«Ich möchte eine höhere Rendite als auf dem Bankkonto, aber ohne grössere Risiken einzugehen.» So oder ähnlich äussern sich viele Sparer. Banken und andere Geldverwalter verkaufen diesen Anlegern gerne Fonds und andere Produkte mit einem hohen Obligationen- und einem tiefen Aktienanteil. Typisch für diese Fonds sind Beinamen wie «konservativ», «Einkommen» oder «Zinsertrag».
Der Fonds «Einkommen» der Zürcher Kantonalbank mit der Kennnummer CH0002379268 ist ein Beispiel dafür. Sein Vermögen steckt hauptsächlich in Obligationen und nur zu etwa einem Fünftel in Aktien. Damit weist er zwar geringere Schwankungen und Verlustrisiken auf als ein Portefeuille mit einer hohen Aktienquote. Allerdings sind bei einer solchen Geldaufteilung auch die Renditechancen tief. In den vergangenen zehn Jahren hat der ZKB-Fonds das Geld seiner Anleger um bloss 7 Prozent vermehrt. Dies unter Einrechnung der Ausschüttungen und nach Abzug der Teuerung.
Da fragt sich, ob man nicht sogar mit einer der altmodischsten und einfachsten Geldanlagen – mit Kassenobligationen – besser gefahren wäre. Kassenobligationen sind Darlehen an eine Bank mit einer Laufzeit von zwei bis acht, manchmal zehn Jahren. Der Zins wird im Voraus festgelegt und bleibt während der ganzen Laufzeit unverändert. Kassenobligationen sind gleich sicher wie Sparkonten. Auch bei ihnen kommt der Einlegerschutz der Banken zum Tragen – bis 100 000 Franken pro Kunde und Bank.
Und tatsächlich: Anleger, die ihr Geld in ZKB-Kassenobligationen mit mittleren Laufzeiten steckten, kamen in den letzten zehn Jahren auf eine teuerungsbereinigte Gesamtrendite von 12 Prozent.
Bessere Rendite als mit Anteilen des gleichen ZKB-Fonds
Bei diesen Anlegern klingelte die Kasse zwar nicht laut. Dennoch: Sie erzielten nicht nur eine höhere Rendite als Anteilbesitzer des erwähnten ZKB-Fonds, sondern konnten auch immer gut schlafen. Dank des festen Zinses gibts bei Kassenobligationen keine Kursschwankungen. Der Fonds hingegen ist solchen Schwankungen unterworfen und schüttet Erträge aus, die von Jahr zu Jahr unterschiedlich sind. Im Krisenjahr 2008 tauchte der Fondswert um mehr als 10 Prozent.
Gewiss, Kassenobligationen schneiden nicht immer besser ab als Fonds oder andere Produkte mit tiefem Risiko. Doch für konservative Anleger sind sie auch im Langzeitvergleich grundsätzlich eine attraktive Anlagemöglichkeit. Dies legen weit zurückreichende Renditezahlen nahe. Daten von Kassenobligationen der Kantonalbanken gibt es seit 1936. Teilt man von da an jedes Jahr bis heute in Zehn-Jahres-Perioden ein und ermittelt die Renditen von Kassenobligationen mit mittleren Laufzeiten, so ergibt sich folgendes Bild:
- Die Rendite war nominell – ohne Berücksichtigung der Teuerung – in jeder Zehn-Jahres-Periode positiv. Sie betrug mindestens 17 und maximal 82 Prozent.
- Unter Berücksichtigung der Teuerung resultierte in 59 der 68 Zehn-Jahres-Perioden eine positive Rendite. 9 Perioden endeten mit einem Wertverlust, weil die Teuerung höher war als der Zins.
- Umgerechnet aufs Jahr warfen Kassenobligationen seit 1936 im Durchschnitt eine teuerungsbereinigte Rendite von 1,3 Prozent ab.
- Gift für Kassenobligationen sind hohe und vor allem steigende Teuerungsraten.
Kassenobligationen: Zeichnung meist gratis – und oft ohne Depotkosten
Fazit: Mit Kassenobligationen wird man zwar nicht reich. Und zehn Jahre Geduld genügen nicht immer, um teuerungsbereinigt auf eine positive Rendite zu kommen. Das Gleiche gilt aber auch für risikoarme Fonds und andere Produkte. Da diese naturgemäss ein relativ geringes Renditepotenzial haben, fallen bei ihnen die Kosten besonders stark ins Gewicht – etwa Kaufkommissionen, Gebühren fürs Depot, Kosten, die Produkten direkt belastet werden. Sie können sich leicht zu 1,5 Prozent pro Jahr summieren. Und sie müssen erwirtschaftet werden, bevor überhaupt etwas für die Anleger abfällt. Das Zeichnen von Kassenobligationen hingegen kostet in der Regel nichts. Und etliche Banken bieten sie in Form von Termingeldern ohne Depotgebühr.
