Der 63jährige Alfred Huser (Name geändert) begann seine Tätigkeit als selbständiger Berater im Mai 2015. Im November 2016 beantragte er beim Telecomunternehmen UPC ein Kombipaket mit Festnetztelefon und Internet. Die Antwort von UPC (vormals Cablecom): Sein «Kreditrating» sei ungenügend, Huser müsse deshalb drei Monatspauschalen à 114 Franken im Voraus zahlen.
Der Neu-Unternehmer war verärgert: «Ich wurde noch nie betrieben. Meine Rechnungen habe ich stets pünktlich bezahlt.» Er wollte von UPC wissen: «Worauf beruht mein schlechtes Kreditrating?» Und er bat um Einsicht in alle gespeicherten Daten.
Zuerst erhielt er eine völlig konfuse Antwort einer UPC-Mitarbeiterin, die sich «Inside & Outbound Sales Specialist» nennt: «Wir wissen leider auch nicht, wo die Daten fürs Kreditrating bezogen werden. Am besten holen Sie sich eine Betreibungsauskunft bei Ihrer Gemeinde.» Dort sei meist ersichtlich, von welcher Firma der Eintrag stamme.
Klarheit bekam Huser erst, als sich bei UPC ein «Head SMB Direct Sales» mit seinem Anliegen beschäftigte: UPC hatte bei der Wirtschaftsauskunftei Bisnode D&B Schweiz in Urdorf ZH eine Bonitätsauskunft verlangt. Und Bisnode hatte diese mit der zweitschlechtesten Note («B – überdurchschnittliches Risiko») bedacht. Hatte sie dafür gute Gründe? Nein. Nebst Husers Adresse und seinem Handelsregistereintrag hatte sie keine Infos – also auch keine negativen.
Gegenüber K-Geld sagt Bisnode, hinter der schlechten Bonitätsnote stecke ein «statistisch erhärtetes Scoring-Modell». Es habe das «junge Firmenalter», den Eintrag als Einzelfirma sowie Husers Branche «Unternehmensberatung» berücksichtigt. Eine Rolle habe auch gespielt, «dass keine Negativdaten (z. B. Betreibungen) vorliegen». Bisnode schrieb Huser: «Fehlen die nötigen Datenelemente, fällt die Gesamtbeurteilung tiefer aus.» Und es sei statistisch erwiesen, dass «die Insolvenzgefahr» bei Firmen in den ersten 5 bis 7 Jahren höher sei als bei alteingesessenen Unternehmen.
«Das ist Rufschädigung – und eine Frechheit»
«Das ist Rufschädigung», empört sich Alfred Huser. «Eine mangelnde Kreditwürdigkeit aufgrund von null Informationen zu bescheinigen, ist eine Frechheit.» Sein Ärger wurde noch grösser, nachdem er die Sperrung seiner Daten verlangt hatte. Wenn sich jetzt mögliche Geschäftspartner über ihn erkundigen, erhalten sie von Bisnode die Information, er habe seine Daten sperren lassen – was auch wieder (und wiederum zu Unrecht) ein schlechtes Licht auf seine Firma wirft.
Ein Trost bleibt ihm: Nebst Bisnode betreibt auch die Crif AG aus Zürich eine Bonitätsdatenbank. Dort ist seine Kreditwürdigkeit im grünen Bereich.