Die Belvoir Group AG (nicht zu verwechseln mit der Belvoir Capital AG) hat ihr Domizil an der noblen Adresse Bahnhofstrasse 30 in Zürich. Von dort aus suchen Mitarbeiter telefonisch in der ganzen Schweiz nach Investoren. Ihnen wollen sie Hochrisiko-Aktien andrehen – und zwar von Unternehmen wie Screen24, Recycling Services, Jarl Swiss, Swiss Logistic Solutions oder Hyposcout. Das sind ausschliesslich sogenannte Start-ups, also Jungunternehmen, die noch im Aufbau sind. Wenn sie den Durchbruch nicht schaffen, ist das Geld der Investoren verloren. Neun von zehn Start-ups scheitern.
Ein Insider hatte Einsicht in die Verträge. Er sagt: Die Belvoir Group kassiert von den Unternehmen, deren Aktien sie verkauft, hohe Provisionen «zwischen 30 und 50 Prozent». Das erinnert an die Vorgänge um die konkursite Pharmafirma Amvac, bei der die Aktienverkäufer Provisionen in der Höhe von 60 Prozent des Verkaufspreises kassierten (K-Geld 4/2016).
Belvoir-Group-Verwaltungsratspräsident Giorgio Keller bestreitet dies. Zur effektiven Höhe der Provisionen äussert er sich nicht.
Als sich der K-Geld-Informant bei der Belvoir Group um eine Stelle bewarb, empfing ihn Fredy Piller zum Vorstellungsgespräch. Fredy Pillers Engagement bei der Belvoir Group ist insofern bemerkenswert, als er in der «Neuen Zürcher Zeitung» der Leserschaft noch letztes Jahr auf zwei Seiten so vorgestellt wurde: «Inhaber» von Recycling Services AG, Screen24 AG, Mail Boxes Etc. (Jarl Swiss AG, Swiss Logistic Solutions AG) und Mitgründer der Hyposcout AG. Also just als Inhaber jener Firmen, für welche die Belvoir Group nun auf Investorensuche geht.
Die Aktien von Screen24 und von Recycling Services wurden in der Vergangenheit von weiteren Firmen per Telefon Investoren angeboten: von den beiden Aktiengesellschaften Safecore und Salfried. Gegen Personen dieser beiden Firmen ermittelt die Zuger Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf diverse Wirtschaftsdelikte im Fall des gescheiterten Pharma-Start-ups Amvac.
Seit Juli 2018 heisst die Belvoir Group übrigens Venstone AG. Sie musste den Namen auf Druck der Belvoir Capital AG ändern. Diese seriöse Vermögensverwaltungsfirma aus Zürich hatte geltend gemacht, die anrüchigen Geschäftspraktiken der Belvoir Group schadeten ihrem guten Ruf.
Aktienverkauf per Telefon: «Totalverlust möglich»
Verschiedene Unternehmen suchen zurzeit Käufer, um ihnen hochriskante Aktien anzudrehen. Einige Beispiele:
Die JP Capital (Suisse) GmbH aus Cham ZG sucht Investoren für die X-Bet AD aus Bulgarien. Diese will mit Online-Wettspielen Geld verdienen. Die X-Bet selber sagt: «Eine Anlage in Aktien von X-Bet ist spekulativ und der Anleger kann einen Totalverlust erleiden. Es handelt sich um ein illiquides Private-Equity-Geschäft. Für die Aktien der X-Bet besteht zurzeit kein Markt.»
IFS Marketing und IFS Financial Services (beide unter www.ifsmarketing.org) mit Domizilen in New York und Glattbrugg ZH suchen Investoren für die Texxon Oil Corp. Sie soll lukrative Öl-Deals in Planung haben. Bis anhin hat die Texxon Oil nichts verdient.
Weitere Aktienverkäufer:
Warnliste: Beachten Sie auf www.kgeld.ch auch die Warnliste in der Rubrik «Finanzberater und Geldanlage-Firmen».
Aufruf
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