«Das ist krass. Es sieht aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte», sagt Antonio Di Fonzo. Es ist der 13. November. Er steht erstmals wieder in seiner 6,5-Zimmer-Wohnung, nachdem das rund 200-jährige Riegelhaus in Höri ZH drei Wochen zuvor ausgebrannt ist. Di Fonzo wohnte hier 12 Jahre lang mit seiner Familie. Jetzt ist alles schwarz – verkohlt oder mit einer Russschicht überzogen. Auf dem Boden liegen Schutt und Trümmerteile. Es ist feucht vom Löschwasser, in der Luft hängt der Gestank von Rauch.
Das TV-Gerät im Wohnzimmer ist kaum mehr zu erkennen: Nur noch eine Metallplatte mit herabhängender Folie steht im Raum. In der Küche hat die Hitze des Feuers die Plättli weggesprengt. Verstreut liegen Bruchstücke vom Geschirr und dem geborstenen 400-Liter-Aquarium. Rund um den versengten Küchentisch stehen acht Stühle, von denen nur noch die Metallskelette übrig sind.
Antonio Di Fonzo und seine Familie hatten Glück im Unglück. In der Nacht auf den 26. Oktober, als die Uhren eine Stunde zurückgestellt wurden, waren die erwachsene Tochter und deren Freund noch länger wach. Als sich das Paar kurz vor 3 Uhr schlafen legte, bemerkte es plötzlich Feuer und Rauch. Schnell war klar: Das Gebäude brennt. Sofort weckten sie die Hausbewohner. Alle stürmten im Pyjama ins Freie. Antonio Di Fonzo rettete geistesgegenwärtig sein Handy und alarmierte damit die Feuerwehr. Die neun Personen sowie die Katze Charly, die im Mehrfamilienhaus wohnten, blieben unverletzt. Für Di Fonzos Fische kam aber jede Hilfe zu spät. Zudem blieb die zweite Katze der Familie verschollen. Am denkmalgeschützten Haus entstand grosser Sachschaden.
Die fünfköpfige Familie Di Fonzo besass nichts mehr. Die Hilfsbereitschaft von Freunden, Nachbarn und Antonio Di Fonzos Arbeitgeber war gross. Sie versorgten die Familie mit Kleidern, Essen, Computer, Auto und vielem mehr. «Diese Solidarität ist schön. Sie gibt einem Kraft», sagt Di Fonzo.
Der Gemeindepräsident von Höri organisierte nach der Brandnacht eine Unterkunft in einem Hotel. Inzwischen konnte die Familie eine 4,5-Zimmer-Wohnung beziehen – nur wenige hundert Meter vom zerstörten Haus entfernt.
Rasch reagierte auch die Allianz Suisse, bei der die Familie eine Hausratversicherung hat. Der Schadeninspektor der Versicherung erschien schon einen Tag nach dem Vollbrand. Bereits ein Augenschein von aussen zeigte, dass der Schaden gross ist. Die Allianz leistete als Soforthilfe eine Akontozahlung über 30000 Franken. Anschliessend verlangte der Schadeninspektor von der Familie, eine Liste der zerstörten Gegenstände zu erstellen.
Versicherte müssen den Schaden nachweisen
Knapp drei Wochen nach dem Brand gaben die Brandschutzermittler der Kantonspolizei Zürich das Gebäude zur Begehung frei. Nach dem Rundgang ist Antonio Di Fonzo vom Ausmass der Zerstörung sichtlich erschüttert. Weder sein Modellflugzeug noch Pokale aus seiner aktiven Fussballzeit sind noch zu retten – von den Fotoalben und der geerbten Goldkette des Vaters ganz zu schweigen. Direktions-Schadeninspektor Stefan Gasser von der Allianz ist bei der Begehung der Brandruine dabei. Er stellt fest: «Das ist ein klarer Totalschaden.» Er rät Di Fonzo, nichts aus dem Haus mitzunehmen. Damit würde er nur Schadstoffe verschleppen.
Die Allianz zahlt aber trotz Totalschaden nicht einfach die in der Hausratpolice festgelegte Versicherungssumme aus. Vielmehr muss die Familie den Schaden nachweisen. Idealerweise haben Versicherte eine Liste ihres Hausrats mit den bezahlten Preisen erstellt und diese mit Belegen ausserhalb des Hauses physisch oder elektronisch hinterlegt. Das macht aber praktisch niemand. Im Fall der Familie Di Fonzo zeigen Handyfotos, die in der Wohnung an Familienfesten wie Weihnachten oder Geburtstagen geschossen wurden, wie die Wohnung eingerichtet war. Antonio Di Fonzo übergibt dem Schadeninspektor rund ein Dutzend A4-Seiten, worauf die vom Brand zerstörten Gegenstände aufgelistet sind. «Das ist aber noch nicht alles. Uns fallen ständig wieder neue Sachen ein», merkt der 49-Jährige an. Als Hilfe dienen auch handgezeichnete Skizzen: Sie zeigen, wie die Wohnung vor dem Brand möbliert war.
Anhand dieser Unterlagen sowie Gesprächen mit den Betroffenen versucht Gasser, den Neuwert des verbrannten Hausrates einzuschätzen und die Schadensumme festzulegen. Zudem trägt die Allianz die Kosten für die Unterkunft im Hotel sowie fürs Räumen und Entsorgen des Hausrates. Wie viel die Allianz insgesamt zahlen wird, wird sich zeigen. Die Höhe der Versicherungssumme in Di Fonzos Police gibt die Allianz nicht bekannt. Klar ist: Die Familie ist ausreichend versichert.
Stefan Gasser verspricht Di Fonzo zum Abschied, den Fall abzuschliessen, sobald er die amtlichen Unterlagen zur Brandursache erhalten hat. Ein Kurzschluss in einem Elektrokasten war wahrscheinlich der Auslöser. Sofern die Familie keine Schuld daran trifft, steht der Auszahlung des Geldes nichts mehr im Weg. Gasser weiss, dass eine zügige Erledigung wichtig ist. Denn jede erneute Auseinandersetzung mit dem Unglück wühlt die Betroffenen emotional wieder auf.
Antonio Di Fonzo lässt den Blick übers Grundstück schweifen und seufzt: «Am meisten vermisse ich den grossen Garten.» Dann macht er sich auf den Heimweg zur neuen, einiges kleineren Blockwohnung mit Balkon.
Hausratversicherung: Das müssen Sie wissen
Der Abschluss einer Hausratversicherung ist nicht obligatorisch (ausser in den Kantonen NW, JU, FR und VD), aber empfehlenswert. Die Prämie ist relativ zum möglichen Schaden gering. Eine Hausratpolice mit einer Versicherungssumme von 120 000 Franken für einen 2-Personen-Haushalt in einer 4,5-Zimmer-Mietwohnung kostet pro Jahr rund 300 Franken.
Versichert sind zerstörte Sachen zum Wiederbeschaffungswert. Bei einigen Versicherungen sind Sportgeräte nur zum Zeitwert versichert.
Es lohnt sich nicht, die Versicherungssumme zu tief anzusetzen, um ein paar Prämienfranken zu sparen. Denn bei einer Unterversicherung drohen im Schadenfall erhebliche Leistungskürzungen.
Hat ein Versicherter grobfahrlässig gehandelt, kann der Versicherer die Leistungen je nach Schwere des Verschuldens kürzen.
Um in einem Schadenfall nicht in Beweisnot zu geraten, empfiehlt es sich, Belege über teurere Anschaffungen an einem sicheren Ort aufzubewahren.
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