viel wie die Schweizer Aktien.
Gegenwärtig ist es in der Weltwirtschaft wie auf den Finanzmärkten relativ ruhig. Doch etliche Ökonomen und Finanzanalysten sehen darin bloss die Ruhe vor einem grossen Sturm.
Einer der Warner ist James Rickards, der seit 35 Jahren als Jurist und Banker an der Wallstreet tätig ist. In seinem Buch «Die Geldapokalypse» sagt er voraus, dass den Zentralbanken die Kontrolle über ihre Währungen entgleiten werde. Wenn es immer mehr Geld brauche, um die Wirtschaft vor einem Absturz zu bewahren, komme es schliesslich doch zum Kollaps.
Rickards rät den Anlegern, zehn Prozent ihres freien Vermögens in Gold zu investieren. Damit bewegt er sich noch im Rahmen der Standardempfehlung vieler Schweizer Geld- und Vermögensberater, die einen fünf- bis zehnprozentigen Goldanteil im Portfolio empfehlen.
Gold-Indexfonds: Von Bankenpleiten nicht betroffen
Wer in Gold investieren will, steht vor der Frage: auf welche Art? Zwei Möglichkeiten stehen im Vordergrund: börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sowie Barren/Münzen. Die an der Schweizer Börse kotierten Gold-Indexfonds haben mehrere Vorteile: Sie stellen Sondervermögen dar, das heisst, die Anleger kommen nicht zu Schaden, falls ihre Bank in eine finanzielle Schieflage geraten sollte. Die Fonds kaufen mit dem Geld der Anleger effektiv Goldbarren und lagern sie an einem sicheren Ort in der Schweiz. Die Fondsanteile lassen sich wie Obligationen oder Aktien leicht kaufen und verkaufen – während der Haltezeit sind sie im Wertschriftendepot verwahrt. Der Anleger kann, was die Währung betrifft, auswählen zwischen:
- Fonds auf Dollarbasis: Sie sind gewissermassen das Original. Denn der internationale Goldhandel findet in Dollar statt. Auch auf dem wichtigen Goldmarkt in London wird der Preis nicht in Pfund, sondern in Dollar fixiert. Allerdings sollte Fonds auf Dollarbasis nur in Betracht ziehen, wer bereits Dollar besitzt. Für Schweizer Anleger mit Frankenkonten sind sie nicht empfehlenswert. Denn Schweizer müssten zunächst Dollar kaufen – und Währungswechsel sind teuer. Das gilt auch später bei einem allfälligen Verkauf der Fonds, verbunden mit einer Rückführung des Gelds in Franken.
Kommt dazu: Schweizer Anleger, die Fonds auf Dollarbasis kaufen, gehen zwei Wetten ein: eine auf Gold und eine auf den Dollar. Fällt der Dollar bei gleichbleibendem Goldpreis, sinkt (in Franken gerechnet) der Wert der Fondsanteile. Und umgekehrt.
- Auf Franken lautende Fonds ohne Währungsabsicherung: Sie erübrigen den teuren Währungswechsel. Doch obwohl sie dann auch im Depot in Franken geführt werden, sind sie wie die Fonds auf Dollarbasis den Veränderungen des Wechselkurses ausgesetzt. Nur wer einen steigenden Dollar erwartet, sollte diese Fonds in Erwägung ziehen.
- Fonds mit Währungsabsicherung: Sie werden nicht nur in Franken gehandelt, sondern schalten auch den Einfluss des Wechselkurses aus. Ein Fall oder Anstieg des Dollars verändert den Wert der Fondsanteile nicht.
Diese Währungsabsicherung ist nicht gratis. Gegenwärtig kostet sie relativ wenig – etwa 0,3 Prozent pro Jahr. Die Kosten variieren aber im Zeitablauf und lassen sich nicht vorhersagen.
Zumindest ein Teil der Kosten wird aber langfristig wettgemacht. Dass der Dollarkurs wie seit Mai 2014 deutlich zulegt, ist ein Ausbruch aus einem sinkenden Trend. Seit 1914 hat der Dollar im Durchschnitt etwa anderthalb Prozent pro Jahr an Wert verloren. Die Annahme ist berechtigt, dass der Franken auch in Zukunft langfristig stärker als der Dollar sein wird.
