«Mein Mann und ich erhalten als Angestellte Kinderzulagen. Dieses Geld wollten wir für unsere Kinder auf die Seite legen», sagt Corinne Brugger aus Oberstammheim ZH. Das Ehepaar hat deshalb für seine zwei Kinder bei der Pax-Versicherung je einen «Kindersparplan First Step» abgeschlossen. Das war im Jahr 2007.
Heute bereut Corinne Brugger diesen Schritt. Sie habe schon damals ein ungutes Gefühl gehabt. Aber der Pax-Verkäufer war ein Bekannter. «Wenn es nicht der ehemalige Chef meines Mannes gewesen wäre, hätte ich ihn nicht ins Haus gelassen.» Das angehäufte Sparguthaben sei sehr bescheiden im Vergleich zur bezahlten Prämie. «So kommen wir nie auf einen grünen Zweig.»
Sparplan ist eigentlich eine Lebensversicherung
Konkret: Für seinen Sohn Philipp zum Beispiel hat das Paar bis Ende 2015 insgesamt 16350 Franken eingezahlt. Doch das effektive Sparguthaben (der sogenannte Rückkaufswert) betrug zu diesem Zeitpunkt nur 12319 Franken.
Der Grund für diese Diskrepanz: Das Pax-Produkt heisst zwar Sparplan – es ist jedoch eine Lebensversicherung. Sie verbindet den Sparprozess mit einer Risikoabdeckung. Die beiden Pax-Kunden wussten zwar, welche Prämie sie monatlich einzahlen mussten. Doch wofür genau die Pax dieses Geld verwendete und wie wenig effektiv in den Spartopf floss – das erfuhr das Ehepaar erst, als es 2016 die Pax nach der exakten Aufteilung fragte.
Zur Police des 15-jährigen Sohns Philipp bekamen Bruggers folgende Details mitgeteilt (gültig von Oktober 2015 bis September 2016, die Zahlen für Tochter Céline sind vergleichbar):
Von der Jahresprämie von 1941 Franken gingen 296 Franken «für Risiko, Abschluss und Verwaltung» weg. Das sind 15 Prozent und zeigt einmal mehr: Sparversicherungen sind intransparent und teuer.
In diesen 15 Prozent enthalten ist die Todesfallversicherung für Sohn Philipp. Würde er jetzt sterben, erhielten seine Eltern sofort 29205 Franken bar ausbezahlt. Ein solcher Todesfallschutz ist überflüssig, Bruggers zahlen eine unnötige Deckung. Die Pax schrieb ihnen, eine Todesfalldeckung sei «ein zwingender Bestandteil», damit der Sparplan als «steuerprivilegiertes Vorsorgeprodukt» anerkannt werde.
Auch die Eltern als Prämienzahler sind versichert: Sollten sie jetzt sterben oder invalid werden, würde die Pax die Prämien für sie übernehmen bzw. weiterzahlen. «Diese sogenannte Prämienbefreiung und damit die Sicherstellung des Sparziels kann man als sinnvoll betrachten», sagt Versicherungsfachmann Stefan Thurnherr vom VZ Vermögenszentrum in Zürich. Sie kostet aber im Fall von Sohn Philipp 247 Franken (13 Prozent der 1941 Franken Jahresprämie).
Der Sohn hat zudem eine Erwerbsunfähigkeitsrente versichert. Sollte er invalid werden, würde ihm die Pax jeden Monat 2000 Franken Rente zahlen. Das kostet 144 Franken oder 7,5 Prozent der Jahresprämie. Der Haken dabei ist allerdings: Würde der 15-Jährige heute invalid, würde er die Rente trotzdem erst mit 18 Jahren erhalten.
Ob Eltern ihre Kinder gegen Invalidität versichern sollen, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Die wenigsten tun es. Thurnherr betont aber: «Wer eine solche Police will, sollte die Erwerbsunfähigkeitsrente so abschliessen, dass sie auch dann sofort fliesst, wenn das Kind schon im Kindesalter invalid wird. Und nicht erst ab Alter 18 wie bei der Pax-First-Step-Police.»
