Wer im Ausland Bargeld benötigt, zückt normalerweise an einem Bancomaten die Maestrokarte oder die Postcard und lässt sich den gewünschten Betrag auszahlen. Die Bezugsgebühr beträgt in der Regel 5 Franken. Noch teurer ist der Bargeldbezug im Ausland mit Kreditkarten («Saldo» 12/2019). Geht es auch günstiger als mit einer Maestrokarte oder Postcard? K-Geld hat sich die neuen Prepaidkarten von Neon, Revolut und Transferwise beschafft und auf die zugehörigen Konten Schweizer Franken eingezahlt. Diese Prepaidkarten sowie eine Maestrokarte der ZKB und eine Postcard von Postfinance wanderten ins Ferienportemonnaie.
Smartphone-Banken: Gratisabhebungen nur innerhalb von Limiten
Mit diesen Karten bezog K-Geld in einem grossen Einkaufszentrum in Südfrankreich am 20. Juli an zwei Bancomaten je 200 Euro. Bei den britischen Banken Revolut und Transferwise wurde das Geld gleichzeitig mit dem Bezug vom Konto abgebucht. Das war einer Push-nachricht auf dem Handy zu entnehmen. Die Schweizer Smartphone-Bank Neon zeigte eine «offene Kartenbuchung» und einen provisorischen Betrag an. Effektiv vom Konto abgebucht haben Neon, die ZKB und Postfinance den Betrag erst einen oder zwei Tage später zum dann geltenden Wechselkurs.
Am wenigsten kostete der Bezug der 200 Euro mit Revolut und Transferwise. Die Gesamtbelastung betrug Fr. 215.53 bzw. Fr. 215.94. Teurer war er mit den Debitkarten von Postfinance und ZKB: Sie belasteten Fr. 222.69 bzw. 223 Franken. Neon bewegte sich mit Fr. 218.39 im Mittelfeld. Differenz zwischen dem günstigsten Bezug mit der Revolutkarte und dem teuersten mit ZKB-Maestro: Fr. 7.47.
Das Resultat der Stichprobe darf nicht verallgemeinert werden. Denn erstens ist es vom Wechselkurs abhängig, zweitens von der Höhe des Betrags. Revolut und Transferwise wenden etwas günstigere Wechselkurse an, die Gratisabhebungen gelten aber nur innerhalb von Limiten. Bei Revolut ist der Bezug am Bancomaten bis zum Gegenwert von 200 Franken pro 30 Tage gratis. Danach fallen 2 Prozent Gebühr an. Das heisst: Der Bezug von 1000 Euro würde danach 20 Euro kosten, bei der Maestrokarte oder der Postcard aber nur 5 Franken. Bei Transferwise kommt ab dem Gegenwert von 200 britischen Pfund pro Monat zur Wechselmarge eine Bancomatgebühr von 2 Prozent dazu. Auch hier würden nach Verbrauch des Gratiskontingents beim Bezug von 1000 Euro Gebühren von 20 Euro fällig. Zu beachten ist auch: Revolut und Transferwise verfügen über keine Schweizer Banklizenz und haben ihren Sitz in London. Bei fehlerhaften Belastungen müsste man also dort klagen.
Ein transparentes Gebührenmodell weist Neon auf: Die Gebühr an ausländischen Bancomaten beträgt stets 1,5 Prozent. Sobald bei Revolut und Transferwise das Gratiskontingent aufgebraucht ist, zahlt man mit der Karte von Neon deshalb weniger. Wegen der fixen Gebühr von 5 Franken pro Bezug und dem relativ hohen Wechselkurs fährt man mit den Debitkarten von Postfinance oder der ZKB-Maestro nur bei höheren Bezügen günstiger als Neon – am 20. Juli in Südfrankreich wäre das ab rund 1500 Euro der Fall gewesen.
Teure Prepaidkarte von Swissbankers
Für K-Geld-Leser Roland C. sind es ganz klar «Abzockergebühren»: Bei Bargeldbezügen an Bancomaten in der Türkei zahlte er dieses Jahr hohe Gebühren. Die AKbank etwa verlangt 7,98 Prozent Bezugsgebühr, die Bank KOC 5 Prozent. Zum Geldabheben verwendet C. die Prepaid-Karte Travel von Swissbankers. Diese ist ohnehin teuer: Eine Aufladung kostet 1,5 Prozent – und jeder Bezug an einem ausländischen Bancomaten zusätzlich 7.50 Euro. Bei einem Bezug von 100 Euro liefert Roland C. Swissbankers dafür also total 9 Euro ab. Und bei türkischen Banken können bis zu 7.98 Euro dazukommen.
Swissbankers bestätigt, dass ausländische Bancomatbetreiber zum Teil «sehr hohe Gebühren» verlangen. Diese Fremdgebühren seien von Swissbankers aber «nicht beeinflussbar». Da stellt sich die Frage, weshalb sich Reisende überhaupt eine teure Travel-Karte anschaffen sollen, zumal es viele günstigere Lösungen gibt. Swissbankers argumentiert, für die Travel-Karte brauche es kein Konto bei einer Bank.