Lars Nilsson aus Thörishaus BE war diesen April oft im Ausland unterwegs. In Italien, Dänemark und Schweden setzte er wiederholt seine Migros-Cumulus-Mastercard ein. Deshalb schaute er sich die Kreditkartenabrechnung besonders genau an. Dabei fiel ihm auf, dass die Kartenherausgeberin Cembra Money Bank gegenüber den publizierten Wechselkursen auf Devisenplattformen jeweils einen Aufschlag von 2,83 bis 3,86 Prozent berechnet hatte. Das ärgert Nilsson sehr. Denn der vertraglich vereinbarte Fremdwährungszuschlag seiner Karte beträgt gemäss Vertrag lediglich 1,5 Prozent.
Allerdings: Kein Schweizer Kreditkartenherausgeber berechnet den Kunden die Kurse, die Banken am Devisenmarkt zahlen (Interbankenkurs). Sie verwenden einen sogenannten Devisenverkaufskurs. Er setzt sich aus dem Interbankenkurs plus einem unterschiedlich hohen Zuschlag des Kartenherausgebers zusammen. Auf diesen Betrag schlagen die Kartenunternehmen eine prozentuale Bearbeitungsgebühr drauf. Das heisst: Wie viel ein Konsument bei Kreditkartenkäufen im Ausland letztlich zahlt, hängt sowohl vom angewendeten Wechselkurs wie auch von der Höhe des Fremdwährungszuschlags ab.
K-Geld wollte wissen, welche Kreditkarten für die Kunden am teuersten sind. Anhand einer Stichprobe wurde verglichen, wie viel jemand bezahlen muss, wenn er mit seiner Kreditkarte im Ausland für 1000 Euro, 1000 Dollar sowie für 10000 Thai Baht einkauft. Der Vergleich umfasst zwölf Standard-Kreditkarten aller Herausgeber in der Schweiz (siehe Tabelle im PDF).
Erfasst wird im Vergleich nicht der Zeitpunkt des Karteneinsatzes, sondern jener der Verbuchung durch die Kreditkartenherausgeber. Zwischen Einkaufs- und Verbuchungszeitpunkt können mehrere Tage liegen. Den Zeitpunkt der Verbuchung und somit den Kurs bestimmt allein der Herausgeber. Der Kunde hat keinen Einfluss darauf. Die Daten der Stichprobe beziehen sich auf den 2. Mai 2019, 10 Uhr. Die an zwei weiteren Tagen im Mai erhobenen Daten ergeben fast dasselbe Bild.
Das sind die Resultate:
Mit der Visa Classic respektive Mastercard Standard der Postfinance fährt man am besten. Für alle drei Währungen schneiden diese beiden Karten am günstigsten ab. Postfinance greift auf die vergleichsweise günstigen Wechselkurse der UBS zurück. Zusammen mit dem tiefen Fremdwährungszuschlag von 1,2 Prozent ergibt das den ersten Platz. Allerdings muss man für die Postfinance-Kreditkarten eine Jahresgebühr von 50 Franken bezahlen. Ein Teil wird aber je nach Umsatz zurückerstattet.
Bei den Kreditkarten ohne Jahresgebühr hat Coop die Nase vorn. Bei der Supercard Visa und Mastercard, die neu von der UBS-Tochter Topcard herausgegeben wird, beträgt der Bearbeitungszuschlag für Fremdwährungen 1,5 Prozent. Das ist gleich hoch wie bei den Gratis-Konkurrenten Cashback Visa und Mastercard von Swisscard sowie Cumulus-Mastercard der Migros. Die Coop-Supercard trumpft jedoch mit dem günstigeren Wechselkurs (UBS-Kurs) auf.
Die tiefsten Wechselkurse weisen Cornèr Bank (für die Diners-Club-Kreditkarte) und Viseca auf. Die Viseca gibt die Kreditkarten für Raiffeisen, die Migros-Bank sowie die Kantonal- und Regionalbanken heraus.
Cornèr Bank, Viseca: Günstige Wechselkurse, hoher Zuschlag
Über die drei von K-Geld geprüften Stichtage und die drei Währungen gesehen, führt mal die Cornèr Bank, mal die Viseca das Feld der Wechselkurse an. Dennoch figurieren deren Kreditkarten nicht unter den günstigsten beim Ein-
satz im Ausland. Der Grund: Die Cornèr Bank schlägt 2 Prozent Bearbeitungszuschlag auf den Kurs, die Viseca 1,75 Prozent. Das ist mehr als Postfinance und die Herausgeber der Gratiskreditkarten.
