Ende 2018 hat Swisscard, eine Tochter der Credit Suisse, eine neue Kreditkarte ohne Jahresgebühr vorgestellt, die sogenannte Cashback- Kreditkarte. Das Besondere daran: Man kann die Kreditkarte auch mit Handys von Apple oder Samsung zum Einkaufen benutzen. Es ist das erste Mal, dass eine grosse Schweizer Bank Kunden Apple Pay (für iPhones ab Version 6) und Samsung Pay (für Samsung-Smartphones) anbietet. Damit kann man an den Kassenterminals, die das NFC-Logo tragen, direkt mit dem Handy bezahlen. Das Logo steht für kontaktloses Zahlen.
K-Geld wollte wissen, wie gut Apple Pay mit der Cashback-Kreditkarte funktioniert, und machte einen vierwöchigen Praxistest im Grossraum Zürich. Wo immer möglich, zahlte die Testperson mit dem Handy. Samsung Pay funktioniert genau gleich, da der Bezahlvorgang auf derselben Technologie basiert.
Zuerst braucht es die Cashback-Kreditkarte von Swisscard. Nach Erhalt muss man auf dem Smartphone die Wallet-App einrichten. Die Aktivierung dauert nur wenige Minuten: Zuerst auf dem Handy die Wallet-App öffnen. Nun gibt man die Daten der Kreditkarte (Nummer, Ablaufdatum und Prüfziffer) sowie den Namen des Kreditkarteninhabers ein. Swisscard autorisiert das iPhone automatisch via Internet und SMS. Nun ist das Gerät bereits eine Kreditkarte. Fortan braucht man fürs Bezahlen nur noch sein Handy. Die Kreditkarte kann man zu Hause lassen – sofern man nur in Läden einkauft, die NFC-Kassen haben.
Laut Marktführer Worldline sind in der Schweiz 95 Prozent von all ihren Kassen NFC-fähig. Worldline deckt nach eigenen Angaben knapp zwei Drittel aller Terminals ab. Der kleinere Konkurrent Concardis hat seine Schweizer Terminals zu 99 Prozent mit NFC ausgestattet. Visa und Mastercard schreiben, spätestens 2020 müssten alle Kassenterminals in Europa das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone akzeptieren.
Bei Selfscanning-Kassen als Bezahlmittel «Kreditkarte» wählen
Das Bezahlen funktioniert so: Das Handy kurz ans Kartenterminal halten, mit Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Zahlencode autorisieren – und die Rechnung ist bezahlt. Bei Self-Scanning-Kassen von Migros oder Coop muss man auf dem Bildschirm des Automaten als Bezahlmethode «Kreditkarte» wählen. Danach hält man das Handy wie erwähnt ans Terminal. Unterschied zur Kreditkarte: Dort muss für Einkäufe ab 40 Franken zur Sicherheit der persönliche PIN eingegeben werden.
Wer eine Uhr von Apple besitzt (Apple Watch), könnte auch damit bezahlen. So muss man nicht umständlich das Handy aus der Tasche hervorkramen. Einfach kurz ans Terminal halten und Seitentaste der Apple Watch zweimal anklicken.
Fazit nach einem Monat Apple Pay: Die Einrichtung der App und die Benutzung sind einfach. Das Bezahlen mit der App funktioniert. Im vierwöchigen Praxistest gab es keine Situation, in der das Bezahlen Schwierigkeiten bereitete. Es kam weder zu Fehlermeldungen noch zu Zahlungsabbrüchen. Die Zahlungsabwicklung ist schnell.
Das bargeldlose Zahlungssystem Twint (K-Geld 6/2018) kann mit Apple Pay nicht mithalten: Der Bezahlprozess ist bei Twint deutlich langsamer und es kann zu Fehlermeldungen kommen.
Ein Vorteil der Wallet-App im Vergleich zur klassischen Kreditkarte: Eine einzige Karte lässt sich auf diverse Handys übertragen. Man braucht also keine Zweitkarte, wenn man jemand anderem das Konto zugänglich machen will. Zudem: Partnerkarten sind zum Teil kostenpflichtig.
Als Konsument kann man sich fragen: Warum sollte man das Bezahlen per Handy wählen? Nötig sind ein Smartphone und ein Konto bei Swisscard oder kleineren Anbietern wie Cornèr Card. Einen Mehrwert sucht man zurzeit noch vergeblich.
Der Vorteil der Kreditkarten:
Es gibt sie bei allen Banken und in mehreren Varianten, die Kartenauswahl für Apple Pay und Samsung Pay ist noch beschränkt.
Apple Pay: Verkäufer erhält angeblich keine Kundendaten
Und wie steht es um die Sicherheit? Kommen Apple und Samsung damit an die Kreditkartendaten der Kunden? Apple Pay schreibt, man speichere keine personalisierten Transaktionsdaten. Überprüfen lässt sich das nicht. Zum Schutz der Bezahldaten setzt das Unternehmen auf einen Chip. Darauf speichert Apple Pay für jede Karte eine individuelle Nummer, die Original-Kreditkartennummer ist nicht auf dem Handy hinterlegt. Die individuelle Nummer wird beim Bezahlen ans NFC-Terminal des Händlers übermittelt und erst dort wird die Kreditkartennummer entschlüsselt und zur Kontoprüfung an die Bank weitergeleitet. Auch der Laden erhält laut Apple Pay keine Daten: Weder Kreditkartennummer noch den Namen oder andere persönliche Angaben.
Wer sein Handy verliert, verliert auch sein Zahlungsmittel. Das iPhone ist allerdings gesperrt und kann nur durch Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Zahlencode entsichert werden. Im Fall von Apple kann man die im verlorenen Handy hinterlegte virtuelle Kreditkarte per Internet löschen.
Bei Smartphones mit Android-Betriebssystem ist die Sicherheit geringer: Dem niederländischen Konsumentenmagazin «Consumentengids» gelang es kürzlich, diverse Android-Handys mit einem simplen Porträtfoto des Besitzers zu entsperren («K-Tipp» 1/2019). So könnte ein Dieb auf Kosten des rechtmässigen Besitzers bis zur Limite der Cashback-App einkaufen.