Die Angebote von Banken für Hypotheken sind recht unterschiedlich. Trotzdem begnügen sich bestehende oder künftige Immobilienbesitzer oft mit einer einzigen Hypothekenofferte. Vielen ist es zu aufwendig, bei mehreren Banken Angebote einzuholen und die Höhe der Zinsen zu verhandeln – obwohl sie damit viel Geld sparen könnten. Das zeigen Anfragen von Lesern bei K-Geld immer wieder.
Seit ein paar Jahren können Kreditsuchende ihren Aufwand deutlich verringern, wenn sie das Einholen von Offerten an einen Hypothekenvermittler delegieren. Dieser holt im Namen der Kunden bei verschiedenen Kreditgebern Angebote ein. K-Geld hat neun Hypothekenvermittler unter die Lupe genommen. Sie arbeiten mit Banken, Versicherungen, Pensionskassen und Anlagestiftungen zusammen.
Erster Zinsvergleich oft im Internet möglich
Der erste Kontakt mit einem Hypothekenvermittler erfolgt in der Regel via Internet. Oft spielt sich dann auch der Vermittlungsprozess online ab, zudem über Telefon oder Video-Chat. Bei den Vermittlern Feyn, Moneypark, Resolve und Tophypo sind ausser- dem persönliche Gespräche vorgesehen.
Bei sechs der Vermittler lassen sich schon im Internet erste Zinsen vergleichen. Dafür müssen Interessierte bestimmte Daten eingeben, etwa das Haushaltseinkommen, den Standort ihrer Immobilie und die Höhe der benötigten Hypothek.
Die Aussagekraft dieser ersten provisorischen Offerten ist sehr unterschiedlich. Hypoplus etwa, eine Tochterfirma von Comparis, liefert grobe Zinsbandbreiten. Bei Hypoteq tauchen nur Zinswerte für einzelne Laufzeiten auf.
Wesentlich weiter gehen die Zinsofferten von UBS Key4 Mortgages, Property Captain und Hypotheke.ch. Bei Key4 werden Zinssätze für verschiedene Hypothekentranchen vorgeschlagen. Es sind aber auch Zinsabfragen für Einzeltranchen möglich. Laut UBS-Sprecherin Ursula van ’t Hooft werden die tatsächlich offerierten Zinsen angezeigt. Auch bei Property Captain und Hypotheke.ch sehen Kreditsuchende individualisierte und konkrete Offerten. Nach der Registration und der Angabe der Handynummer erfährt man bei diesen beiden Vermittlern auch, welche Kreditgeber hinter den Angeboten stehen.
Günstige Zinsen via Hypotheke.ch
Der Vergleich von K-Geld zeigt: Die Offerten sind je nach Vermittler unterschiedlich. Beispiel: Ein Ehepaar mit den Jahrgängen 1972 und 1976 verfügt über ein Haushaltseinkommen von 150'000 Franken. Es sucht für sein Doppeleinfamilienhaus in Neftenbach ZH mit einem Verkehrswert von 1,25 Millionen Franken eine Hypothek von 480'000 Franken. Bei Hypotheke.ch bietet der jeweils günstigste Kreditgeber den Eheleuten eine Saron-Hypothek mit einer Marge ab 0,49 Prozent und eine 10-jährige Festhypothek für einen Zins von 1,98 Prozent an.
Eine Saron-Hypothek setzt sich aus dem Saron-Basiszins und der individuellen Gewinnmarge der jeweiligen Bank zusammen. Bei Property Captain liegt die tiefste Saron-Marge bei 0,65 Prozent, und 10 Jahre fix sind ab 2,19 Prozent zu haben. Hypotheke.ch offeriert für das Ehepaar über fast alle abgefragten Laufzeiten den tiefsten Zins. Einzig bei der 5-jährigen Festhypothek ist Moneypark mit 1,87 Prozent etwas günstiger.
