Wer in die Kraft der Sonne investieren will, kann Obligationen kaufen. Seit Anfang Jahr zum Beispiel von der IBB Energie AG. Die Gelder investiert die Firma in regionale Anlagen für Strom aus erneuerbaren Quellen. Die im Juli 2013 gegründete Tochterfirma der IBB-Holding in Brugg erstellt und betreibt Solaranlagen im Aargau. Das Versprechen an die Obligationäre: 2 Prozent Zins über eine Laufzeit von 5 Jahren. Ein Anleger kann Obligationen in Tranchen von 1000 Franken zeichnen. Nach den fünf Jahren werde das investierte Geld zurückgezahlt. Die Zeichnungsfrist läuft bis Ende April.
Die IBB will vorerst Obligationen in der Höhe von einer halben Million Franken unters Volk bringen. Später sei eine Erhöhung auf eine Million Franken möglich. Das sagte IBB-Geschäftsführer Eugen Pfiffner dem «Regionaljournal Aargau/Solothurn» von Radio SRF. Nicht nur SRF, auch die «Aargauer Zeitung» machte ihre Leser in Artikeln auf die neue Investitionsmöglichkeit aufmerksam – ohne Hinweis auf ein Risiko. Denn: Wenn das Solargeschäft schlecht läuft – etwa wegen einer Kürzung von Fördergeldern oder effizienteren Technologien – und das Unternehmen scheitert, könnten Anleger das gesamte investierte Kapital verlieren. Die IBB ist anderer Ansicht: Die Obligationäre hätten gleich zwei Garanten für ihre Anlage, die «äusserst kreditwürdige» IBB-Holding und die IBB Energie.
Dennoch: Laut dem Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode D&B Schweiz in Urdorf ZH machten 2013 in der Schweiz rund 4500 Firmen Konkurs: «In mehr als die Hälfte waren Unternehmen, die weniger als fünf Jahre existierten, verwickelt.» Und Rolf Biland, Anlagechef des VZ Vermögenszentrums in Zürich, sagt: «Erfahrungsgemäss ist das Risiko im Bereich erneuerbarer Energien besonders hoch. Das kapitalintensive Geschäft hängt stark von politischen Strömungen, Regulationen und Subventionen ab.» Für Privatanleger gibt es sicherere Anlagen. Beispiel: Für eine 5-jährige Kassenobligation der Cembra-Bank (früher GE Money Bank) erhalten sie 1,5 Prozent Zins im Jahr und haben den Einlagenschutz von 100 000 Franken.
Solar-Unternehmen: Risiken bei Anlagen in Obligationen und Aktien
Das Solar-Geschäft hat auch für Aktionäre Schattenseiten. Das belegt der Schweizer Solarstromproduzent Edisun Power Europe AG in Zürich. Aufgrund der «angepassten Strategie und des anhaltenden Kostendrucks» nimmt der Verwaltungsrat die Aktie von der Schweizer Börse. Ab 27. Februar 2015 ist der Titel nur noch nebenbörslich handelbar. Edisun-Aktionäre zahlten 2009 einen Ausgabepreis von 108 Franken. Mitte März 2014 war die Aktie noch rund 25 Franken wert. Verlust: rund 80 Prozent. Rainer Isenrich von Edisun erklärt den Kurssturz mit Wechselkursverlusten, geringerer Nachfrage für erneuerbare Energien und der Vorsicht der Investoren.
Mit ihrem Sturzflug an der Börse reiht sich Edisun in eine illustre Liste verlustbringender Solar-Unternehmen ein. Im März hatte die deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz das Unternehmen Solarworld als einen der «grössten börsennotierten Kapitalvernichter» Deutschlands bezeichnet. Wer vor fünf Jahren Aktien kaufte, verlor laut Schutzvereinigung 97 Prozent seines Geldes.
Tipps: So scheint im Depot eher die Sonne
- Statt Einzeltitel besser Indexfonds kaufen, die auf mehrere Energieträger setzen: Sonne, Wind, Wasser, Biomasse usw. So lässt sich das Risiko streuen.
- Wer in Solaraktien investiert, braucht einen Zeithorizont von mindestens zehn Jahren. Denn themenspezifische Investitionen wie erneuerbare Energien und andere Einzelbranchen schwanken meist deutlich stärker als der Gesamtmarkt.
- Vorsichtige Anleger investieren höchstens 5 Prozent ihres Vermögens in erneuerbare Energien.