Glaubt man den Banken, können Anleger mit einem Lombardkredit nur gewinnen. Das Darlehen verschaffe ihnen die nötigen Mittel, um «ihr Portfolio durch den Kauf neuer Finanzinstrumente zu optimieren», so wirbt zum Beispiel die Bank BSI. Gemäss Zuger Kantonalbank kann man damit «aktiv investieren», laut UBS «besonders attraktive Marktchancen nutzen».
Meist werden aber nur die Chancen betont. Hinweise auf die Gefahren dieser riskanten Spekulation fand K-Geld bei einer Stichprobe unter 17 Banken lediglich auf den Websites der Appenzeller Kantonalbank, der Credit Suisse, der Migros-Bank und der Raiffeisen.
Doch die Risiken sind hoch. Wer einen Lombardkredit aufnimmt, verpfändet dafür der Bank sein Wertschriftendepot. Der Inhalt des Depots wird bis zu einem bestimmten Prozentsatz seines aktuellen Marktwerts belehnt. «Die jeweilige Belehnungsgrenze hängt unter anderem von Art und Qualität der Wertschriften im Depot ab», erklärt Florian Schubiger von der Vermögenspartner AG aus Winterthur. «Je sicherer und solider die Papiere sind, desto höher ist die Obergrenze, und desto mehr Kredit gibt es.»
Das Kernproblem: In der Regel ist der Lombardkredit mit der Kursentwicklung an den Aktienmärkten verknüpft, und der Kreditnehmer braucht zusätzlich ein grosses finanzielles Polster. Denn er muss mögliche Wertschwankungen seines Depots schnell und effektiv abfedern können.
Aktienkurs kann Kettenreaktion auslösen
Ein Beispiel: Wenn der Wert des Depots 1 000 000 Franken beträgt und eine Belehnungsgrenze von 50 Prozent hat, so beträgt der maximale Kredit 500 000 Franken. Sinken die Aktienkurse um zehn Prozent, ist das Depot nur noch 900 000 Franken Wert. Der Belehnungswert des Depots reduziert sich damit auf 450 000 Franken. Der Kreditgeber hat aber 500 000 Franken ausgezahlt bekommen. Er muss dann entweder 50 000 Franken sofort zurückzahlen oder sein Depot auffüllen, damit der Wert wieder 1 000 000 Franken beträgt.
Oder: Hat er dieses Geld nicht zur Verfügung, verkauft die Bank so viele Wertschriften aus dem Depot, bis die Lücke wieder gefüllt ist. Doch damit sinkt der Wert des Depots weiter – und so auch der Belehnungswert. Die Bank verkauft weitere Aktien. «Ein Dominoeffekt, der schnell zu hohen Verlusten führt», warnt Adrian Wenger vom VZ Vermögenszentrum in Zürich. «Viele Kunden verstehen gar nicht, worauf sie sich eingelassen haben.»
Auch bei der Besteuerung gibt es Risiken: Für einen Lombardkredit zahlt der Kunde in der Regel einen Kreditzins sowie eine Kommission. Der Zins ist steuerlich als Schuldzins abzugsfähig.
Die Kommission dagegen bewerten die Steuerbehörden unterschiedlich: K-Geld hat 16 Kantone befragt. Die meisten lassen die Kommission ebenfalls zum Abzug als Schuldzins zu. Die Kantone Thurgau und Zürich aber nur, wenn sie nicht als einmalige Zahlung zu Vertragsbeginn erfolgt, sondern regelmässig als Prozentsatz der Darlehenssumme überwiesen wird. In Appenzell Innerrhoden, Aargau und Graubünden hingegen darf die Kommission gemäss Auskunft der kantonalen Steuerverwaltungen grundsätzlich nicht abgezogen werden.
Fazit: Der Lombardkredit ist nur für Kunden geeignet, die über genügend freie Mittel als Sicherheit verfügen. Im Idealfall ist das noch einmal die gleiche Summe, die auch als Darlehen aufgenommen wurde. Für Kleinanleger gilt deshalb grundsätzlich: Kein Investieren auf Pump! Und keine Erhöhung der Hypothek, um mit diesem Geld an die Börse zu gehen!