Die Vielfalt an Plattenbelägen für Wände und Böden ist beeindruckend. Es gibt Natursteinplatten, zum Beispiel aus Granit oder Marmor. Es gibt Zementplatten und Kunststeine. Und es gibt eine immense Palette an Keramikplatten in diversen Qualitäten, Farben und Grössen.
Entsprechend ist auch nicht jede Keramikfliese für jeden Verwendungszweck geeignet. Am gebräuchlichsten sind in der Baukeramik folgende Plattentypen:
Steingutplatten
Sie sind nicht frostbeständig und relativ porös. Ihre Oberfläche ist deshalb stets glasiert. Sie lassen sich gut schneiden und eignen sich primär als Wandverkleidung in Innenräumen. In der sogenannten Hydrotect-Ausführung sind sie besonders leicht zu reinigen.
Steinzeugplatten
Sie sind dichter gebrannt und sowohl für Wände als auch für Böden verwendbar. Es gibt sie glasiert und unglasiert.
Feinsteinzeugplatten
Sie sind sehr dicht gebrannt, frostbeständig und müssen mit speziellem Kleber und Fugenmörtel auf Wände bzw. Böden verlegt werden. Es gibt sie unglasiert in diversen Oberflächenvarianten (natur, poliert, satiniert, schieferartig etc.), aber auch glasiert.
An Arbeiten mit Steingut- und Steinzeugfliesen können sich durchaus auch Laien wagen, sofern sie über handwerkliches Geschick verfügen. Feinsteinzeugplatten hingegen sind – jedenfalls bei verwinkelten oder von vielen Armaturen und Röhren durchbrochenen Flächen – besser in die Hände von Fachleuten zu geben, wie Experte Daniel Wassmer von Sponagel Baukeramik in Schlieren ZH sagt. Grund: «Diese Platten sind sehr hart und entsprechend schwierig zu schneiden, zu brechen oder mit Aussparungen zu versehen.»
Wer Platten selber verlegen will, braucht – neben passendem Kleber und Fugenmörtel sowie dem richtigen Werkzeug (siehe Werkzeug unten) – vor allem eins: viel Sorgfalt. Sie ist bei jedem Arbeitsschritt gefragt.
1. Untergrund vorbereiten
Fliesen sind hart. Sie können Unebenheiten im Untergrund nicht ausgleichen. Deshalb müssen Wand bzw. Boden absolut eben sein, was unter Umständen intensive Spachtel- und Schleifarbeiten nötig macht.
Zudem ist ein stark saugender oder nicht saugender Untergrund mit Tiefengrund bzw. Haftgrund vorzubehandeln, damit der Fliesenkleber optimal haftet. Aus demselben Grund gilt es, alte Anstriche und Schmutz – insbesondere Fett und Staub – zu entfernen. Kurz: Bevor das erste Plättli gesetzt wird, muss der Untergrund trocken, eben, tragfähig, riss-, fett- und staubfrei sein.
2. Fläche einteilen
Zentrales Kriterium beim Entwickeln des Verlegeplans ist die Symmetrie. Bei Wandflächen sollte man deshalb darauf achten, dass
- die (extra zugeschnittenen) Plättlireihen am Rand zur linken und zur rechten Ecke möglichst die gleiche Breite aufweisen,
- horizontale Fugen bündig zu Blicklinien wie Fenstersims, Badewannen- und Lavaborand verlaufen,
- Löcher für Armaturen auf Fugen und Plättliränder platziert werden,
- auf Mauer-Aussenkanten ganze Fliesen, Anschnitte dagegen in Ecken zu liegen kommen.
Bei Bodenflächen ist ebenfalls auf eine identische Breite der Randfliesen zu achten. Zudem sollten die Bodenfugen am Fugenverlauf der Wand ausgerichtet werden.
In der Praxis allerdings ist es oft nicht möglich, alle für eine ideale Einteilung relevanten Punkte zu berücksichtigen. Präzise Planskizzen können helfen, unter den verschiedenen Einteilungsvarianten die beste zu eruieren.
