Bisher liessen sich die Banken in der Schweiz viel Zeit für die Ausführung von Zahlungsaufträgen – auch dann, wenn der Kunde den Auftrag per E-Banking selber erledigte und die Transaktion elektronisch ohne weiteres Zutun der Bank erfolgte. Auch dann dauerte es Stunden oder – falls ein Wochenende dazwischen lag – Tage, bis das Geld auf dem Konto des Empfängers ankam.
Anders in EU-Ländern: Dort bieten Banken seit Ende 2017 Internetzahlungen in Euro an, die innert maximal zehn Sekunden dem Konto des Empfängers gutgeschrieben werden («Saldo» 13/2018). In der Regel kostet eine solche Zahlung mehr als eine reine Internetüberweisung. Bei der Frankfurter Bank 1822 direkt etwa werden 99 Cent pro Auftrag fällig, bei der Sparkasse Hannover sind es 2 Euro. Diesen Februar entschied nun der EU-Rat, dass bis Oktober 2025 alle Banken in sämtlichen EU- und EWR-Ländern solche Sofortzahlungen anbieten müssen. Die Gebühren dafür dürfen nicht höher sein als jene für eine Standardüberweisung. Diese ist meist gratis.
Jetzt führen die Nationalbank und der Zahlungsdienstleister Six Instant-Zahlungen auch in der Schweiz ein. Dabei handelt es sich um Internet-Überweisungen im Inland bis zum Maximalbetrag von 20000 Franken. Innert zehn Sekunden wird ein Frankenbetrag von einem Bankkonto auf ein anderes überwiesen – rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres. Das Geld ist beim Empfänger sofort verfügbar.
In der Schweiz ist meist nur der Geldempfang möglich
Seit dem 20. August müssen alle grösseren Schweizer Banken in der Lage sein, Instant-Zahlungen zu empfangen und zu verarbeiten. Diese Banken decken rund 95 Prozent der Kundenzahlungen in der Schweiz ab. Für die übrigen Banken gilt für die Einführung eine Frist bis Ende 2026.
Das Problem: Die Banken sind nur verpflichtet, Instant-Zahlungen zu empfangen, aber nicht, solche zu versenden. So bietet die Mehrheit der Banken ihren Kunden lediglich den Empfang von Schnellzahlungen an. Das belegt eine Umfrage von K-Geld bei den zwölf grössten Deutschschweizer Banken.
Lediglich Kunden der Raiffeisen-Banken, der St. Galler Kantonalbank, der UBS und eine vorerst kleinere Gruppe von Kunden der Berner Kantonalbank können im E-Banking auswählen, ob ein Zahlungsauftrag sofort oder in «normalem» Tempo ausgeführt werden soll. Bei der Berner Kantonalbank ist der Versand kostenlos, Raiffeisen und die St. Galler Kantonalbank belasten 2 Franken pro Überweisung. Teuer wird es bei der UBS: Mit Bankpaket sind pro Zahlung Fr. 5.–, ohne Fr. 5.30 zu entrichten.
Die übrigen acht Banken sagen nicht, wann sie für ihre Kunden Instant-Zahlungen einführen und was diese kosten werden. Die meisten Institute äussern sich auch nicht zur Frage, weshalb sie diesen Service nicht schon heute anbieten. Die Postfinance sagt, Instant-Zahlungen hätten «einen sehr hohen Anspruch an Verfügbarkeit». Mit der Beschränkung auf den Empfang könne man Erfahrungen sammeln, bevor man die Option Senden einführe.
Allerdings: Wenn kaum ein Bankkunde Geld in Echtzeit senden kann, können die Banken auch nicht viel empfangen. Alain Bichsel von Six ist dennoch zuversichtlich: Eigene Umfragen würden zeigen, dass viele Finanzinstitute den Versand von Instant-Zahlungen anbieten möchten.
Kostenlose Instant-Zahlung bei Aargauer Regionalbank
Kundenfreundlicher ist in dieser Frage die Hypothekarbank Lenzburg AG. Bei der Regionalbank können alle Kunden ab sofort zum Nulltarif Instant-Zahlungen vornehmen. Dazu sagt Marc Fischer, Vizedirektor der Bank: «Wir wollen unseren Kunden frühzeitig Zugang zu den Weiterentwicklungen im Zahlungsverkehr verschaffen.» Wichtig sei es auch, Instant-Zahlungen gebührenfrei anzubieten. «Sonst würde diese niemand nutzen.»
In diesen Fällen kann die Instant-Zahlung nützlich sein
Im Zahlungsverkehr spielt es bei vielen Überweisungen keine Rolle, wenn das gesendete Geld erst nach einiger Zeit beim Empfänger eintrifft. Es gibt aber Situationen, in denen es schnell gehen sollte:
- Nützlich ist eine Sofortüberweisung, wenn es darum geht, eine Zahlungsfrist gerade noch einzuhalten, um Mahngebühren oder Verzugszinsen zu vermeiden – oder kurzfristig den Beitrag für die Säule 3a zu zahlen, damit er noch im alten Jahr verbucht und in der Steuererklärung abgezogen werden kann.
- Instant-Zahlungen machen auch den Kauf eines Occasionsautos möglich, ohne dass man bündelweise Bargeld mit sich führen oder die Limite der Debitkarte anheben muss. Denn Käufer und Verkäufer sehen unmittelbar, ob die Transaktion erfolgt ist. Weiter lassen sich mit Instant-Zahlungen Prepaid-Kreditkarten im Handumdrehen aufladen.
Geld in Echtzeit zu verschieben, ist allerdings auch für Betrüger interessant. Denn so lassen sich ergaunerte Beträge rasch von einem Konto und Land zum nächsten transferieren – und die Spuren verwischen. In den europäischen Ländern, die Instant-Zahlungen bereits einführten, stiegen die Betrugsfälle stark an. Die grossen Schweizer Banken versprechen gegenüber K-Geld, sie würden für Instant-Zahlungen hohe Sicherheitsstandards einführen, die laufend überprüft und weiterentwickelt würden. Stuften die Systeme eine Instant-Zahlung als potenziell betrügerisch ein, werde diese nicht ausgeführt.