Kassenobligationen: 10-Jahres-Renditen seit 1936
Lesebeispiel: Ein Anleger, der Anfang 2003 10 000 Franken in Schweizer Kassenobligationen der Kantonalbanken investierte, erzielte eine Gesamtrendite von 12 Prozent. Und zwar nach Abzug der Teuerung. Nominal fiel also die Wertzunahme grösser aus, sie wurde aber wegen der Geldentwertung nach unten korrigiert. Jeder Franken behielt somit rechnerisch seine ursprüngliche Kaufkraft. Nicht berücksichtigt sind hier die Kosten der Geldanlage.
Tipps: Auswahl von Kassenobligationen
- Unter den Banken sind die Zinsunterschiede zum Teil gross. Es lohnt sich, die Zinsen zu vergleichen. Laufend aktualisierte Zinssätze: www.kgeld.ch.
- Wenn Sie einen Betrag anlegen möchten, der höher ist als der Einlegerschutz (100 000 Franken), können Sie bei mehreren Banken Kassenobligationen kaufen. Grösstmögliche Sicherheit bieten Kantonalbanken mit Staatsgarantie: alle Deutschschweizer Kantonalbanken ohne Berner KB.
- Prüfen Sie, ob die Obligationen gratis verwahrt werden und ob für Zinsgutschriften Spesen anfallen. Credit Suisse etwa verlangt als Depotgebühr 0,3 Prozent der Anlagesumme pro Jahr (mindestens 60 Franken). Beispiele für Banken, die keine Depotgebühr erheben: Bank Coop, Bank Gantrisch, Banca Popolare di Sondrio, Bezirks-Sparkasse Dielsdorf, Cembra Money Bank, WIR-Bank. Raiffeisen bietet Kassenobligationen auch in Form spesenfreier Termingelder an.
- Beachten Sie beim Auszahlungskonto allfällige Fristen.
- Szenario steigende Zinsen: Wenn Sie das befürchten, legen Sie einen Teil des Geldes in mehrere Kassenobligationen mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren an. So wird immer mal wieder eine Obligation fällig, und Sie profitieren bei der Wiederanlage von allenfalls höheren Zinsen.
Tipps: zur Auswahl von Kassenoblis
- Die Zinsunterschiede von Bank zu Bank sind zum Teil gross. Es lohnt sich, für die Wahl der Bank die Zinsen zu vergleichen. Laufend aktualisierte Zinssätze finden Sie bei www.kgeld.ch.
- Wenn Sie einen Betrag anlegen möchten, der über die Obergrenze des Einlegerschutzes von 100 000 Franken hinausgeht, können Sie ihn auf mehrere Banken verteilen. Die grösstmögliche Sicherheit bieten Kantonalbanken mit Staatsgarantie – das sind alle Deutschschweizer Kantonalbanken ausser der Berner Kantonalbank.
- Prüfen Sie, ob die Kassenobligationen in einem kostenpflichtigen Depot verwahrt werden und ob beim dazugehörigen Sparkonto für Zinsgutschriften Spesen anfallen. Credit Suisse etwa verlangt als Depotgebühr 0,3 Prozent der Anlagesumme pro Jahr (mindestens 60 Franken. Beispiele für Banken, die keine Depotgebühr erheben: Cembra Money Bank, WIR-Bank, Bank Gantrisch, Banca Popolare di Sondrio, Bezirks-Sparkasse Dielsdorf, Bank Coop). Raiffeisen bietet Kassenobligationen in der Form von Termingeld ebenfalls ohne Depogebühren an.
- Beachten Sie beim Auszahlungskonto allfällige zeitliche Rückzugsbeschränkungen.
- Einiges spricht dafür, dass die Zinsen in den kommenden Jahren deutlich anziehen werden. Sicher ist das aber nicht. Anleger können dieser Situation Rechnung tragen, indem Sie zumindest einen Teil Ihres Geldes in mehreren Kassenobligationen mit Laufzeiten zwischen zwei und fünf Jahren anlegen. So wird immer mal wieder eine fällig, und sie könnten bei Wiederanlage von allenfalls höheren Zinsen profitieren.