«Nur ein Finanzprodukt meidet umstrittene Geschäftsfelder konsequent»: So urteilten 2014 die deutsche Verbraucherzentrale Bremen und die Stiftung Warentest über den Fonds mit dem Namen Ökoworld Ökovision Classic.
Die beiden Organisationen hatten 46 Anlagefonds untersucht, die die Bezeichnung «nachhaltig» oder Ähnliches tragen. Der Ökoworld Ökovision wurde zum Testsieger erklärt. Er sei der «konsequenteste und klimafreundlichste» Aktienfonds mit weltweiter Streuung, schrieb «Finanztest», die Geldzeitschrift der Stiftung Warentest.
«Aufwand für Ethik, Soziales und Ökologie kostet Geld»
Der Ökoworld Ökovision sei aber mit laufenden Kosten von 2,5 Prozent pro Jahr auch der teuerste, bemängelten die Tester (siehe Tabelle im PDF). «Wir bieten Premiumqualität», rechtfertigt Gunter Schäfer von der Firma Ökoworld im deutschen Hilden. «Wir betreiben viel Aufwand, um passende Unternehmen zu finden und zu durchleuchten, in die wir gemäss unseren strengen Kriterien investieren können. Dieser Aufwand für Ethik, Soziales und Ökologie kostet Geld.» Das Bio-Hühnchen im Bio-Laden sei auch teurer als das Huhn bei Aldi.
«Erdölfirmen sind bei uns ausgeschlossen», heisst es bei Ökoworld. Das ist nicht bei allen ethisch-ökologischen Fonds der Fall. Der Robeco N. V. gibt sich ebenfalls nachhaltig – hat aber Aktien des weltweit grössten Mineralöl- und Erdgasunternehmens Royal Dutch Shell drin. Dahinter steckt der sogenannte Best-in-Class-Ansatz: Er erlaubt auch Investments in Problembranchen, hat aber den Ehrgeiz, sozusagen den besten unter den Üblen herauszufiltern.
Begriff «nachhaltiger Fonds» ist nicht einheitlich definiert
«Auch Zigarettenfirmen kommen bei uns nicht infrage», sagt Gunter Schäfer von Ökoworld. Und auch das ist bei ökologisch-sozialen Fonds keine Selbstverständlichkeit. Beispiel: Der Robeco Global Conservative Equities investiert in British American Tobacco – obwohl auch dieser Fonds die sogenannten ESG-Kriterien anwendet (siehe Kasten Seite 14).
Die Beispiele zeigen: Der Begriff «nachhaltiger Fonds» ist weder einheitlich definiert noch geschützt. Das gilt auch für die in die gleiche Richtung weisenden Bezeichnungen «ethisch-ökologisch», «sozial», «grün», «sauber» oder ähnliche, die bei solchen Fonds häufig anzutreffen sind. Die exakte Anlagephilosophie und die konkrete Ausgestaltung ergeben sich erst nach genauem Studium der Fondsunterlagen.
K-Geld präsentiert im PDF Listen mit ausgewählten Fonds, die sich selber als nachhaltig bezeichnen – etwa Weltaktien- und Themenfonds (PDF).
Das Wichtigste zur Tabelle im PDF:
Es handelt sich um reine Aktienfonds mit entsprechend hohem Risiko. Beispiel: Der Swisscanto PF Green Invest Equity verlor 2008 die Hälfte seines Werts – er machte minus 50,9 Prozent.
Zu sehen sind 3-Jahres-Renditen (und für 5 Jahre, falls es den Fonds schon so lange gibt). Die Rangliste ist aber mit Vorsicht zu geniessen. Je nach Betrachtungszeitraum fallen die Renditen anders aus. Die vergangenen drei Jahre waren insgesamt überdurchschnittlich gute Jahre für Aktien.
Fonds, die jünger sind als 3 Jahre, fehlen in der Tabelle. Diese können aber in Zukunft genau so gut oder schlecht abschneiden wie die «alten» Anlageprodukte.
Die Rangliste zeigt, dass es auch bei den nachhaltigen Aktienfonds Renditekanonen und lahme Enten gibt. Das macht deutlich: Wer nachhaltig investieren möchte, sollte den Fonds auch im Hinblick auf die Performance prüfen. Oft ist die Frage zu hören: Sind nachhaltige Anlagen unter dem Strich erfolgreicher als «normale»? Die Tabelle illustriert, dass eine generelle Aussage dazu nicht möglich ist. Allerdings: In der Weltaktienliste liegt doch eine Mehrheit der Fonds unter der Messlatte, hat also weniger Rendite erzielt als der «normale» Weltaktienindex MSCI World.
Übrigens: Bisher erfolgreiche Fonds können in der Zukunft schwächeln – und umgekehrt.
Auch ein Blick auf die laufenden Kosten des Fonds lohnt sich. Die Tabelle zeigt, dass nachhaltige Fonds überdurchschnittlich teuer sind. Beachten Sie auch die Kauf- und Depotkosten.
Die Tabelle zeigt auch Themenfonds – etwa Wasserfonds. Hier liegt der Schwerpunkt bei Trinkwasserherstellern sowie Wasseraufbereitungs- und Entsalzungsunternehmen. Zudem enthält die Liste auch Fonds, die gezielt in erneuerbare Energien investieren. So gesehen sind die Fonds inhaltlich untereinander nicht vergleichbar, es handelt sich also nicht um einen echten Produktevergleich.
