«Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs»: So heisst das preisgekrönte Buch des deutschen Autors Gerd Kommer. Seine Ratschläge für Privatanleger: Kosten minimieren, Anlagen langfristig halten (kein ständiges Hin und Her!), auf Indexprodukte setzen und die Anlagen global streuen.
Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren
Nach diesem Motto ist das Musterdepot auf dieser Doppelseite aufgebaut. Es beruht auf kostengünstigen börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Es passt für Leute, die einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren haben, und es ist für drei verschiedene Risikotypen erstellt. Es richtet sich an Leute, die ihr Geld selber verwalten wollen. Wichtige Kernpunkte sind:
1. Das Musterdepot ist allgemeingültig und nicht auf die aktuelle Lage an Börsen und Märkten ausgerichtet. Momentan sind vor allem Obligationen heikel: Sollte das Zinsniveau steigen, verlieren sie an Wert. Wer einen baldigen Anstieg der Zinsen befürchtet, sollte deshalb mit den Investitionen in Obligationen-ETFs besser noch abwarten (K-Geld 2/2016). Wie lange das gegenwärtige Tiefzinsniveau anhält, ist offen.
2. Die vier vorgeschlagenen Aktien-ETFs decken den Schweizer Markt ab sowie die Anlagegebiete Europa, USA und Schwellenländer. Für ein breites Aktieninvestment sind das sinnvolle Wirtschaftsräume. Eine mögliche Alternative dazu wäre ein ETF auf den weltweiten Aktienindex MSCI World (siehe Seite 22). Bei diesem Index ist jedoch zu berücksichtigen, dass die USA darin stark übergewichtet sind.
3. Ein solches Musterdepot kann man jederzeit in einer einmaligen Aktion auf einen Schlag aufbauen. Möglich und oft auch sinnvoll ist aber gestaffeltes Investieren in kleinen Schritten. So lassen sich Kursschwankungen ein Stück weit ausgleichen, allerdings steigen dann meist die Kaufkosten.
4. Das Musterdepot enthält auch ein kleines Investment in einen Immobilien-ETF, der in alle Schweizer Immobilienfonds investiert. Grund: Die Musterdepots sind für einen Anleger gedacht, der selber keinen Immobilienbesitz hat. Immobilienbesitzer können diese Anlage weglassen. Beim offensivsten Depot kann man mit diesem Anteil die Aktienquote aufstocken, beim sicherheitsorientierten Depot kann der Betrag in Obligationen oder aufs Sparkonto fliessen.
K-Geld hat schon in Ausgabe 1/2015 ein solches Musterdepot publiziert. Gegenüber der damaligen Variante gibt es zwei Veränderungen: Der Europa-ETF von iShares wurde ersetzt – durch einen ETF der UBS, der währungsgesichert ist. Und der Schwellenländer-ETF trägt jetzt die Bezeichnung «Minimum Volatility», weil er versucht, gewisse Aktien mit hoher Schwankungsbreite zu umgehen. Ziel ist es, in Abwärtsphasen weniger Geld zu verlieren – was in der aktuellen Marktphase durchaus angesagt sein kann. Bei steigenden Börsen dürften die Gewinne aber auch etwas tiefer ausfallen.
Tipp: Wer sein Depot gemäss dem Vorschlag in Ausgabe 1/2015 aufgebaut hat, muss jetzt nicht zwingend umschichten.
Die zweite Tabelle im Anhang zeigt die Kosten für den Kauf der acht vorgeschlagenen ETFs sowie die entsprechenden Depotkosten für ein Jahr. Wichtige Details dazu:
Die Gebühren gelten für einen telefonisch erteilten Auftrag. Es handelt sich also nicht um Online-Tarife, die meist günstiger wären. Grund: Internet-Banking ist zwar weit verbreitet, doch haben noch längst nicht alle Anleger auf den Online-Handel umgestellt.
Alle ETFs wurden über die Schweizer Börse SIX gekauft. Die UBS fehlt in der Tabelle im Anhang, weil sie sich nicht an diese Vorgabe halten wollte.
Die Tabelle im Anhang zeigt die zusammengezählten Kaufkosten für die acht Einzelkäufe, die gesamthaften Depotkosten für die acht Positionen (für ein Jahr) sowie das Total.
Postfinance und VZ Depotbank am günstigsten
Resultat des Vergleichs: Der Kauf der acht ETFs zu je 10000 Franken kostet inkl. Depotgebühr im günstigsten Fall 392 Franken (Postfinance bis Ende Juni), gefolgt von 870 Franken (VZ Depotbank). Beim Kauf der ETFs zu je 50000 Franken das gleiche Bild: Auch hier sind Postfinance (bis Ende Juni) mit 1547 Franken und VZ Depotbank mit 1768 Franken am günstigsten.
Postfinance ist bis anhin vor allem mit der kostenlosen Depotführung aufgefallen. Das ändert sich jetzt. Am 1. Juli 2016 führt Postfinance eine Depotgebühr von 90 Franken pro Jahr ein, die ab 2017 erhoben wird. Allerdings: Postfinance rechnet diese 90 Franken an allfällig anfallende Kauf- bzw. Verkaufsgebühren (Courtagen) an. Das ist auch in der Tabelle im Anhang im Jahr des Kaufs der acht ETFs so aufgelistet. Daher ist dort die Depotführung im ersten Jahr kostenlos.
Übrigens: Wie günstig der Onlinehandel sein kann, zeigt das Beispiel von Swissquote (Tabelle im Anhang). Hier würde das Total für Kaufsumme A 158 Franken betragen, die Kaufsumme B würde 288 Franken kosten (Details zu den Kaufsummen in der Tabelle im Anhang).