1. Wie funktioniert eine Libor-Hypothek?
Der Zins von Libor-Hypotheken orientiert sich am Zinssatz, zu dem sich Banken für eine Laufzeit von bis zu zwölf Monaten Geld leihen. Von daher stammt der Name Libor: «London Interbank Offered Rate». Zum Libor-Zinssatz von aktuell 0,02 Prozent schlagen Schweizer Hypothekarinstitute eine – je nach Bonität des Kunden – unterschiedlich hohe Marge dazu, rund 1 Prozent oder mehr.
Tipp: Holen Sie unbedingt mehrere Offerten ein.
2. Für wen eignet sich eine Libor-Hypothek?
Für Personen, die vom tiefen Zinsniveau profitieren möchten und keine schnell steigenden Zinsen erwarten. Kreditnehmer müssen die Zinsentwicklung im Auge behalten.
Tipp: Wer nicht alles auf die Karte Libor setzen will, kann auch eine Mischfinanzierung wählen – zum Beispiel ein Drittel Fest- und zwei Drittel Libor-Hypothek.
3. Wie lange binde ich mich mit einer Libor-Hypothek an eine Bank?
Achtung: Viele Banken binden Libor-Kunden mit einer langjährigen Rahmenvertragslaufzeit an sich. Bei Postfinance, Migros-Bank und Swissquote sind es drei Jahre, bei der ZKB zwei bis sechs Jahre, bei Raiffeisen drei bis sieben Jahre. Der Vorteil für den Kunden: Während dieser Laufzeit bleibt die Marge der Bank unverändert. Nebst der Vertragslaufzeit muss sich ein Kreditnehmer entscheiden, ob er den Libor-Kreditzins auf 3-, 6- oder 12-Monatsbasis möchte. Während der gewählten Basis bleibt der Zins unverändert. Die Bank passt ihn danach dem aktuellen Niveau an. Kündigt man den Vertrag vor Ablauf der Laufzeit, fällt eine Ausstiegsprämie an, die je nach Zinssituation mehrere tausend Franken betragen kann. Solche Kunden wechseln bei steigenden Libor-Zinsen daher nach Möglichkeit in eine Festhypothek.
Tipp: Libor-Darlehen ohne Rahmenlaufzeit bieten beispielsweise die UBS und die Bank LGT Schweiz an. Hier kann ein Kunde nach 3 Monaten zur Konkurrenz wechseln.
4. Welche Libor-Zinsbasis soll ich wählen – 3, 6 oder 12 Monate?
K-Geld hat die verschiedenen Laufzeiten von 1989 bis 2014 analysiert. Fazit: Je kürzer die Frist, desto tiefer ist in der Regel der Zins. Einzig wenn die Zinsen kurzfristig sehr stark steigen, kann es bei Hypotheken mit kurzer Laufzeit vorkommen, dass man aufgrund der späteren Zinsanpassungen mit dem 6-Monats- oder 12-Monats-Libor besser fährt. Die Zinsersparnis ist jedoch gering und der Fall eines raschen Anstiegs kommt selten vor.
Tipp: Nach Möglichkeit eine 3-Monats-Libor-Hypothek wählen.
5. Gibt es Einstiegshürden bei Libor-Hypotheken?
Ja, eine Mindestkreditsumme von 100 000 Franken verlangen zum Beispiel die ZKB, die Online-Bank Swissquote und die LGT Bank. Bei der Bank Coop liegt der Mindestbetrag bei 250 000 Franken pro Tranche. Bei der Hypothekarbank Lenzburg liegt die Hürde bei 300 000 Franken, bei Swiss Life bei einer halben und bei der Axa Winterthur bei einer ganzen Million Franken.
Tipp: Postfinance bietet Libor-Kredite bereits ab 50 000 Franken an. Die UBS kennt keine Einstiegshürde.
6. Kann ich aus einer Libor-Hypothek aussteigen?
Ja, aber nur gegen Bezahlung einer Entschädigung, die sich aufgrund der Restlaufzeit bis zur Fälligkeit berechnet. Verlangen Sie von Ihrer Bank eine Offerte für die Kosten eines solchen vorzeitigen Ausstiegs. Da Libor-Hypotheken meist eine kurze Restlaufzeit von wenigen Monaten haben, fällt die Strafprämie in der Regel deutlich tiefer aus als bei Festhypotheken. Ohne Strafprämie, aber teils gegen Gebühr, können Kunden mit langjährigem Rahmenvertrag in der Regel in eine Festhypothek derselben Bank wechseln.
Tipp: Achten Sie darauf, dass die Vertragsbestimmungen die Möglichkeit beinhalten, auf Fälligkeit hin in ein anderes Produkt zu wechseln.
