Ein Nachbar meinte es eigentlich nur gut mit Anna und Fridolin Aeby (Namen geändert): Weil er mit dem Hypothekenvermittler Moneypark positive Erfahrungen gemacht hatte, gab er dem Ehepaar einen Gutschein für ein Beratungsgespräch. Das war im vergangenen Sommer. Das Paar besitzt eine Doppelhaushälfte in Thal SG. Die Festhypothek über 370 000 Franken bei der St. Galler Kantonalbank läuft Ende Juni dieses Jahres aus.
Die Aebys liessen sich auf ein Beratungsgespräch mit Moneypark ein, obwohl die Zeit für die Erneuerung der Hypothek nicht drängte. Im Juli fand die Besprechung beim Hypothekenvermittler in St. Gallen statt. Am Ende unterzeichnete das Paar eine «Beratungsvereinbarung Hypotheken». Anna und Fridolin Aeby war nicht klar, dass sie sich damit verpflichteten, die Hypothek über Moneypark abzuschliessen. «Uns wurde mündlich zugesagt, dass Moneypark auf alle Vereinbarungen und Zahlungsforderungen verzichtet, wenn wir selber eine günstigere Hypothek finden», erinnert sich Anna Aeby.
Ende September fand im Haus des Ehepaars das sogenannte Entscheidungsmeeting statt. Zwei Mitarbeiter von Moneypark legten den Aebys Festhypotheken-Offerten mit verschiedenen Laufzeiten vor: von der Raiffeisenbank Mittelrheintal, von Valiant und von der Zuger Pensionskasse. «Die Angebote waren nicht besonders gut», sagt Anna Aeby. Jedenfalls entschied sich das Paar nicht für einen dieser Anbieter und eine bestimmte Laufzeit. Die Moneypark-Mitarbeiter hätten dann zugesichert, weiter zu verhandeln und Abklärungen zu machen.
Günstigere Gegenofferte der bisherigen Hausbank kam zu spät
Trotz diesen Aussagen legte Moneypark dem Ehepaar am Schluss des Treffens einen Vertrag mit der Raiffeisenbank Mittelrheintal für eine Festhypothek über 10 Jahre vor. Das Ehepaar Aeby liess sich zur Unterschrift drängen. Eine Vertragskopie wurde ihm zu diesem Zeitpunkt nicht ausgehändigt. Das Doppel erhielt es erst ein paar Tage später, nach mehrmaligem Nachfragen.
Gleich nach dem Treffen holte das Paar bei der St. Galler Kantonalbank, der bisherigen Kreditgeberin, eine Offerte ein. Diese war vorteilhafter als jene der Raiffeisenbank. Das Paar teilte dem verantwortlichen Berater von Moneypark mit, dass es das Angebot der Kantonalbank annehmen wolle.
Der Berater drohte mit hohen Folgekosten. Kunden könnten eine Offerte von Moneypark nur dann verweigern, wenn spätestens am Entscheidungsmeeting eine günstigere Gegenofferte vorliege. Sonst werde eine Umtriebsentschädigung von 2500 Franken fällig. Zudem wies der Berater das Paar darauf hin, dass es bereits einen Finanzierungsauftrag für Raiffeisen unterschrieben habe. Wenn es diesen nicht einhalte, sei eine Vorfälligkeitsentschädigung von über 30 000 Franken geschuldet.
«Das war ein böses Erwachen für uns», sagt Anna Aeby. Sie und ihr Mann seien sich nicht bewusst gewesen, dass sie einen verbindlichen Auftrag zur Finanzierung einer 10-jährigen Festhypothek unterschrieben hätten. Und dass eine spätere Gegenofferte nicht mehr akzeptiert werde, sei ihnen auch nicht klar gewesen. Das alles hätten ihnen die Mitarbeiter von Moneypark nicht erklärt. «Wir wollten uns nur informieren und nicht festlegen. Diese Vermittlung von Moneypark war unseriös.»
Aus Sicht von Moneypark haben die Berater korrekt gehandelt
In der Folge verhandelte das Paar intensiv mit der Raiffeisenbank Mittelrheintal. Im Dezember erklärte sich die Bank schliesslich bereit, das Paar ohne Kostenfolge von seinen vertraglichen Verpflichtungen zu entbinden. Auch Moneypark lenkte ein, als K-Geld das Unternehmen mit den Vorwürfen des Ehepaars Aeby konfrontierte: Weil die Kunden «sehr unzufrieden» seien, verzichte man «aus Kulanzgründen auf die Umtriebsentschädigung». Roswitha Thurnheer von Moneypark hält aber fest: «Aus unserer Sicht haben unsere Berater das Geschäft korrekt und professionell abgewickelt.» Die Kunden hätten am Entscheidungsmeeting keine Offerte der St. Galler Kantonalbank mit besseren Konditionen vorgelegt. Moneypark habe bei der Kantonalbank keine Offerte eingeholt, da man mit diesem Institut nicht zusammenarbeite.
Die Moneypark-Sprecherin verweist bezüglich der geforderten 2500 Franken Umtriebsentschädigung auf die vom Ehepaar Aeby zu Beginn unterzeichnete Beratungsvereinbarung. Auch andere Hypothekenvermittler sehen in ihren Verträgen Gebühren für abtrünnige Kunden vor (siehe Kasten).
Hypothekenvermittler: Vorsicht vor Zusatzkosten
Wer für den Abschluss einer neuen Hypothek auf einen Vermittler zurückgreift, zahlt meist kein Beratungshonorar. Der Lohn von Hypothekenvermittlern sind Provisionen von Banken, Versicherungen und Pensionskassen. Diese zahlen normalerweise 0,1 Prozent der vermittelten Kreditsumme pro Jahr Laufzeit (K-Geld 6/2021). Bei einer zehnjährigen Festhypothek von 500 000 Franken sind das 5000 Franken.
Hypothekenvermittler werben damit, dass sie für die Kunden die günstigsten Zinssätze aushandeln. Aber viele scheinen selbst nicht ganz an dieses Versprechen zu glauben. So legt neben Moneypark auch Hypoplus (Comparis) in seinen Verträgen fest, dass eine Entschädigung fällig wird, wenn der Kunde keine der ausgehandelten Offerten annimmt. Diese beträgt bei Hypoplus 2000 Franken respektive 0,5 Prozent der Hypothekarsumme. In der Realität werde diese Gebühr aber fast nie erhoben, behauptet Hypoplus.
Kundenfreundlicher sind Financescout24 und Swisschange Financial Services: Hier muss ein Kunde erst dann eine Entschädigung bezahlen, wenn er eine ausgehandelte Offerte verbindlich annimmt und dann einen Rückzieher macht. In einem solchen Fall sind bei Financescout24 bis zu 2500 Franken und bei Swisschange Fr. 538.50 zu bezahlen. Diese Regelung ermöglicht es Kunden, nach Vorliegen der Angebote des Vermittlers noch selber Offerten einzuholen.