Swen Ottiger ist ein umtriebiger Finanzberater und Chef der Performance AG in Wollerau SZ. Für die Mitte-Partei sitzt er im Gemeinderat von Uznach SG, auf Youtube betreibt er den Finanzberaterkanal «Der Performi – Lasst uns endlich durchstarten!». Dort verspricht er Interessierten, sie in Finanzfragen mit dem nötigen Wissen auszustatten. Dabei drückt er ihnen auch gern das Buch «Von 0 zur ersten Million – Wie du mehr Geld verdienst und weniger arbeitest!» in die Hand. Autor ist der Motivationsguru Marc Gala.
K-Geld-Leser Rolf Steinemann aus Schaffhausen hat mit den Finanztipps von Ottiger keine guten Erfahrungen gemacht. 2016 zügelte der Elektriker Steinemann auf Ottigers Rat hin einen Teil der 3a-Gelder zur Zugerberg 3a Vorsorgestiftung. Ende 2022 gab ihm Ottiger beim Gespräch über eine allfällige Frühpensionierung den Rat, er solle sich sein Pensionskassengeld auszahlen lassen und davon 100'000 Franken in ein Immobilienprojekt
der deutschen Multitalent Investment GmbH investieren. Diese Firma gehört zur Vivat-Gruppe aus dem Allgäu.
Bei diesem Darlehen würden jährlich 8 Prozent Rendite drinliegen, behauptete Ottiger – bei minimalem Risiko. Die Laufzeit betrage 4,5 Jahre. «Es hat alles sehr gut getönt, ich war auch mal auf einer Veranstaltung dieser Vivat», erzählt Steinemann.
Als er dann aber den Vertrag vor Augen hatte, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. «Ich hätte einen Dauerauftrag unterzeichnen sollen, bei dem ich Ottigers Performance AG quartalsweise
200 Franken hätte überweisen müssen.» Zahlungszweck war «Gewinnbeteiligung 0,8 Prozent pro Jahr». Da Steinemann sich Zeit liess, den Vertrag zu unterzeichnen, besuchte Ottiger ihn Mitte Mai 2023 zu Hause. Steinemann weigerte sich weiterhin, den Vertrag zu unterzeichnen. Fünf Tage später erhielt er von Ottiger eine Rechnung in der Höhe von 2500 Franken für eine «Pensionsplanung». «Der Gipfel der Frechheit war die aufgeführte ‹Besprechung› bei mir zu Hause», sagt Steinemann. Dafür verlangte Ottiger 210 Franken pro Stunde, total 630 Franken. Steinemann zahlte die Rechnung nicht.
Tausende Franken verloren statt gespart
Unzufrieden ist Steinemann auch mit der von Ottiger vermittelten 3a-Lösung der Zugerberg. Ende 2022 stand er damit 17 Prozent im Minus. Statt Gelder zu sparen, verlor er Tausende von Franken. Die 3a-Lösung der Zugerberg hiess früher «ZAM 3a 20», heute «3a Revo1». Kunden dieser Anlagestrategie zahlen einen Betrag ein, der in Aktien und Obligationen investiert wird. Dafür verlangt die Zugerberg jährliche «Abschlusskosten» von 3 Prozent und eine jährliche «Administrationsgebühr» von 1,25 Prozent. Dazu kommt noch eine Pauschalgebühr von 0,2 Prozent für die Depotbank Swissquote.
Auf Anfrage von K-Geld legte die Zugerberg 3a Vorsorgestiftung neben den Gebühren auch die Vergütungen an Ottigers Performance AG offen. Von der ersten 3a-Einzahlung Steinemanns im Jahr 2016 bis zur letzten im Jahr 2022 kassierte Ottiger insgesamt 1611 Franken an «Abschlusskosten» für Einzahlungen seines Kunden in der Höhe von 53'693 Franken. Das sind 3 Prozent der von Steinemann für seine 3a-Vorsorge überwiesenen Gelder pro Jahr. Zusätzlich erhielt Ottiger einen Drittel der jährlich anfallenden «Administrationsgebühr», welche die Zugerberg Steinemann belastete – nochmals 900 Franken. Hinzu kam eine fragwürdige Anlagestrategie, die mit höchstens
20 Prozent Aktien und einer Mehrheit von Obligationen bei ansteigenden Zinsen zu massiven Verlusten führt. Das und die hohen Kosten schmälerten die Rendite.
Investment bei Multitalent kann zu Totalverlust führen
Auch das empfohlene Investment bei Multitalent mit 100'000 Franken Pensionskassengeld ist fragwürdig. Steinemann hätte sein ganzes Geld in das Produkt «Exclusive E2022» investieren sollen. Dabei handelt es sich um eine Schuldverschreibung. Diese Papiere sind nicht an der Börse handelbar und stellen ein Darlehen an die Firma Multitalent Investment GmbH dar. Es handelt sich um Hochrisikopapiere, bei denen ein Totalverlust des investierten Vermögens eintreten kann. K-Geld warnte bereits vor über zwei Jahren vor Investments in diese Gruppe (K-Geld 5/2021).
Ottiger hätte bei einem Abschluss über 100'000 Franken eine Provision von 6500 Franken erhalten sowie eine «Gewinnbeteiligung» von 0,8 Prozent. Solche Investments von Pensionskassengeldern sind nicht nur höchst riskant, sondern auch sehr teuer. Swen Ottiger wollte die Fragen von K-Geld nicht beantworten.