Seit Wochen läuft auf verschiedenen TV-Kanälen ein Werbespot für Financescout24: Freunde und Finanzberater reden auf einen Mann ein. Doch der Mann schüttelt nur den Kopf und lässt sich nicht beirren. Am Schluss nickt er bejahend – denn er hat seine Finanzierungslösung auf der neuen Vergleichsplattform gefunden. Die Werbekampagne unter dem Kennwort «#besserwollen» ist auch in Tageszeitungen und auf Plakatwänden zu sehen. Die Scout24 AG, die dem Medienunternehmen Ringier und der Versicherungsgesellschaft Mobiliar gehört, will Financescout24 damit bekannter machen.
Die breit gestreute Werbekampagne überrascht nicht. Denn mit Bonus.ch, Comparis.ch, Moneyland.ch und Neotralo.ch existieren bereits vier andere populäre Vergleichsdienste. K-Geld hat alle fünf Plattformen miteinander verglichen und sagt, was sie den Konsumenten wirklich bringen.
Zurzeit lassen sich auf Financescout24 erst die reinen Prämien von Autoversicherungen sowie die Zinssätze von Hypotheken und Privatkrediten vergleichen (siehe Tabelle «Vergleichsportale» im PDF). Die anderen Plattformen bieten deutlich mehr – allen voran Comparis mit einer Palette, die von vielen Versicherungen über Kredite bis hin zur Telekommunikation reicht. Ebenfalls ein grosses Angebot hat Moneyland. Die Plattform ist besonders stark im Bereich der Bankprodukte.
Wer Versicherungs- oder Bankprodukte vergleicht, will auf der Plattform möglichst alle wichtigen Anbieter vertreten haben. Hier gibt es grosse Unterschiede. In welchen Fällen taucht eine Bank oder ein Versicherer im Vergleich auf? Antwort: Das hängt meistens davon ab, ob sie für die Zusammenarbeit mit der Plattform zahlen oder die Tarife im Internet verfügbar machen.
Autoversicherung: Grosse Unterschiede bei der Anzahl Suchresultate
Der Vergleich von Autoversicherungen für einen Ford Grand C-Max TDI 2.0 zeigt, wie stark sich die Zahl der berücksichtigten Versicherungen auf die Suchresultate der Plattformen auswirkt. Comparis listet für die gewünschte Deckung 18 Treffer auf, Bonus und Financescout24 nur je sieben (Tabelle «Autoversicherung» auf Seite 8). Comparis listet auch die mit Abstand günstigste Versicherung auf: «Postfinance – individueller Schutz» für knapp 640 Franken im Jahr. Basis für die Vergleiche der Plattformen sind die vom Nutzer eingegebenen Kriterien und die gewünschten Deckungen. Zusatzleistungen wie etwa Pannendienste oder die maximalen Leistungen bei einem Totalschaden sind bei den Vergleichen nicht enthalten.
Oft Preisdifferenzen bei den gleichen Versicherungsprodukten
Zwischen den auf den Plattformen gelisteten Prämien ergeben sich selbst bei gleichen Versicherungsprodukten unterschiedliche Preise. Gründe: Bonus zeigt meistens die Nettoprämie, also die Prämie ohne die gesetzlichen Abgaben. Dazurechnen muss man aber noch 5 Prozent Stempelsteuer, einen Beitrag von Fr. 4.20 ans Nationale Versicherungsbüro sowie einen Unfallverhütungsbeitrag von 0,75 Prozent auf die Haftpflicht. Die gesetzlichen Abgaben bei der Elvia-Versicherung auf Bonus summieren sich so auf Fr. 44.70. Damit kostet diese Versicherung sowohl bei Bonus als auch bei Comparis rund 800 Franken. Bei Financescout24 fällt auf, dass teils ein nicht angewählter Grobfahrlässigkeitsschutz in die Prämie eingerechnet ist.
Generell lässt sich sagen, dass die Vergleichsdienste teilweise nicht angewählte Selbstbehalte dazurechnen, was ebenfalls zu Prämienunterschieden führt. Das heisst: Die Resultate sind mit Vorsicht zu geniessen.
Die Vergleichsplattformen finanzieren sich durch die Anzahl von Klicks, Abschlussprovisionen der Versicherungen und Banken sowie durch den Weiterverkauf der persönlichen Daten von interessierten Kunden. Das beeinflusst auch die Darstellung der Suchresultate. In der Regel stehen die günstigsten Angebote zuoberst. Allerdings lenken die Plattformen die Konsumenten oft auf die Unternehmen, mit denen sie Verträge ausgehandelt haben. Bonus etwa listet manchmal zuerst die Produkte dieser Firmen auf. Erst in einer zweiten, weiter unten platzierten Tabelle tauchen sämtliche berücksichtigten Versicherungen auf. Bei Neotralo stehen nach einer Abfrage die Resultate nicht zuoberst, sondern versteckt unterhalb einer Eingabemaske für persönliche Daten. Man muss also auf dem Bildschirm nach unten fahren, um die Resultate zu sehen.
So erkennt man, ob eine Bank mit der Plattform zusammenarbeitet
Grundsätzlich gilt: Die Vertragspartner der Vergleichsdienste erkennt man daran, dass Interessierte auf der Plattform eine Offerte einholen oder sich mittels Mausklick auf die Website des Versicherers oder der Bank umleiten lassen können. Bei anderen Anbietern müssen sie die Kontaktdaten in der Regel selbst im Internet suchen.
Viele Angebote sind am Anfang unklar. Bonus und Comparis listen die Kreditinstitute und deren Richtsätze auf. Sobald man ein individuelles Angebot möchte, erhält man aber nur Bandbreiten von Zinssätzen. Financescout24 lockt bei Hypotheken mit individualisierten Zinssätzen, verheimlicht aber die Anbieter. Wer eine konkrete Offerte will, muss einen Kreditantrag stellen und viele persönliche Daten preisgeben. Moneyland hingegen zeigt nur Richtsätze.
Fazit: Keine Vergleichsplattform vermag wirklich zu überzeugen. Deshalb empfiehlt es sich, mit Hilfe von mehreren Vergleichsplattformen nach der günstigsten und passendsten Bank- oder Versicherungslösung zu suchen. Wer fündig geworden ist, sollte direkt mit der gewünschten Bank oder Versicherung Kontakt aufnehmen und nicht die Offertmöglichkeiten der Plattformen verwenden. Unter Umständen lassen sich so noch bessere Konditionen aushandeln, weil dann Provisionen der Geldinstitute an die Plattformen entfallen.