Die Hypothekarzinsen in der Schweiz stiegen in den letzten Monaten deutlich. Trotzdem liegen sie historisch betrachtet noch immer auf einem tiefen Niveau. Die durchschnittlichen Zinssätze für zehnjährige Festhypotheken lagen Ende Dezember bei 1,32 Prozent, am 16. Mai bei 2,47 Prozent. Das
zeigt der Zinsentwicklungs-Indexdes Hypothekenvermittlers Moneypark. Die Credit Suisse prognostiziert weiter steigende Zinsen bei Festhypotheken.
Finanzinstitute prophezeiten in der Vergangenheit schon oft eine Zinswende – ohne dass es dann tatsächlich zu einem konstant steigenden Hypozinsniveau kam. Im Gegenteil: 1994 lag der Satz für Hypozinsen noch bei rund 6 Prozent. Seitdem sanken die Zinsen. Aber Rolf Böni, Vize-Chefökonom des Schweizerischen Bankvereins, kommentierte 1994: «Mit 4,75 und 5,25 Prozent befinden wir uns bei einem für die Schuldner günstigen Niveau.» Er empfahl: «Jetzt die Zinsen festmachen.» Seiner Bank bescherten die Kreditnehmer, die seinen «Rat» befolgten, wegen der sinkenden Zinsen ein gutes Geschäft.
Falsch eingeschätzt hatte die Entwicklung auch Alois Bischofberger, damals Chefökonom der Schweizerischen Kreditanstalt: «Der Spielraum nach unten ist sehr klein geworden.» Und Professor Bernd Schips, damals Leiter der Konjunkturforschungsstelle an der ETH, orakelte: «Die langfristigen Festzinshypotheken werden kaum deutlich unter die 5-Prozent-Grenze fallen. Jetzt sollte man die Zinsen mit einer Festhypothek anbinden.»
Prognosen liegen weit über den effektiven Zinswerten
K-Geld stellte schon vor neun Jahren fest, dass Banken mit ihren Prognosen weit über den effektiven Marktzinsen lagen. So erwarteten fünf Banken in ihrer 12-Monate-Prognose für den August 2012 bei Festhypotheken mit mittlerer Laufzeit Zinsen von durchschnittlich 3,5 Prozent. Effektiv lagen sie bei rund 1,5 Prozent – also 2 Prozentpunkte tiefer (K-Geld 3/2013).
Warum sind die Profis der Banken bei ihren Prognosen oft zu pessimistisch? Moneypark-Chef Stefan Heitmann witterte schon vor Jahren eine Geschäftsstrategie. «Viele Banken kündigten bewusst steigende Zinsen an. So können sie gewinnträchtigere Langfristhypotheken verkaufen», sagte er damals («Saldo» 15/2014). Auch der inzwischen verstorbene Wirtschaftsprofessor Walter Wittmann sagte einmal: «Wer im Hypogeschäft tätig ist, liefert immer Prognosen, die ihm selbst am meisten bringen.»
Viele lassen sich von Warnungen verunsichern und schliessen lange Festhypotheken ab. Doch das kann teure Folgen haben. Beispiel: Ein Hausbesitzer möchte den Tiefzins im Mai 2010 langfristig anbinden. Er schliesst eine zehnjährige Festhypothek über 300 000 Franken zu 2,5 Prozent ab. Doch statt zu steigen, sinken die Zinsen. Der Kreditnehmer hätte in diesen zehn Jahren 75 000 Franken Festzins an seine Bank gezahlt. Mit einer Liborhypothek (Zinssatz: 1 Prozent) wäre er viel günstiger gefahren. Er hätte nur 30 000 Franken Hypozins gezahlt – und 45 000 Franken gespart.