Die Cornèr Bank vertreibt auch Visa- und Mastercard-Kreditkarten. Bei ihnen beträgt der Zuschlag bloss 1,2 Prozent. Cornèr Bank wendet hier allerdings nicht den günstigen Diners-Club-Kurs an, sondern einen deutlich höheren Devisenverkaufskurs. Entsprechend landen diese Karten punkto Auslandkosten bloss im Mittelfeld.
Mit den Swisscard-Kreditkarten mit Jahresgebühr gibt man bei Einkäufen in Fremdwährungen klar am meisten aus. Zwar bewegen sich die Wechselkurse der Swisscard in der vorderen Hälfte des K-Geld- Vergleichs. Doch die Zuschläge von 2,5 Prozent machen die klassische Visa und Mastercard von Credit Suisse sowie die American Express von Swisscard teuer. Mit diesen Karten zahlte man am Stichtag im Vergleich zur günstigen Postfinance-Kreditkarte 1,43 bis 1,74 Prozent drauf.
Swisscard-Sprecher Urs Knapp sagt dazu, dass ein Kreditkartenvergleich mit Fokussierung auf Einkäufe im Ausland ein unvollständiges Bild ergebe. Die Produkte von Swisscard würden unterschiedliche Leistungen für verschiedene Zielgruppen bieten. Für die definierten Kundengruppen seien die Swisscard-Produkte «auch preislich attraktiv».
Revolut: Prepaid-Karte mit Risiken
Günstige Wechselkurse und keine Bearbeitungsgebühren mit der Mastercard: Das verspricht das Londoner Unternehmen Revolut.
Um das Angebot zu nutzen, braucht es eine Smartphone-App und die Prepaid-Kreditkarte des Unter-nehmens. Die App Revolut ist für Android- und Apple-Handys verfügbar und kann kostenlos von den entsprechenden App-Stores heruntergeladen werden.
Und so geht man vor: Nach Angabe der Personalien muss man sich mit dem Foto eines amtlichen Ausweises sowie einem Porträtbild identifizieren. Anschliessend erhält man die IBAN- Nummer des Schweizer Revolut-Kontos bei der Credit Suisse samt einer persönlichen Referenznummer. So kann man sein Kreditkarten-konto via spesenfreie Inland-Überweisung aufladen. Ist genügend Geld auf dem Konto, ist die Bestellung einer physischen Mastercard-Kreditkarte mit fünf Jahren Gültigkeit für den Betrag von Fr. 6.99 möglich.
Beim Test von K-Geld funktionierte die Revolut-Kreditkarte problemlos. Einkäufe im Ausland rechnet die App quasi in Echtzeit zum aktuellen Interbankenkurs ab. Zusätzliche Gebühren fallen nicht an. Deshalb fährt man mit der Revolut-Kreditkarte wesentlich günstiger als mit einer Schweizer Standard-Kreditkarte.
Beispiel: Am Stichtag 2. Mai, 10 Uhr, berechnete Revolut für einen Einkauf im Internet einen Euro-Wechselkurs von Fr. 1.1423. Die Postfinance wandte zu diesem Zeitpunkt für ihre Kreditkarten einen Kurs von 1.1599 an. Hinzu kam ein Fremdwährungszuschlag von 1,2 Prozent. Derselbe Kauf kostete also bei der Postfinance 2,76 Prozent mehr (schlechterer Kurs plus Zuschlag). Wohlgemerkt: Die Postfinance-Kreditkarten sind beim Auslandeinsatz die günstigsten (siehe oben). Mit einer Standard-Kreditkarte der Credit Suisse hätte derselbe Kauf sogar 4,23 Prozent mehr gekostet als mit Revolut.
Allerdings: Die Mastercard von Revolut ist keine Kreditkarte, sondern eine Prepaid-Lösung. Man kann damit also nur so viel einkaufen, wie vorher aufs Konto geladen wurde. Kommt hinzu, dass Revolut keine Schweizer Banklizenz besitzt und entsprechend der Schweizer Einlegerschutz nicht gilt. Zudem hat das Unternehmen seinen Sitz in London. Bei fehlerhaften Belastungen der Karte müsste also dort geklagt werden. Das wäre alles andere als einfach und mit erheblichen Kosten verbunden. Bei einem Konkurs von Revolut wäre das vorbezahlte Geld auf dem Kreditkarten-Konto wohl verloren.