Als einzige Gesellschaft hat die Mobiliar eine solche Kinderrente im Angebot. Für eine Kinderinvalidenrente von 2000 Franken im Monat zahlen die Eltern eine Jahresprämie von rund 600 Franken.
Fazit: Von der Jahresprämie für den Pax-Sparplan von 1941 Franken wurden nur gerade 1254 Franken bzw. nur 64 Prozent effektiv investiert. Wurde dieses Geld wenigstens kostengünstig und erfolgreich angelegt? Nein. Die Pax hat die Investition der Spargelder der Firma Bevag Better Value aus Zürich anvertraut. Diese hat sogenannte Fondsportfolios im Angebot, also vorfabrizierte Anlagegefässe mit einer gezielten Auswahl an Fonds. Bruggers zahlen eine jährliche «Portfolio-Managementgebühr» von 0,6 Prozent auf die angelegte Summe. Zu einem grossen Teil ist das der Lohn der Bevag.
Hohe Kosten für Fondsverwaltung – zulasten der Sparer
Mehr noch: Von jedem Franken, der neu in die Fonds geht, wird den Kunden ein Ausgabe-Aufschlag von 1 Prozent abgezogen. Zudem fliessen die Spargelder mehrheitlich in aktiv gemanagte Fonds, bei denen wiederum interne Fondsverwaltungskosten von rund 2 Prozent pro Jahr anfallen, die ebenfalls zulasten der Sparer gehen.
K-Geld hat schon mehrfach auf die bis heute erfolgreichen und sehr kostengünstigen Fonds von Avadis hingewiesen (Ausgabe 6/2015). Hier zahlen Anleger eine Gesamtkostenquote von maximal 0,67 Prozent. Ein Performancevergleich zeigt: Im Fall Brugger wurde das Geld in das Bevag-Portfolio «Dynamic» mit einem Aktienanteil von 75 Prozent investiert. Der vergleichbare 60-Prozent-Aktienfonds von Avadis erzielte in den vergangenen 14 Jahren ein Anlageresultat, das um rund 60 Prozent besser war. Das 80-Prozent-Aktien-Produkt von Avadis war im gleichen Zeitraum um 10 Prozent besser.
Für Kinder vorsorgen: Sparen und Versichern trennen!
K-Geld hat schon mehrfach betont: Die beiden Prozesse Sparen und sich Versichern sollte man grundsätzlich trennen und nicht in einem einzigen Produkt bei einer Versicherungsgesellschaft kombinieren. Das getrennte Vorgehen ist transparenter und in der Regel auch kostengünstiger. Und auch flexibler, weil Kombiprodukte bzw. Sparversicherungen meist mit langen fixen Laufzeiten verbunden sind. Wer dann frühzeitig aussteigt, verliert Geld.
Das gilt auch für Eltern, die für ihre Kinder vorsorgen wollen. Fürs reine Sparen gibt es bei den Banken genügend Angebote wie etwa Aktien- oder Fondssparpläne. Tipp: Kaufen Sie Sparpläne nicht bei sogenannt unabhängigen Vermittlern. Sie kassieren für den Verkauf Provisionen – und diese gehen auf Kosten des Sparers. Und: Holen Sie vor jeder Unterschrift eine Zweitmeinung ein.
Risikoversicherungen für Kinder gibt es vor allem in Form von Kapitalversicherungen, die bei Invalidität die versicherte Summe auszahlen. Alle Details dazu stehen im K-Tipp-Ratgeber «So sind Sie richtig versichert» (zu bestellen auf Seite 34). Ein versichertes einmaliges Invaliditätskapital von 100000 Franken bei Krankheit und Unfall kostet eine Jahresprämie zwischen rund 60 und 130 Franken, je nach Gesellschaft.