Auf den Internetseiten der Vermittler Feyn, Resolve und Tophypo sind keine konkreten Offerten abrufbar. Sie machen erst nach einer Bedürfnisabklärung erste Zinsvergleiche. Dazu sagt Jonas Eckl von Resolve: «Zuverlässige Angebote sind nur mit vorangehender persönlicher Beratung möglich.»
Vermittler kassieren Provisionen
Hypothekenvermittler finanzieren sich über Provisionen, die sie von den Kreditgebern erhalten. Branchenüblich sind 0,1 Prozent der Hypothekarsumme pro Jahr Laufzeit. Beispiel: Bei einer 10-jährigen Festhypothek von 500'000 Franken ist das eine Provision von 5000 Franken, die indirekt der Hypothekarnehmer bezahlt. Hypoplus, Moneypark und Resolve verlangen zusätzlich Geld direkt von den Kunden. Bei Moneypark werden für eine Ersthypothek 980 Franken fällig, für eine Erneuerung 490 Franken. Hypoplus verlangt eine Pauschale von Fr. 269.25. Bei Resolve hängt die Honorarhöhe von der Mandatsvariante ab. In der Regel sind es 800 Franken.
Mit offenen Karten spielt der Vermittler Hypotheke.ch: Die Provision wird aufgrund einer einheitlichen Formel berechnet. Das Minimum beträgt 800 Franken, das Maximum 15'000 Franken. Jeder Kunde kann mit Hilfe der Formel auf der Internetseite selber ausrechnen, was Hypotheke.ch erhält. Liegt die Provision über dem Betrag der Formel, geht die Differenz an den Kunden.
Hypothekarnehmer müssen viele Daten preisgeben
Bei allen Hypothekenvermittlern gilt: Verbindliche Offerten erhalten die Kunden erst, wenn sie alle erforderlichen Dokumente eingereicht haben. In der Regel geschieht dies elektronisch. Dazu gehören zum Beispiel Lohnausweis, Steuererklärung, Grundbuchauszug, Im-mobilienschätzung, Bankauszüge, Pensionskassenausweis, Betreibungsregisterauszug und je nach Alter ein Auszug des individuellen Kontos der AHV.
Adrian Wenger ist Hypothekarexperte beim VZ Vermögenszentrum. Er weiss, dass viele Kunden von Hypothekenplattformen einem Vermittler ungern derart viele persönliche Daten in elektronischer Form anvertrauen. Denn häufig ist nicht klar, wem der Vermittler die Daten zugänglich macht und ob er sie allenfalls an Dritte weiterverkauft.
Die Comparis-Tochter Hypoplus sagt, man benutze die erhaltenen Daten weder kommerziell noch für Marketing. Zugänglich gemacht würden die Daten nur ausgewählten Hypothekenpartnern. Moneypark-Chef Lukas Vogt weist darauf hin, dass jeder Kunde eine Einverständniserklärung zur Datenübermittlung unterzeichnen müsse. Erst dann würden die Daten an Finanzierungspartner weitergegeben, über die man vorgängig mit dem Kunden gesprochen habe. Die Systeme von Moneypark seien strikt von jenen der Muttergesellschaft Helvetia getrennt. Lukas Vogt: «Niemand muss befürchten, dass er vier Wochen nach dem Abschluss einer Hypothek Werbung von der Helvetia für eine Autoversicherung erhält.»
Bei einem Rückzieher droht Umtriebsentschädigung
Wichtig: Wer sich auf einen Hypothekenvermittler einlässt, sollte sich bewusst sein, dass man die verbindlichen und ausgehandelten Offerten nicht einfach ausschlagen kann. Bei einem Rückzug müssen Kreditsuchende oft mit einer Umtriebsentschädigung rechnen. So kostet ein Ausstieg bei Hypoplus 2154 Franken, bei Moneypark sind es 2500 Franken. Lediglich die Vermittler Property Captain, Tophypo und Key4 verzichten gemäss eigenen Angaben auf eine Entschädigung.