Die Liste enthält auch einen börsengehandelten Indexfonds der UBS, einen sogenannten ETF. Wie alle anderen ETFs bildet auch er einen Index ab, investiert also in die gleichen Aktien wie der MSCI World Socially Responsible Index. Nachhaltige ETFs kosten im Schnitt nur 0,5 Prozent pro Jahr. Die Palette von Nachhaltigkeits-ETFs dürfte sich künftig stark verbreitern.
Auch bei den Nachhaltigkeitsindizes zeigt sich die Problematik des sogenannt sozialverantwortlichen Investierens. Im MSCI World Socially Responsible Index sind aktuell auch Aktien vertreten von Easyjet, Honda und Nissan, diversen Öl- und Gasfirmen sowie den Flughäfen von Paris und Sydney.
Natürlich gibt es nicht nur nachhaltige Aktienfonds, die weltweit investieren. Es gibt sie zum Beispiel auch für den Investitionsraum Aktien Europa – auch dafür stehen spezielle ETFs zur Verfügung.
Die Tabelle oben zeigt nachhaltige Mischfonds. Auch hier gilt, was zu Aktienfonds gesagt wurde. Bei Mischfonds sollten Sie noch folgende Punkte beachten:
Auch diese Tabelle soll in erster Linie Leute auf das Angebot aufmerksam machen, die beim Anlegen ein gutes Gefühl haben wollen. Es handelt sich nicht um einen korrekten Fondsvergleich, weil zum Beispiel das Verhältnis von Aktien und Obligationen in den einzelnen Fonds unterschiedlich ist.
Die Banken bringen laufend neue nachhaltige Mischfonds auf den Markt. Erst die Zukunft wird zeigen, ob sie erfolgreich werden.
An zweiter Stelle rangiert ein 3a-Ökofonds. Es gibt also solche Produkte auch für 3a-Sparer, die mit ihrem 3a-Geld an die Börse wollen.
Nachhaltige Fonds: Die wichtigsten Tipps für Investitionen
Regelmässig taucht der Begriff ESG auf. Das ist die englische Abkürzung für «Environment Social Governance», also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Beim Kriterium Unternehmensführung wird geprüft, ob das Unternehmen ethisch vertretbar und transparent handelt. Für diese Ausrichtung gibt es jedoch keine exakte, einheitliche und nachvollziehbare Definition.
In den Namen der Fonds sind oft die Bezeichnungen SRI und Sustainable zu sehen. SRI steht für Socially Responsible Investment», also gesellschaftlich verantwortliche Kapitalanlagen. Sustainable ist die englische Bezeichnung für nachhaltig.
Alle Fonds haben definierte Ausschlusskriterien. Das Management bezeichnet also ganze Branchen, in die der Fonds grundsätzlich nicht investiert. Beim Ökoworld Ökovision heisst es zum Beispiel: «Ausgeschlossen sind Unternehmen aus den Bereichen Atom, Chlorchemie, Gentechnik, Raubbau, Diskriminierung, Militärgüter sowie Kinderarbeit.» Weitere ausgeschlossene Branchen sind beispielsweise Glücksspiel, Tabak und Pornografie.
Studieren Sie die Monats- und Jahresberichte des Fonds. Diese Dokumente sind meist unter www.fundinfo.com zu finden (ISIN-Nummer in der Suchmaske eingeben). In den Monatsberichten sind in der Regel die zehn grössten Aktienpositionen zu sehen, die der Fonds aktuell hält. Zusätzlich sind in den Jahres- oder Halbjahresberichten sehr viele oder gar alle Einzelpositionen aufgeführt, die der Fonds im betreffenden Berichtszeitraum gehalten hat. So können Sie ein Stück weit selber beurteilen, ob der Fonds so konsequent nachhaltig oder sozial ist, wie Sie sich das vorstellen. Lassen Sie sich nicht von Marketingsprüchen blenden. Und vertrauen Sie nicht blind der Empfehlung Ihrer Hausbank.
Einen Hinweis auf den Grad der Nachhaltigkeit findet sich neuerdings auch auf www.morningstar.ch. Morningstar macht bei Fonds, die sich selber nachhaltig nennen, ein Nachhaltigkeitsrating. Und vergibt dazu zwischen 1 und 5 Punkten (als Erdbälle bzw. Globen dargestellt). Fünf Punkte sind das Maximum.
Dass selbst solche Ratings mit Vorsicht zu geniessen sind, zeigt das Beispiel des schon erwähnten Ökoworld Ökovision Classic. Während er von der Stiftung Warentest die maximale Punktezahl erhält, gibt ihm Morningstar nur 4 von möglichen 5 Nachhaltigkeitspunkten.
Ein anderes Beispiel: Für den Swisscanto EF Nachhaltigkeit S&M vergibt Morningstar nur 2 von 5 möglichen Globen. Swisscanto bemängelt: «Das Nachhaltigkeitsrating von Morningstar berücksichtigt die Produkte, welche die Unternehmen herstellen, nicht ausreichend.»