Zu den Obligationen mit verlockend hohen Zinsen gehören die Schuldpapiere von Enespa, einer Recycling­firma aus der Stadt Appenzell AI (K-Geld 2/2021). Der Zins beträgt 4,5 Prozent, rückzahlbar ist die Obligation per Ende ­August 2024. Sogar 5,8 Prozent Jahreszins gibt es, wenn man Enespa das Geld bis zum März 2027 leiht.

Diese Zinsen liegen weit über dem sogenannt risikolosen Zins – das ist der Jahreszins für zwei­jährige Staatsanleihen. In der Schweiz beträgt dieser Zins zurzeit 1,1 Prozent. Enespa lockt Anleger mit ­mindestens 3,4 Prozent mehr, weil diese die Obligationen des ­Unternehmens sonst meiden ­würden. Letzteres tun die meisten Anleger deshalb, weil sie es für ­unsicher ­erachten, dass die Schuld recht­zeitig oder überhaupt jemals ­zurückbezahlt wird. Höhere Zinsen deuten deshalb in der Regel auf ein höheres Anlagerisiko hin.

Jeder Währungsraum hat seinen ­eigenen risikolosen Zinssatz. In Deutschland liegt dieser zurzeit bei 3 Prozent, in den USA bei 4,9 Prozent. Wenn nun zum Beispiel das Unternehmen Deere, der Weltmarktführer für Landmaschinen, seine zweijährigen Dollarobliga­tionen mit 4,6 Prozent verzinst, spricht das dafür, dass die Anleger sicher sein können, ihre Schuld zurück­bezahlt zu bekommen. Schweizer Anleger müssten bei ­einem Kauf von Dollarobliga­tionen zusätzlich das Währungs­risiko berücksichtigen.