Ein Frühlingstag in Zürich. Die Bewohner des Seefeldquartiers werden aufgefordert, gebrauchte Ringe und Kettchen zu verkaufen. Ein Flugblatt in den Briefkästen wirbt für einen «Top-seriösen Gold- und Silberankauf». K-Geld macht sich mit mehreren Schmuckstücken auf ins Zürcher Hotel Sorell, wo der Goldhändler eine «persönliche Beratung» verspricht. Der von K-Geld mitgebrachte Schmuck (siehe Bild im PDF) enthält 39,3 Gramm 18-karätiges und 10 Gramm 24-karätiges Gold.
Die Dame an der Hotelrezeption verweist auf den Seminarraum im Parterre. Auf einem Tisch sind diverse Utensilien fein säuberlich aufgereiht: Feile, Zange, Vergrösserungsglas, Taschenrechner und Waage. Zudem liegen ein Plättchen aus schwarzem Kieselschiefer und ein Holzkästchen mit sechs Fläschchen voller Prüfsäuren bereit.
Ein Mann betritt den Raum und stellt sich als Herr Schuhmacher vor. Er beginnt, die vom K-Geld-Testverkäufer vorgelegten Schmuckstücke an einer Schieferplatte zu reiben. Den Abrieb beträufelt er mit dem sogenannten Königswasser, das vor allem Salz- und Salpetersäure enthält. Je nach Säure, bei der sich der Abrieb auflöst, lässt sich feststellen, ob es sich um echtes Gold handelt. Und falls ja, wie rein es ist.
Bald sind die mitgebrachten Schmuckstücke in drei Häufchen unterteilt. Eines besteht aus 18-karätigen Goldartikeln. Das sind Stücke, die zu drei Vierteln aus Gold bestehen. Schuhmacher zahlt nicht pro Artikel, sondern 25 Franken pro Gramm 18-karätiges Gold. Bei einem Feingoldpreis von knapp 42 Franken ist das mässig attraktiv. Denn drei Viertel davon entsprechen gut 31 Franken.
Auf dem zweiten Häufchen liegt reineres Gold. Den 10-Gramm-Feingoldbarren und das 10er-Goldvreneli möchte er nicht ankaufen. «Dafür kriegen Sie mehr bei der Bank», sagt Schuhmacher.
Das dritte Häufchen besteht aus Stücken, die nur vergoldet sind. Dazu gehört eine vergoldete Seiko-Uhr, die aus wenig werthaltigen Industriemetallen besteht. Dafür zahlt Schuhmacher nichts. Insgesamt will der fliegende Goldhändler für den Schmuck 1233 Franken zahlen.
Preisvergleich bei Schweizer Goldhändlern
Ist das ein guter Preis? K-Geld wollte es genau wissen und legte deshalb Anfang Mai den gleichen Schmuck weiteren Goldhändlern vor. In dieser Woche notierte der Preis für Feingold (24 Karat) bei Fr. 41.90 pro Gramm. Ein Gramm 18-karätiges Gold sollte also Fr. 31.43 wert sein.
Zunächst führt die K-Geld-Stichprobe ins Goldhaus in Zürich. Gewogen wird der Schmuck in einem Hinterzimmer. Der Kunde weiss also nicht, auf welches Gewicht sich die Offerte bezieht. Mitgeteilt wird bloss ein Pauschalpreis. K-Geld hat den Schmuck zuvor genau abgewogen. Daraus lässt sich schliessen, dass das Goldhaus nur 19 Franken pro Gramm 18-karätiges Gold zahlt. Und für die Steine auf den Ringen gibt es nichts. Dieser enttäuschende Erlös passt zu einem früheren Preisvergleich (K-Geld 1/2010).
Deutlich fairer ist das Angebot bei Metobal in Muttenz BL, wo es Fr. 28.60 pro Gramm 18-karätiges Gold gibt. Zudem war die Beratung kompetent. Man erfährt, dass jedes Schmuckstück eine kleine Prägung aufweisen sollte. Diese sogenannte Punzierung besteht aus zwei Elementen. Eingraviert ist zum einen die Verantwortlichkeitsmarke: Das ist das Siegel des Herstellers. Zum anderen ist die Reinheit des Goldes angegeben, beispielsweise 750 bei 18-karätigem Gold. Als Kunde hat man bei Metobal stets freien Blick auf die Anzeige der Waage.
Bei der Goldbörse an der Schifflände in Basel sind vor und im Laden grosse Plakate mit der Aufschrift «Testsieger Kassensturz» angebracht. Tatsächlich hätte der Verkauf der fünf Schmuckstücke hier am meisten eingebracht: 1497 Franken (siehe Tabelle im PDF). Unterschiedliche Erfahrungen machte K-Geld in Bern. Das Edelmetallgeschäft Johannes Müller würde 1462 Franken für die Schmuckstücke zahlen. Zwar erhält man dort einen etwas tieferen Goldpreis als in Basel, dafür wird der Verkaufserlös wegen den in den Ringen verarbeiteten Steinen etwas aufgerundet.
Gegenüber, an der Berner Neuengasse, befindet sich der Laden von Rent a Box. Der Besuch ist wenig vertrauenerweckend. Zunächst heisst es, eine Schätzung sei nur möglich, wenn man auch gleich dort verkaufe. Dann gibt es aber doch eine Ausnahme. Die Verkäuferin verschwindet mit dem Schmuck in ein Hinterzimmer. Der Prozess der Echtheitsprüfung und des Wiegens bleibt undurchsichtig. Nur 874 Franken würden dort die fünf Stücke einbringen – also fast 42 Prozent weniger als bei der Basler Goldbörse. Einen Preis pro Gramm will die Verkäuferin nicht angeben. Er entspräche nur Fr. 16.60.
Schliesslich wendet sich K-Geld noch an den Verband der Schweizer Goldschmiede und Uhrenfachgeschäfte: Was ist der faire Wert für den vorgelegten Schmuck? Der Verband rät zu einer «objektiven» Schätzung bei der Bruppacher Bijoux-Uhren AG in Zürich. Pro Gramm 18-karätiges Gold gab es dort Fr. 26.50 oder 1394 Franken für alles. Das war nur die viertbeste Offerte.
Das sollten Sie beim Verkauf von Altgold beachten
Informieren Sie sich über den aktuellen Goldpreis in Franken pro Kilo. Der Preis findet sich in Tageszeitungen oder im Internet, etwa auf Cash.ch (rechts auf Gold klicken).
Goldschmuck besteht oft aus 18-karätigem Gold. Die Stücke bestehen also zu drei Vierteln aus Feingold. Bestimmen Sie den Preis für dieses Gold selbst, bevor Sie zum Altgoldhändler gehen. Liegt der Kilopreis bei 42 000 Franken, teilen Sie den Grammpreis (42 Franken) durch vier und multiplizieren das Resultat mit drei. In diesem Fall ergibt das Fr. 31.50 pro Gramm. Achten Sie aber darauf, dass Sie beim Verkauf mindestens 85 Prozent des aktuellen Preises erhalten.
Verlangen Sie vom Verkäufer, dass er Ihnen freie Sicht auf die Waage gewährt. Notieren Sie das Gewicht der zu verkaufenden Stücke.
Möchten Sie Ringe verkaufen, die grössere Edelsteine enthalten, sollten Sie sich nicht mit dem Wert des Goldes zufrieden gehen. Suchen Sie eine Fachperson für Edelsteine (Gemmologe) auf und lassen Sie den Stein separat schätzen.
Nehmen Sie einen amtlichen Ausweis mit. Die meisten Schmuckankäufer verlangen einen Ausweis.