Anfang 2022 benannte die Skandia sich um in Youplus Assurance Schweiz AG. Ihr Firmenmotto: «Wir geben der Versicherung das Ich zurück.» Doch ausser dem Namen und dem Motto hat sich offenbar kaum etwas geändert. Youplus verkauft weiterhin gemischte Versicherungen der Säule 3a, die für Kunden sehr unvorteilhaft sind. Der Fall eines K-Geld-Lesers zeigt, welche finanziellen Folgen der Abschluss einer solchen Versicherung haben kann.
Reto Hofer (Name geändert) aus Oberrieden ZH schloss bei der Skandia im September 2009 eine «Easy Plan Police» ab. Diese wird auch unter dem Namen «Life Plan 3a» verkauft. Bei dieser gemischten Versicherung versicherte Hofer mit einem Teil der Prämien die Risiken Todesfall und Erwerbsunfähigkeit.
Den grösseren Teil von Hofers Prämien, den 3a-Sparteil, investierte die Skandia in die Fonds «Swiss Rock Mat 3a Standard» und «Life Investment 90 % Protected Fund». 20 Prozent des Geldes floss auf Anraten eines Skandia-Beraters in Aktien, der Rest mehrheitlich in Gold und Obligationen. Das sind Darlehen, die ein Anleger etwa einem Unternehmen oder Staat gewährt und dafür einen Zins erhält.
In einer Tiefzinsphase zu viel in Obligationen angelegt
Diese Anlagestrategie war von Anfang an nicht ideal. Denn wenn man in einer Tiefzinsphase einsteigt und mehrheitlich in Obligationen investiert, sind Verluste garantiert, sobald die Zinsen wieder anziehen. Genau das war hier der Fall. Bis Anfang Juli 2024 hatte Reto Hofer über einen Viertel seiner Prämienzahlungen verloren.
Das ging so: Jeden Monat zahlte Hofer 315 Franken ein. Bis zum 1. Juli 2024 waren das 56'070 Franken. Anders als in vielen gemischten Versicherungen üblich, war die Leistung im Todesfall nicht festgelegt, sie entsprach dem jeweiligen Wert der Fondsanteile.
Das heisst: Was Hofers Hinterbliebene im Todesfall von der Versicherung erhalten würden, hängt davon ab, wie viel er in den Fonds einbezahlt und wie hoch dessen Rendite ist. Das jährliche Wachstum war schlecht: Es betrug über 15 Jahre im Durchschnitt nur 0,54 Prozent pro Jahr.
Zum Vergleich: Hätte Hofer sein Geld, das in den Sparteil der Versicherung floss, zu 100 Prozent in Aktien des Swiss Performance Index (SPI) investiert, dann hätte er zwischen dem 1. September 2009 und dem 1. Juli 2024 eine jährliche Rendite von 7,8 Prozent erreicht. Der SPI umfasst fast alle an der Börse gehandelten schweizerischen Aktiengesellschaften. Bei einer Anlagedauer von zehn und mehr Jahren kann am Aktienmarkt allgemein mit einer jährlichen Rendite von 4 Prozent gerechnet werden.
Schwache Fondsperformance, hohe Kosten und Abzüge
Von den gesamthaft von Hofer bezahlten Prämien in der Höhe von 56'070 Franken versickerte fast ein Drittel bei Youplus. Neben der schwachen Fondsperformance entdeckte Hofer im Dokument von Youplus zudem «Abschlusskosten» von 4658 Franken, die in den ersten fünf Jahren von der Versicherung abgezogen wurden. Dazu kamen «Verwaltungskosten» von total 2694 Franken und «Inkassokosten» in der Höhe von 890 Franken. Nach Abzug der Kosten und zuzüglich der Minirendite resultierte ein Sparkapital von 41'836 Franken – also ein Minus von 14'234 Franken gegenüber dem bis dahin eingezahlten Geld.
Solche hohen Kosten sind bei gemischten Lebensversicherungen seit Jahren üblich. Reto Hofer zog die Konsequenzen und schickte Youplus die Kündigung.
Youplus schreibt K-Geld, die Kosten würden sich im «marktüblichen Rahmen» bewegen. Das Kapital von Hofer sei in elf Anlagefonds mit einer «ausgewogenen Anlageausrichtung» investiert worden. Hofer hätte die Möglichkeit gehabt, die Anlagen «bei Bedarf und unter gewissen Bedingungen» anzupassen.
Betrug mit Abschlussprovisionen – Youplus mit Verlust
Bis Anfang 2024 meldeten sich viele Leser bei K-Geld, weil ihnen Versicherungsmakler Youplus-Policen schmackhaft machten. Seither gingen die Anfragen zurück. Der Grund dafür dürfte sein, dass die Versicherung ihr Neukundengeschäft seit Ende März 2024 «bis auf weiteres» eingestellt hat. So steht es im Geschäftsbericht.
Die Erklärung: Youplus sei «Opfer betrügerischer Geschäftsmodelle im Umgang mit Abschlussprovisionen geworden». Unter anderem deswegen wies Youplus für 2023 einen Jahresverlust von 19,9 Millionen Franken aus.