Die Avenida da Marginal führt entlang des malerischen Strands von Maputo, der Hauptstadt von Mosambik. Auf ihr gelangt man vom geschichtsträchtigen Restaurant Costa do Sol im Norden bis an den Rand der Baixa, der historischen Innenstadt im Süden.
Die «Marginal» ist der Arbeitsplatz vieler mobiler Verkäufer. Sie leben vom Saft des Zuckerrohrs, den sie frisch aus den Stangen pressen, und dem «água de lanho», dem Wasser der Kokosnuss. Am Ende einer Parkbucht steht der 24-jährige Eugénio Sharif hinter einem Handkarren voller Kokosnüsse. Die Machete liegt griffbereit im Wagen. Damit öffnet er die Nüsse. Danach reicht er sie mit einem Strohhalm den Kunden ins Auto. Ein kleiner Luxus am Wegrand.
Zu Beginn des Jahrhunderts wurden in Mosambik Kokospalmen noch zu Tausenden gepflanzt. Copra, das Öl aus dem Kokosgewebe, war in der Kolonialzeit neben Sklaven und Elfenbein ein wichtiges Exportprodukt. Heute sind die Palmenbestände ausgedünnt. Auch Zyklone und Dürren verknappten das Angebot, berichtet Jaco Le Roux, der Chef eines Trockenfruchtbetriebs in Inhambane.
Seine Firma Afrifruta verkaufte schon Kokosschnitzel an Zulieferer eines deutschen Discounters. Aber: «Wenn unsere Leute kein Geld haben, essen sie ihre Kokosnüsse selbst.» Das beobachtete er während der Pandemie, nachdem viele Menschen ihre Jobs verloren hatten. Heute muss Le Roux für eine Nuss drei Mal so viel zahlen wie noch vor drei Jahren.
Auch Eugénio Sharif in Maputo spürt das. Schon als 15-Jähriger verdingte er sich als Assistent eines Kokosnussverkäufers. Vor fünf Jahren machte er sich selbständig.
Doch dann kam Corona. Das vor allem am Wochenende so pralle Leben entlang der «Marginal» verschwand. «Während der Pandemie lag das Geschäft brach», sagt Eugénio, der nur fünf Jahre zur Schule ging und zwei Kinder versorgt.
Inzwischen hat sich der Absatz zwar erholt: Bis zu 60 Kokosnüsse könne er pro Tag verkaufen, erzählt Eugénio. Doch statt wie ehemals 5 Meticais zahle er nun auf dem Grossmarkt 12 Meticais pro Nuss, rund 18 Rappen. «Ich musste die Preise erhöhen.» Statt 20 Meticais wie vor zwei Jahren kostet eine Kokosnuss bei ihm heute 30 Meticais. Die Kunden hätten Verständnis dafür, sagt er, «einige legen sogar Trinkgeld drauf».
Eugénio träumt von einem festen Stand: «An meiner Strandbar würde es mehr zu trinken geben als Kokoswasser.»