«Wir frieren den Hypozins ein», verkündete die Berner Kantonalbank (BEKB) auf Werbeplakaten und auf ihrer Website. Das Angebot tönt gut: 1 Prozent Zins auf Festhypotheken mit Laufzeiten von zwei bis zehn Jahren.
Die Offerte kam Jonas Lang aus Aefligen BE wie gerufen. Ende Juli läuft seine Hypothek von 250 000 Franken aus. Schon im Februar erkundigte sich der BEKB-Kunde bei seinem Berater nach den Konditionen für einen Neuabschluss: Die Kantonalbank offerierte ihm einen Zins von 1,33 Prozent für eine 10-jährige Festhypothek. Das Angebot war nicht schlecht, aber eben auch nicht gut. Lang lagen zwei bessere Angebote von Konkurrenten vor. Langs BEKB-Berater riet ihm, dennoch zuzuwarten. Denn im April/Mai vergrössere sich der Spielraum «im Rahmen einer Promotion».
Tatsächlich lancierte die BEKB im April ihre 1-Prozent-Aktion. Lang reagierte sofort. Doch die Bank beschied ihm, die Aktion sei «ausschliesslich für Neukundinnen und Neukunden vorgesehen».
In der Werbeaktion war davon nichts zu lesen. Im Gegenteil: Die Bank sprach ausdrücklich auch bisherige Kunden mit auslaufender Hypothek an: «Haben Sie eine Hypothek auf Ihrem Eigenheim, die ausläuft? Oder träumen Sie von einem Eigenheim oder einer Ferienwohnung und suchen die passende Finanzierungslösung? Dann nutzen Sie den günstigen Zeitpunkt, und entscheiden Sie sich für das einmalige Finanzierungsangebot der BEKB.»
K-Geld konfrontierte die BEKB mit dem Widerspruch. Die Bank beharrt auf ihrem Standpunkt, dass die Aktion nicht für die Verlängerung eines bestehenden Hypothekarkredits gelte, sondern nur für neue Kunden und für bisherige Kunden, die neu ein Eigenheim finanzieren wollen. BEKB-Sprecher Alex Josty räumt einzig ein: «Die Kommunikation ist im vorliegenden Fall nicht hundertprozentig klar.» Gleichzeitig sagt Josty, die BEKB sei ein seriöses Institut, das nicht mit unlauteren Angeboten und missverständlichen Botschaften neue Kunden gewinnen wolle.
Die BEKB bot an, den Fall von Kunde Lang noch einmal zu prüfen und nach einer Lösung zu suchen. Lang ging ein weiteres Mal auf die Bank zu. Ein verbessertes Angebot erhielt er jedoch nicht. Lang sagt, der erneute Kontakt mit der Bank sei «nichts als Schall und Rauch» gewesen. Und: «Die Bank benötigte eine ganze Woche, bis mir der zuständige Sachbearbeiter mitteilen konnte, dass es nichts Neues zu sagen gibt.» Die Frage nach den Gründen lässt der Sprecher der Bank unkommentiert.
Am Tag nach der Intervention von K-Geld war die 1-Prozent-Aktion übrigens von der Website der BEKB verschwunden. Mit der Anfrage von K-Geld habe das nichts zu tun, sagt Sprecher Josty. Man habe die Aktion vom Netz genommen, weil sie grosses Interesse hervorgerufen habe.
Die Bank hatte angekündigt, das Sonderangebot gelte befristet bis am 14. Juli 2017 – mit der Einschränkung «solange Vorrat». Eine eigenartige Formulierung im Zusammenhang mit Hypothekarkrediten.
K-Geld wollte deshalb von der BEKB wissen, wie viele Einzelkredite beziehungsweise welche Kreditsumme die Bank im Rahmen der Aktion bereitgestellt habe. Die Bank gab keine Antwort – weder zur Anzahl der vergebenen 1-Prozent-Hypotheken noch zur gesamten Kreditsumme, die für einen Zins von 1 Prozent vergeben worden ist. Josty sagt nur: «Die Limitierung eines Aktionsangebots ist eine übliche Massnahme im Bankgeschäft.»