Franziska Schenk (Name geändert) aus Unterseen BE stellte bei der UBS einen Antrag für eine eigene Kreditkarte. Bis dahin besass die 67-Jährige nur eine Zusatzkarte zur Visa-Kreditkarte ihres Ehemannes. Die UBS lehnte ihren Antrag ab. Begründung: Ihr Einkommen bestehe lediglich aus der Hälfte der ehelichen AHV-Rente. Dieser Anteil sei mit 20 604 Franken jährlich zu tief für eine Kreditkarte.
Auch bei einem zweiten Anlauf bekam das Ehepaar eine Absage. Dann wandte sich der Ehemann an seinen UBS-Kundenbetreuer und wies darauf hin, dass er und seine Frau neben dem Einkommen noch über ein stattliches Vermögen verfügen. Mit Erfolg: Die UBS lenkte ein, Franziska Schenk erhielt eine eigene Standard-Kreditkarte mit einer Limite von 3000 Franken.
Dieses Beispiel ist kein Einzelfall, wie K-Geld aus der Beratungspraxis weiss. Die Kartenherausgeber behaupten zwar, sie würden Senioren nicht diskriminieren. Doch sie äussern sich mit Verweis auf das «Geschäftsgeheimnis» nicht dazu, nach welchen Kriterien sie Kreditkarten an Pensionierte vergeben.
Cornèrcard: Rentner im Antragsformular nicht vorgesehen
Hinweise darauf, welche Eckwerte die Herausgeber bei der Kreditkartenvergabe berücksichtigen, geben die im Internet aufgeschalteten Antragsformulare. Wer bei der UBS ein Bruttojahreseinkommen von unter 30000 Franken angibt, wird aufgefordert, auch sein Vermögen mitzuteilen. Dazu zählt die UBS alle liquiden Mittel eines Antragstellers, bei Ehepaaren die Hälfte des Vermögens. Bei der Credit-Suisse-Tochter Swisscard müssen Antragsteller erst bei einem Bruttoeinkommen von unter 25000 Franken Angaben zum steuerbaren Vermögen machen. Bei der Cembra ist die Bekanntgabe des steuerbaren Vermögens obligatorisch.
Cornèrcard und Viseca wollen offenbar eher Studenten denn Pensionierte als Kunden gewinnen: Bei Cornèrcard sind Rentner im Auswahlmenü zum «Angestelltenverhältnis» nicht vorgesehen, hingegen der «Student». Bei Viseca braucht man als Rentner ein Jahreseinkommen von mindestens 35 000 Franken, sonst gibt es keine Kreditkarte. Antragsteller haben in dem Formular keine Möglichkeit, ihr Vermögen anzugeben – ein Problem für Leute, die sich das Pensionskassenguthaben als Kapital auszahlen liessen und nun davon leben. Studenten können den Antrag sogar mit null Franken Einkommen ausfüllen.
Cornèrcard sagt, dass auch Rentner Kreditkarten beantragen könnten. Sie müssten beim Antrag einfach «Finanziell unabhängig» anwählen. Auch Viseca erklärt, sie vergebe Kreditkarten an Rentner. Gegebenenfalls berücksichtige sie das Vermögen.
Rentner, die mit Kreditkartenanträgen auflaufen, sollten das Gespräch mit ihrer Hausbank suchen. Diese kennt die finanziellen Verhältnisse ihrer Kunden gut.
Übrigens: Wer während des Erwerbslebens eine Kreditkarte besitzt, muss nicht damit rechnen, dass sie ihm bei der Pensionierung entzogen wird. Den Wechsel vom Erwerbs- zum Rentnerleben erachten die angefragten Kartenherausgeber als unproblematisch.