Landschaftsgärtner Mauricio Fernández hat gerade Bäume gepflanzt und dafür 800 Jarama erhalten. Jetzt macht er seinen Einkauf im Bio-Laden in Rivas, einem Vorort von Madrid. «Der Jarama ist unsere lokale Währung», erklärt der 49-Jährige. Benannt ist die Parallelwährung nach dem örtlichen Fluss. Ursula López (34), Mitbesitzerin des Ladens, sagt: «Wir haben immer mehr Kunden, die so zahlen.» Sie findet das gut: «Der Jarama hilft, dass der Gewinn lokal entsteht und lokal ausgegeben wird.»
Die Idee für den Jarama entstand vor zwei Jahren beim gemeinnützigen Kulturverein Vacia Rivas. Im Umlauf ist die Währung seit etwa einem Jahr. Zu einem Kurs von eins zu eins können Leute Euro in Jarama eintauschen. Zurücktauschen können nur die Geschäfte. Die Leute bekommen dann wieder Euro, zahlen aber 2 Prozent Gebühren. Damit werden soziale Projekte unterstützt.
Bezahlt wird per App. Jarama-Geldscheine werden nur bei besonderen Anlässen ausgegeben. Zum Beispiel zum landesweiten Kongress der lokalen Währungen im Sommer 2018 in Rivas. In Spanien entstanden in jüngerer Zeit etwa 100 solcher Währungen.
«Bisher wurden mehr als 20000 Jarama umgesetzt», sagt Mauricio Fernández, der zu den Initiatoren der lokalen Währung gehört. Für die Einführungsphase sei das ganz gut. Jetzt will man die Gemeindeverwaltung davon überzeugen, mitzumachen und etwa Hilfsleistungen an Bedürftige in Jarama auszuzahlen.
Im Schreibwarenladen um die Ecke kann Fernández auch mit Jarama zahlen. Besitzerin Nuria Santacruz ist erst seit kurzem dabei. «Ich finde jede Initiative gut, die dazu führt, dass die Leute ihr Geld hier in Rivas lassen und nicht sonstwo ausgeben», sagt die 34-Jährige. Der örtliche Kinderpsychologe, die Besitzer eines Kleidergeschäfts, ein Architekt, oder das «Coolture Café» gehören ebenfalls zum Netzwerk. «Wir sind sogar eine Wechselstube», erklärt Wirt Pedro Requena (59). Er hat Dutzende von Konten an seinem Computer hinter dem Tresen eröffnet. «Die Kunden laden die App aufs Telefon und geben mir Euro. Ich schreibe ihnen Jarama gut.»
Fernández zahlt einmal mehr per App. Weniger als 50 von seinen 800 Jarama hat er heute ausgegeben. «Ich muss wohl einen Teil gegen Euro eintauschen», sagt er. Das tue er ungern. Aber solange seine Zulieferer, etwa der örtliche Werkzeughändler, keine Jarama akzeptieren, bleibe ihm nichts anderes übrig. «Wir müssen das Netz ausbauen», sagt Fernández und schliesst sein elektronisches Portemonnaie.