7. Wie viel kann ich sparen im Vergleich zu Festhypotheken?
Der Libor-Zins liegt gemäss Daten des Zürcher Beratungsunternehmens Moneypark seit September 2011 bis heute im Schnitt bei rund 1 Prozent. Zum Vergleich: Fünfjährige Festhypotheken kosten im Schnitt aktuell 1,7 Prozent. Diese Zinsdifferenz wirkt sich auf die Dauer betrachtet massiv aus.
8. Sind Libor-Hypotheken riskant?
Nein. Das Zinsänderungsrisiko dient Banken oft als Argument gegen die Wahl günstiger Libor-Hypotheken. Was sie verschweigen: Bei den meisten Banken kann man auf den nächsten Fälligkeitstermin einer Libor-Hypothek auf eine Festhypothek wechseln. Man kann also kurzfristig reagieren, sollte der Libor schnell steigen. Fakt ist auch: Der Libor-Zinssatz ist gemäss Zahlen der Schweizerischen Nationalbank seit März 2009 bis heute unter der Grenze von 0,4 Prozent geblieben. Letztmals kam es 2006/2007 in acht Schritten zu Zinserhöhungen um 2 Prozent. Gemäss Zahlen der Nationalbank dauerte es für einen Anstieg um 1 Prozent mindestens ein Jahr.
9. Wo erhalte ich eine günstige Libor-Hypothek?
Die Marktübersicht der Vermögenspartner AG in Winterthur und eine Umfrage von K-Geld ergeben folgende aktuelle Konditionen für Libor-Hypotheken mit 3 Monaten Laufzeit:
- Swissquote 0,920 %
- Axa Winterthur 0,970 %
- LGT Bank (Schweiz) AG 1,000 %
- Hypothekarbank Lenzburg 1,020 %
- Migros-Bank 1,020 %
- Credit Suisse 1,030 %
- Postfinance 1,100 %
- Raiffeisen 1,160 %
- Graubündner Kantonalbank 1,230 %
- WIR-Bank 1,271 %
- Swiss Life 1,270 %
Bank Coop, VZ Vermögenszentrum und UBS geben nur individuelle Zinssätze an. Die ZKB bietet nur 6-Monate-Libor-Hypotheken an (aktuell 1,250 %).
10. Soll ich eine Zins-Obergrenze abschliessen?
Nein. Mit einem Zinsdach – einem sogenannten Cap – kann jeder Hypothekarnehmer festlegen, wie viel Zins er maximal bezahlen will. Der Zinsdeckel kostet eine Prämie, die vom aktuellen Zinsniveau, der Zinsobergrenze und der Laufzeit der Absicherung abhängt. Gemäss VZ Vermögenszentrum verlangt eine Bank bei einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Zinsdach bei 4 Prozent im Schnitt einen jährlichen Zuschlag auf den Zinssatz von 0,25 Prozent. Die Prämie muss meist im Voraus bezahlt werden. Zinsabsicherungen mit einer Laufzeit unter fünf Jahren lohnen sich in der Regel nicht. Die Zinsen müssten innert kürzester Zeit dramatisch steigen, damit die Absicherung überhaupt zum Tragen käme. Historische Zinsdaten zeigen: In der Vergangenheit hätte sich ein Cap fast nie gelohnt.
Tipp: Schaffen Sie selbst ein finanzielles Polster für den Fall, dass der Libor stark steigen sollte. Konkret: Legen Sie den Differenzbetrag zwischen dem aktuellen Zins und dem langjährigen Durchschnittszins für Hypotheken von 5 Prozent regelmässig zur Seite.
Rechenbeispiel: Grosses Sparpotenzial
Ein Rechenbeispiel des VZ Vermögenszentrums zeigt das grosse Sparpotenzial von Libor-Hypotheken im Vergleich zu anderen Hypotheken.
Wer am 1. April 2009 eine Hypothek für 500 000 Franken abgeschlossen hatte, musste in den fünf Jahren darauf je nach Hypothekarmodell bis Ende Februar 2014 folgende Hypothekarzinsen zahlen:
- Variable Hypothek (Durchschnittszins: 2,7 %): 67 500 Franken
- Fünfjährige Festhypothek (Durchschnittszins: 2,25 %): 56 250 Franken
- Libor-Hypothek (Durchschnittszins: 1,4 %, Basis: 6 Mte.): 35 000 Franken
Fazit: Die Festhypothek war während der letzten fünf Jahre 21 250 Franken teurer als ein Libor-Kredit. Die variable Hypothek kostete sogar 32 500 Franken mehr.