Im Alter von 63 Jahren geriet Edi S. aus Olten an einen Verkäufer der Pax-Lebensversicherung. Bei ihm kaufte er ein Produkt namens «Pax-Fondsinvest» und zahlte eine Einmaleinlage von 9756 Franken ein. Das war am 1. Dezember 1998.
Was der Verkäufer beim Abschluss in Aussicht stellte und wie die Beratung damals genau abgelaufen ist – das lässt sich im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren. Fest steht jedoch: Edi S. hat nicht eine reine Investition getätigt, sondern eine Lebensversicherung mit einer Laufzeit von 16 Jahren abgeschlossen.
Die Risikoprämie für die Todesfalldeckung stieg jährlich an
Genau dies wurde Edi S. zum Verhängnis. Denn im Vertrag stand: Sollte der Versicherungsnehmer vor dem 1. Dezember 2014 sterben, erhält seine Frau eine garantierte Mindestleistung von 16 845 Franken ausbezahlt. Die Prämie für diese Todesfalldeckung hat den Grossteil des investierten Gelds weggefressen – vor allem deshalb, weil eine solche Todesfallrisiko-Deckung für ältere Menschen teuer ist und mit jedem Jahr noch mehr kostet. Die Tabelle rechts zeigt in der Spalte «Risikoprämie», wie sich die Kosten für diese Todesfalldeckung im Verlauf der Jahre erhöht haben. In den ersten drei Jahren bewegte sie sich um die 100 Franken herum, für das letzte Jahr kostete sie happige 775 Franken. Total zog die Pax dafür in 16 Jahren 5340 Franken ab.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Sprung der Risikoprämie im Jahr 2008 von 260 auf 409 Franken. Hintergrund: Edi S. hatte eine Fondspolice abgeschlossen, der Sparteil ging also in einen Anlagefonds und war damit dem Auf und Ab der Börsen ausgesetzt. Im Krisenjahr 2008 verlor der Fonds massiv an Wert. Und deshalb zog die Pax zur Deckung des Risikos mehr ab. Denn diese Risikokosten richten sich nach der Differenz zwischen aktuellem Wert der Fondsanteile und der konstant versicherten Summe: Je tiefer der Vermögenswert und je grösser die Differenz, desto höher der Abzug – ein hässlicher Mechanismus, über den der Kunde nicht aufgeklärt wurde.
In den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) stand nur, die Prämienanteile zur Deckung des Todesfallrisikos würden dem Fondsvermögen entnommen. Und die Pax ergänzt, die verbliebenen Fondsanteile seien dem Kunden jedes Jahr mitgeteilt worden, so sei dieser Mechanismus «ersichtlich» gewesen.
Die Tabelle zeigt auch die übrigen Kosten, die bei dieser Police anfielen. Im ersten Jahr zwackte die Pax für Abschluss und übrige Kosten gleich mal 667 Franken ab, total in 16 Jahren 1915 Franken. Insgesamt gingen von den investierten 9756 Franken unglaubliche 7255 Franken für diese Kostenorgie verloren. Zudem wurde dem Kundenvermögen beim Kauf der Fondsanteile noch eine Kaufgebühr von 1 Prozent belastet. So kam es, dass Edi S. nach Ablauf der 16 Jahre gerade mal 1112 Franken ausbezahlt erhielt.
Der Sparanteil ging in einen ausgesprochen schlechten Fonds
Dieser happige Verlust rührt auch daher, dass der Anleger einen ausgesprochen schlechten Fonds der Bank J. Safra Sarasin erwischt hatte – der überdies mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 2,11 Prozent sehr teuer war.
Zuerst hiess dieser Fonds Euro Sar, ab 2008 Sarasin Sustainable Equity – Europe (Valor 174923). Der Wert seiner Fondsanteile verringerte sich im Verlauf der 16 Jahren von Fr. 127.90 auf Fr. 97.22. Das hängt auch damit zusammen, dass der Fonds dem Währungsrisiko ausgesetzt war und zusätzlich Geld verlor, weil der Euro gegenüber dem Franken an Wert einbüsste.
Pax bestreitet Vorwurf, sinnlose Versicherung verkauft zu haben
Die Grafik links zeigt, dass sich dieser Sarasin-Fonds auch im Vergleich zur Konkurrenz schlecht entwickelte. Die Pax sagt dazu: «Der Kunde hätte in einen anderen Fonds wechseln können, doch er hat von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht.»
Die Pax bestreitet den Vorwurf, sie habe ihrem Kunden eine sinnlose Versicherung verkauft: «Der Kunde hat eine Lebensversicherung gewünscht.» Und darin sei die Todesfallversicherung ein «wesentlicher Bestandteil».
Fazit: Lebensversicherungen haben hohe Kosten – das ist bekannt. Wenn aber ältere Menschen über eine Lebensversicherung ein Todesfallkapital versichern, so wird das sehr teuer. Ältere Ehepaare sollten sich gut überlegen, ob sie ihren Partner mit einer Todesfallrisiko-deckung absichern wollen.