K-Geld-Leserin Anna Heiniger (Name geändert) aus Jonschwil SG besuchte im Herbst 2020 die «Pätch», die kleine Olma-Messe in St. Gallen. Dabei nahm die 26-Jährige an einem Wettbewerb teil, den die Ausstellerin Swiss Management Zürich AG durchführte. Das ist ein Finanzberatungsunternehmen, das behauptet, «unabhängig», «nachhaltig» und «transparent» zu sein.
Kurze Zeit nach dem Besuch der Messe erhielt Heiniger von der Swiss Management Zürich AG per Post die Nachricht, sie habe eine kostenlose Finanzberatung im Wert von 1200 Franken gewonnen. Ein Berater komme vorbei und analysiere unverbindlich Finanzen, Versicherungen sowie Vorsorge.
Als der Berater der Swiss Management Zürich AG in Jonschwil zum Beratungsgespräch eintraf, war auch Heinigers Ehemann anwesend. Er hatte den Eindruck, dass der Berater «auf Versicherungsprodukte aus war». Das machte ihn skeptisch, und er präsentierte K-Geld die Produkte, die ihm und seiner Frau empfohlen worden waren.
Beiden Ehepartnern schlug der Berater das Gleiche vor, nämlich den «Helvetia Garantieplan». Das ist eine gemischte Versicherung, in der ein Sparteil mit einem Versicherungsteil kombiniert wird – in diesem Fall Vorsorgesparen in der Säule 3a mit einer Todesfallversicherung. Versicherungsverkäufer locken bevorzugt mit 3a-Produkten, denn die Kunden können dann die jährlichen 3a-Einzahlungen bei den Steuern vom Einkommen abziehen, solange sie erwerbstätig sind.
Laut dem vorgeschlagenen Helvetia-Produkt müssten Heinigers jedes Jahr je 2400 Franken Prämie an die Helvetia überweisen. Und das bis zum jeweiligen Rentenalter – also 38 respektive 37 Jahre lang. Der grösste Teil dieses Geldes würde gemäss den Unterlagen «nach Abzug aller Kosten» für ihre 3a-Vorsorge angespart. Wie hoch diese Kosten sind, ist in den Antragsformularen nicht aufgeschlüsselt. Zudem geht von den 2400 Franken jedes Jahr ein Teil für die Todesfallversicherung weg. Wie hoch dieser Anteil ist, wird ebenfalls nicht klar ausgewiesen. Ein Mediensprecher von Helvetia sagt dazu, eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten bringe dem Versicherungskunden «keinen Mehrwert».
Augenwischerei bei der angeblich garantierten Vorsorgesumme
In den Dokumenten ist immer wieder von «Garantie» die Rede. Etwa, dass bei Erreichen des Rentenalters «garantiert» je über 66000 Franken auf den zwei 3a-Konten liegen würden. Doch diese Garantie ist Augenwischerei. Denn die Helvetia investiert die 3a-Gelder in eine Termingeldanlage der Raiffeisenbank sowie in Zertifikate von Leonteq, deren Grossaktionär Raiffeisen ist. Machen die Firmen Pleite, ist für das Paar ein Totalverlust aller angesparten Gelder möglich. Beim Bankencrash im Jahr 2008 passierte genau das vielen Schweizern, die Vorsorgegelder über Papiere von Lehman Brothers angespart hatten.
Ein weiterer Nachteil des «Garantieplans» von Helvetia: Würde das Paar vorzeitig aus den langjährigen Verträgen aussteigen, bekäme es viel weniger Geld zurück, als es bis dann eingezahlt hätte – in den ersten Jahren sogar überhaupt nichts. Diese tiefen sogenannten Rückkaufswerte erklären sich dadurch, dass mit den Prämien zuerst die Provision für den Versicherungsvermittler abgezogen und der Police weitere Verwaltungskosten belastet werden. Die Frage, wie hoch die Provision des Verkäufers genau ausfällt, wollen weder die Helvetia noch die Swiss Management Zürich AG beantworten. Die Helvetia sagt dazu nur: «Die Vertriebsentschädigung ist abhängig von diversen Faktoren, eine Pauschalantwort ist nicht möglich.»
Tipp: K-Geld rät, Sparen und Versichern strikt zu trennen – 3a-Sparen bei der Bank, Versichern bei der Versicherung. So bleibt man flexibel und verstrickt sich nicht in langjährige Verträge. Junge Leute ohne Unterstützungspflichten brauchen zudem keine Todesfallversicherung. Falls eine Lebensversicherung wegen einer Familiengründung zur Diskussion steht, sollte man sie als reine Risikoversicherung abschliessen. Das ist viel günstiger, zudem kann man die Deckung jederzeit den persönlichen Verhältnissen anpassen.