Grosse Versicherer wie Groupe Mutuel, Mobiliar und Zurich haben nicht auf neue und günstigere Konkurrenz reagiert: Das zeigt ein K-Geld-Vergleich der Prämien von Haftpflichtversicherungen.
Im letzten Jahr brachte der junge Versicherer Simpego eine Haftpflichtversicherung auf den Markt. Seine Prämien sind bei drei der vier von K-Geld verglichenen Musterhaushalten am günstigsten. Die teuersten Policen, nämlich diejenigen von Mobiliar und Groupe Mutuel, sind in allen vier Fällen rund doppelt so teuer wie bei Simpego. So zahlt etwa ein 40-jähriger Wohneigentümer bei Simpego Fr. 51.25 pro Jahr. Die Krankenkasse Sympany vertreibt die Simpego-Versicherungen zu den gleichen Preisen. Mit Fr. 110.40 verlangt Groupe Mutuel am meisten – mehr als doppelt so viel wie Simpego.
Haftpflichtpolice wechseln ist keine grosse Sache
Trotz dem Preisbrecher Simpego haben mehrere grosse Versicherer ihre Prämien in den vergangenen Jahren nicht oder kaum reduziert. Einzig CSS, Elvia und Helvetia senkten die Prämien für alle verglichenen Musterhaushalte seit 2019 – teilweise deutlich. Die zuvor schon teure Mobiliar schlug im gleichen Zeitraum noch auf. Offenbar vertrauen die teuren Versicherer darauf, dass sich ihre Kunden nicht um die Preise kümmern und deshalb Jahr für Jahr zu hohe Prämien zahlen.
Doch gerade bei derart standardisierten Versicherungsprodukten wie der Haftpflicht wäre ein Wechsel einfach. Die Haftpflichtprodukte der Versicherungen unterscheiden sich bei der Deckung nur unwesentlich. Man kann sich beim Wechsel allein auf den Preis konzentrieren und muss das Kleingedruckte nicht vergleichen. Es lohnt sich, mehrere Offerten einzuholen und einen Vertrag abzuschliessen, der jährlich kündbar ist.
Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist zwar freiwillig, aber dringend empfohlen. Sie übernimmt die Kosten, wenn ein Versicherter jemanden fahrlässig tötet, verletzt oder fremdes Eigentum beschädigt. Das geht im Extremfall in die Millionen – etwa wenn ein Versicherter einen Selbständigerwerbenden auf der Skipiste so schwer verletzt, dass dieser seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Die Haftpflichtversicherung übernimmt dann den gesamten künftigen Lohnausfall des Verunfallten und allenfalls ein Schmerzensgeld bis zur Höhe der vertraglich vereinbarten Summe. Das sind in der Regel 5 oder 10 Millionen Franken.
Natürlich deckt die Haftpflichtversicherung auch die Kosten bei Schäden von weniger grosser Tragweite, etwa wenn das Kind des Versicherten die Scheibe des Nachbarn einschlägt. Um die Prämie niedrig zu halten, wird die Haftpflichtpolice in der Regel allerdings mit einem Selbstbehalt abgeschlossen, beispielsweise von 200 Franken.
Vorsicht bei Zusatzdeckungen
Wie bei der Hausratversicherung sind viele Gesellschaften bei der Haftpflicht kreativ, wenn es darum geht, den Kunden Zusatzversicherungen zu verkaufen, etwa einen Handwerker-Notfallservice oder ein Paket Datenrettung und Virenentfernung. Bevor man einen solchen Zusatz abschliesst, sollte man die Versicherungsbedingungen genau lesen. Sinnvoll können vor allem die Zusätze Grobfahrlässigkeitsverzicht und das Fahren fremder Autos sein:
- Wer den Grobfahrlässigkeitsverzicht versichert, muss keine Leistungskürzung befürchten, wenn er einen Schaden grobfahrlässig verursacht. Das ist etwa der Fall, wenn der Versicherte mit dem Velo bei Rot über eine Kreuzung fuhr und einen Unfall verursachte. Bei einigen Versicherern ist der Grobfahrlässigkeitsverzicht Teil der Grunddeckung.
- Der Zusatz «gelegentliches Fahren fremder Autos» lohnt sich, wenn man hin und wieder das Auto oder den Töff von Bekannten benutzt. Bei einem Unfall übernimmt die Haftpflichtversicherung die Kosten für die Schäden an diesem Fahrzeug.
Allianz, Elvia, Helvetia und Vaudoise gewähren beim gemeinsamen Abschluss von Hausrat- und Haftpflichtversicherung einen Kombirabatt zwischen 5 und 15 Prozent.Auch die anderen Gesellschaften wollen ihren Kunden Haftpflicht und Hausrat zusammen verkaufen, meist als Haushaltversicherung. Wer sparen will, sollte Hausrat und Haftpflicht allerdings individuell versichern und sich je für das Angebot mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis entscheiden.