In einem Internetshop ein Buch mit Karte bezahlen, bei einer Autovermietung eine Kaution hinterlegen oder eine Hotelreservation im Ausland absichern: Dafür war bisher eine Kreditkarte nötig. Neu kann man das auch mit einer Debitkarte erledigen.
Im vergangenen Halbjahr lancierten einige Banken wie die Credit Suisse, die UBS oder die Luzerner und St. Galler Kantonalbank neue Debitkarten: Die Debit Mastercard und die Visa Debit ersetzen nach und nach die bisherigen Debitkarten Maestro von Mastercard und V-Pay von Visa. Die neuen Karten sind für die Kunden nicht gratis. Sie kosten in der Regel 50 Franken. Das ist teils mehr als der bisherige Preis für Maestro-Karten.
Einkäufe werden bei der Debitkarte direkt dem Bankkonto belastet
Die Aargauische, die Basler und die Berner Kantonalbank sowie die Migros-Bank wollen die neuen Karten im Laufe dieses Jahres ebenfalls einführen. Auch andere angefragte Geldinstitute planen neue Debitkarten. Wann, ist noch offen. Eine Ausnahme bildet die Postfinance: Sie hat mit der Postfinance Card bereits eine Debitkarte, die vielseitiger einsetzbar ist als Maestro – zumindest in der Schweiz.
Kunden können mit den neuen Debitkarten an Bancomaten Bargeld beziehen oder Waren und Dienstleistungen elektronisch bezahlen, und zwar im In- und Ausland. Darüber hinaus lassen sich die Debit Mastercard und Visa Debit grundsätzlich auch überall dort verwenden, wo bis anhin nur Kreditkarten zum Einsatz kamen. Das heisst: Bankkunden können übers Internet weltweit Waren und Dienstleistungen bezahlen, Mietautos oder Hotels reservieren oder die Karte im Smartphone, in der Smartwach und Apps als Zahlungsmittel hinterlegen.
Der wesentliche Unterschied zur Kreditkarte: Jeder Einsatz der Debitkarten wird direkt dem Bankkonto belastet. Es gibt keinen Geldbezug oder Einkauf auf Kredit. Der Kontostand bestimmt, wie viel Geld man mit der Debitkarte ausgeben kann. Reserviert man damit in den Ferien einen Mietwagen oder ein Hotel, wird der Betrag zwar nicht abgebucht, aber blockiert. Das heisst: Diesen Betrag kann der Kontoinhaber nicht mehr ausgeben. Erst wenn die Autovermietung oder das Hotel definitiv abgerechnet haben, wird ein allfälliger Restbetrag wieder freigegeben. Attraktive Bonusprogramme und gewisse Versicherungsleistungen – wie bei Kreditkarten üblich – sehen die Debitkarten ebenfalls nicht vor. Für viele Kunden werden sie deshalb teurer als die Kreditkarten.
Auch das bargeldlose Zahlen im Ausland kann mit den neuen Debitkarten teurer sein als mit Kreditkarten: Die UBS etwa verlangt bei Auslandtransaktionen mit den gängigen Kreditkarten einen Fremdwährungszuschlag von 1,75 Prozent, bei den Debitkarten einen von 2 Prozent.
Anders sieht es für Kunden der Credit Suisse aus: Die Bank streicht bei der Debit Mastercard die bisherige Gebühr von Fr. 1.50 pro Auslandtransaktion. Bei Auslandtransaktionen mit ihren Kreditkarten verlangt die Credit Suisse hingegen einen Fremdwährungszuschlag von 2,5 Prozent. Diesen belastet sie auch, wenn der Kunde in Schweizer Franken bezahlt, die Abwicklung der Transaktion aber im Ausland erfolgt. Für Credit-Suisse-Kunden heisst das: Bei Bezahlung im Ausland ist die Debit Mastercard günstiger als die Kreditkarte.
Fazit: Debitkarten eignen sich für Leute, die genügend Geld auf dem Konto haben, um ihre Einkäufe und die bezogenen Dienstleistungen sofort zu zahlen. Wer knapp kalkulieren muss, setzt weiterhin auf Kreditkarten. Ausserdem ist nicht davon auszugehen, dass bereits alle Händler weltweit die neuen Debitkarten akzeptieren. Dafür sind sie noch zu wenig verbreitet.
Tipp: Für bargeldloses Zahlen und Bargeldbezug setzt man am besten auf eine neue Debitkarte, sofern sie nicht teurer ist als eine Kreditkarte. Für Notfälle empfiehlt es sich aber, trotzdem eine Kreditkarte ohne Jahresgebühr in Reserve zu halten.
Höhere Transaktionsgebühren: Händler reichen die Mehrkosten wohl an die Konsumenten weiter
Die Finanzindustrie profitiert von den neuen Debitkarten durch höhere Gebühren, welche die Händler ihr abliefern müssen.
Eine frühere Umfrage der Konsumentenzeitschrift «Saldo» ergab, dass Schweizer Kleinunternehmer pro Kundenzahlung mit einer Maestro-Debitkarte fix 18 bis 32 Rappen bezahlen («Saldo» 2/2017). Bei den neuen Debitkarten ziehen die Zahlungsdienstleister aber die Gebührenschraube an.
Laut Katharina Praschl, Sprecherin des Zahlungsdienstleisters Six Payment Services, müssen die Händler neu eine Sockelgebühr von rund 10 Rappen pro Transaktion zahlen. Dazu kommt eine umsatzabhängige Gebühr, die nach Branche und Geschäftsgrösse variiert. Diese bewege sich «in jedem Fall unter einem Prozent».
Das neue Gebührenmodell bewirkt, dass die Händler im Durchschnitt bei den neuen Debitkarten mehr zahlen müssen als bei der bisherigen Maestro-Karte. Die neuen Debitkarten seien für die Händler aber immer noch günstiger als Kreditkarten, sagt Praschl. Bei Kreditkarten zahlen Kleinunternehmen gemäss «Saldo»-Umfrage 2,2 bis 2,55 Prozent Gebühren.
Ein Insider offenbart gegenüber K-Geld die Normalgebühren von Six Payment Services für die neuen Debitkarten: Für die Debit Mastercard belaufen sie sich auf 10 Rappen plus 0,49 Prozent des Kaufbetrags. Bei Visa Debit gilt 10 Rappen plus 0,95 Prozent. Grössere Händler erhalten in Verhandlungen zwar deutlich günstigere Konditionen, dennoch wird es auch für sie teurer. Letztlich werden viele Unternehmen die höheren Auslagen auf die Preise überwälzen. Den Konsumenten können die höheren Kartengebühren für die Händler deshalb nicht egal sein.