Die Währungsabsicherung – von den Fachleuten «Hedging» genannt – schützt die Anleger nicht nur vor dem langfristigen Wertzerfall, sondern auch vor heftigen kurz- und mittelfristigen Schwankungen des Dollars. Diese sind unberechenbar und können gross sein. Schweizer Anleger sollten deshalb währungsgesicherten Gold-Indexfonds den Vorzug geben. Die Tabelle unten zeigt eine Auswahl.
Bei allen aufgeführten Fonds kann man die Fondsanteile nicht nur verkaufen, sondern auch gegen Goldbarren eintauschen. Vorbehalten bleiben währungspolitische oder sonstige behördliche Massnahmen, die die Auslieferung des Goldes untersagen oder «unzumutbar» machen, wie die Fonds in ihren Geschäftsbedingungen festhalten.
Zudem beschränkt sich die Standard-Auslieferung in der Regel auf 12,5-Kilo-Goldbarren, die für die allermeisten Anleger viel zu teuer sind. Ausnahme: Raiffeisen bietet auch einen Unzen-Fonds an. Wer daran denkt, vielleicht mal Gold zu beziehen, kauft somit den Raiffeisen Solid Gold Ounces.
Welcher Fonds auch immer: Erwerb und Verkauf verursachen Kosten. Bei Banken mit Minimalgebühren – beispielsweise 50 Franken – kann das bedeuten, dass man dreistellige Handelssummen vermeiden sollte. Es empfiehlt sich also, gleich für mehrere Tausend Franken zu kaufen. Ausserdem gehen während der Haltezeit je nach Depotgebühren und Fonds-Verwaltungskosten jedes Jahr 0,2 bis 0,8 Prozent Rendite verloren.
Barren/Münzen: Keine Liebhaberstücke und Spezialprägungen
Wer einen Zusammenbruch des Finanzsystems befürchtet, rechnet auch mit der Möglichkeit, dass Banken ihre Schalter schliessen. Das würde bedeuten, dass Fonds das Gold nicht ausliefern könnten und Kunden keinen Zugang mehr zum Bankschliessfach hätten – obwohl der Inhalt ihr Eigentum ist. Konsequenterweise empfiehlt deshalb James Rickards den Kauf von Goldbarren oder -münzen und die Lagerung «an einem sicheren Ort».
Aber wo? Anleger sollten diese Frage schon vor dem Kauf beantworten. Gold ist schwer und braucht nicht viel Platz. Wer dem Bankschliessfach nicht traut, kann das gelbe Metall zwar auch in einem Tresor in den eigenen vier Wänden lagern. Doch Einbrecher könnten dessen Öffnung erzwingen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwahrung bei bankenunabhängigen Goldhändlern. So bietet zum Beispiel Pro Aurum die Lagerung in einem Zollfreilager im zürcherischen Embrach an.
Auch wer Barren oder Münzen mit Franken bezahlt – eine Währungsabsicherung ist damit nicht verbunden. Vorteilhaft ist hingegen, dass keine jährlich wiederkehrenden Fonds-Verwaltungskosten anfallen.
Der Durchschnittsanleger sollte auf jeden Fall nur die gängigsten Barren und Münzen von absolut vertrauenswürdigen Anbietern erwerben und keine Spezialprägungen und Liebhaberstücke. Und auch nicht zu leichte Gewichte, weil sonst die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis schnell gegen zehn Prozent oder sogar darüber strebt.
Bei Goldbarren heisst das: eine Feinunze (31,1 Gramm) oder schwerer. Bei Münzen sind Golden Eagle (USA), Maple Leaf (Kanada), Krügerrand (Südafrika) und Nugget (Australien) mit einem Gewicht von einer Unze eine gute Wahl. Weniger vorteilhaft ist das Schweizer Goldvreneli mit einem relativ tiefen Goldgehalt und grosser Handelsspanne.
Edelmetallkonten: Kein Schutz in Krisenzeiten garantiert
Eine weitere Möglichkeit, in Gold zu investieren, sind Edelmetallkonten bei den Banken. Gerade für Anleger, die Gold als Schutz in schweren Krisenzeiten sehen, eignen sie sich aber nicht. Denn sie stellen kein Sondervermögen dar. Im Fall eines Konkurses der Bank werden sie wie normale Konten behandelt. Das heisst: Der Einlegerschutz ist auf 100 000 Franken beschränkt. Wobei auch diese Summe nicht in jedem Fall garantiert ist. Denn dem Einlegerschutz stehen insgesamt nur 6 Milliarden Franken zur Verfügung.