Erstmals seit 33 Jahren stieg der japanische Aktienindex Nikkei im Juni wieder über die Marke von 33'333 Punkten. In keinem anderen Land mussten Index-Anleger so lange warten, um ihre früheren Verluste wettzumachen. So war es etwa am Schweizer Aktienmarkt bislang praktisch unmöglich, mit einer Haltedauer von 14 Jahren oder mehr einen Verlust zu erleiden (K-Geld 4/2022).
Japan erlebte in den 80er-Jahren einen beispiellosen Aktienboom. Ausländisches Kapital pumpte die Märkte auf. Die Blase platzte im Dezember 1989. Bis 2009 verlor der Nikkei dann 80 Prozent an Wert. Keine andere Industrienation erlebte jemals eine 19 Jahre dauernde Phase anhaltend sinkender Kurse. In der Folge schrieben Anleger Japan ab. Noch heute zeigt der Beratungsalltag von K-Geld, dass Schweizer Anleger kaum japanische Papiere halten. Das Misstrauen ist nach wie vor gross.
Der Yen trug zum schlechten Ruf der japanischen Finanzmärkte bei. Im Frühling 2013 entsprach ein Yen noch einem Rappen. Seither verlor die japanische Währung gegenüber dem Franken 63 Prozent an Wert. So wurden japanische Produkte für den Rest der Welt günstiger.
Japaner profitieren direkt vom asiatischen Wachstum
Davon profitieren die meisten Firmen, die im Nikkei 225 zusammengefasst sind – dem Index mit den 225 meistgehandelten Aktien. Die wichtigsten drei Unternehmen sind die Kleiderkette Fast Retailing mit Marken wie Uniqlo, Maschinenbauer Tokyo Electron sowie der Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank.
Dahinter folgen mit Advantest ein Hersteller von Testgeräten für die Halbleiterindustrie, der Lüftungsspezialist Daikin Industries, das Kommunikationsunternehmen KDDI und die auf Industrieroboter spezialisierte Fanuc. Sie profitieren direkt vom Wirtschaftswachstum in Asien. Zudem verfügen sie über hohe Barreserven, was zu einer zunehmend aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik führt.
Der börsengehandelte Indexfonds iShares Nikkei 225 ETF (Valor 10737065) bildet den Nikkei 225 nach. Er kostet pro Jahr 0,48 Prozent des Anlagebetrages (Gesamtkostenquote TER). Im laufenden Jahr legte der Fonds – inklusive Dividenden in Franken – um fast 6 Prozent zu. Zum Vergleich: Beim Swiss Performance Index (SPI) waren es 4 Prozent. Währungsbereinigt brachte der Japan-ETF seit seiner Auflage im Januar 2010 ein Plus von 85 Prozent, während der SPI einen Wertzuwachs von gut 154 Prozent verzeichnet. In beiden Zahlen sind die Dividenden berücksichtigt.
Aktien sind relativ tief bewertet
Japanische Aktien haben ein Aufholpotenzial, sie sind zurzeit eher tief bewertet. Wer sich am Nikkei 225 beteiligt, zahlt nur das 18-Fache der Jahresgewinne der Unternehmen im Index. In der Schweiz und in den USA ist es das 22-Fache – gemessen am SPI und am S&P 500. Die Kurse an der japanischen Börse entsprechen nur dem 1,9-Fachen des Eigenkapitals der Firmen. In der Schweiz ist es das 3,2- und in den USA sogar das 4,2-Fache.