Im Januar wurde in der heissschwülen Industriestadt San Pedro Sula erstmals eine Frau als Präsidentin von Honduras vereidigt: die Linkspolitikerin Xiomara Castro. Sie tritt an, um mit der Korruption ihres skandalumwitterten Vorgängers Juan Orlando Hernández aufzuräumen. Er sitzt wegen Drogengeschäften in den USA im Gefängnis.
Die Banken in Honduras sind sehr profitabel. Sie stehen wegen Geldwäscherei am Pranger. Milliarden von Pesos sind aus dem öffentlichen Gesundheitssystem verschwunden. Als Kleptokratie, gar als Narco-Diktatur wird der zentralamerikanische Staat bezeichnet. Honduras ist das gefährlichste Land auf der Drogenroute Richtung USA. In San Pedro Sula gibt es viele Morde und Raubüberfälle. Trotzdem lebe ich gern hier. Ich liebe es, mit Jugendlichen in den «barrios» (Quartieren) zu reden. Auch mit Fabrikarbeiterinnen, Kleinbauern und Experten jeder Couleur und Fachrichtung. Ich treffe herzliche Menschen, oft arm, aber mit viel Hoffnung auf bessere Zeiten.
Wer reist, braucht Bares. Das kann nerven. Eigentlich ist es ein erprobter Vorgang: Mit der Karte zum Bancomaten, auf verdächtige Personen achten, Geld einstecken, Karte nicht vergessen, fertig. In Honduras ist das schwierig. Viele Automaten akzeptieren keine internationalen Karten. Andere können keine Verbindung zur Hausbank herstellen. Oft sind die Geräte ausser Betrieb oder manipuliert, was mir Panikattacken beschert. Automaten, welche die Karte ins Gehäuse ziehen, meide ich. In El Salvador und Guatemala, beides Nachbarländer von Honduras, kommen manchmal weder Geld noch Karte aus dem «cajero». So heisst der Bancomat in Zentralamerika.
Die meisten Bancomaten sind zu Fuss nicht erreichbar. Aufgrund der prekären Sicherheitslage haben Banken für mittlere und obere Bevölkerungsschichten Drive-in- Automaten aufgestellt. Sie sehen aus wie Autobahnzahlstellen. Bis zu zehn Fahrspuren enden vor einer Schranke, wo es auf der linken Seite einen tief liegenden Geldautomaten gibt. Diverse Überwachungskameras und Security-Personal mit Gewehr im Anschlag sollen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Das Auto als Zugangsvoraussetzung ist eine soziale Schranke. Wer, wie ich, kurz reinspazieren möchte, um gebückt Geld zu beziehen, wird vom Personal davongejagt.
Ich empfehle, Geld nie knapp werden zu lassen. Spätestens drei Tage vor dem Bedarf sollte man nach vertrauenswürdigen und zugänglichen Automaten Ausschau halten. Auch eine zweite Karte lege ich dringend ans Herz. Die erste hat mir ein fussgängerfreundlicher «cajero» zerfetzt.
Ist Besserung in Sicht? Präsidentin Xiomara Castro hat versprochen, aufzuräumen. Aber Bancomaten stehen nicht auf ihrer Prioritätenliste.