Daniel Wassmer rät denn auch, sich fürs Erarbeiten des Verlegeplans genug Zeit zu nehmen. Enorm wichtig sei es auch, die zu verlegende Fläche ganz präzise zu vermessen. Vor allem in Altbauten sind Wände oben oftmals nicht genau gleich breit wie unten.
3. Plättli verlegen
Steht die Einteilung fest, gehts ans Verlegen. Wassmer empfiehlt bei Wänden, zunächst eine mit der Wasserwaage exakt horizontal ausgerichtete Metalllatte anzubringen. Die Latte soll knapp über Boden montiert werden mit der Oberkante auf jener Höhe, auf welcher der untere Rand der ersten Reihe ganzer Platten zu liegen kommt. Anschliessend ziehen Sie mit Winkel oder Lot in der Mitte der Wand eine senkrechte Linie.
Nun können die Platten gesetzt werden. Zuerst verlegt man die ganzen Fliesen entlang der Metalllatte von der Mitte zu den Wänden und arbeitet sich dann Reihe um Reihe nach oben. Dabei nehmen Sie jeweils Mass für die Anschnitte, damit Sie diese exakt zuschneiden und passgenau montieren können. Um gleichmässige Fugen zu erzielen, bringt man zwischen den Plättli als Hilfsmittel Fugenhölzer oder Fliesenkreuze an (siehe Bild oben).
Bei Böden empfiehlt Wassmer folgendes Vorgehen: Gehen Sie von der längsten Wand aus oder von im Boden vorhandenen Dehnungsfugen. Teilen Sie die Fläche in rechtwinklige Felder ein. Ein Feld soll so gross sein, dass Sie es in einem Arbeitsgang mit Platten belegen können.
Verlegen Sie die Platten (und Anschnitte) Feld für Feld Richtung Ausgang, sodass Sie nicht auf den frisch verlegten Boden treten müssen. Um eine völlig ebene Fläche zu erhalten, braucht es ein geschultes Auge. Grossformatige Platten können mit einem Gummihammer sanft in die richtige Lage geklopft werden.
Den Fliesenkleber verteilt man mit einem Zahnspachtel auf Wand oder Boden. Faustregel: Nur so viel Fläche mit Kleber bestreichen, wie man innert zirka 15 Minuten mit Platten belegen kann. Die richtige Handhabung des Klebers ist jeweils auf der Verpackung angegeben. Wassmer rät Laien davon ab, Schnellkleber zu verwenden.
Der Plattenzuschnitt erfolgt mit dem Fliesenschneidgerät: Die Plättli werden mit dem Glasschneider auf der Oberseite angeritzt und dann mit dem Brechmechanismus gebrochen. Aussparungen fabriziert man – Millimeter für Millimeter – mit der Fliesenkneifzange oder mit dem Winkelschleifer, Löcher mit der Lochzange oder mit dem auf die Bohrmaschine aufzusetzenden Kronenbohrer.
4. Plättli verfugen
Bevor man mit dem Verfugen loslegen kann, müssen Kleberrückstände entfernt werden. «Zudem sollte der Kleber voll haften, weshalb man besser zwei bis drei Tage wartet», sagt Daniel Wassmer.
Fürs Verfugen trägt man den Fugenmörtel – es gibt ihn in verschiedenen Farben – etappenweise auf die Plättli auf und verstreicht ihn mit dem Fugengummi diagonal zum Fugenverlauf. Die Fliesen sollte man mit Wasser und Schwamm (besser: Schwammbrett) abwaschen, sobald der Mörtel sich in den Fugen etwas verfestigt hat, aber noch bevor er auf den Platten eintrocknet (Herstellerangaben beachten). Ob die frisch verlegten Fliesen zusätzlich mit Absäuerungs- und/oder Imprägniermitteln zu behandeln sind, hängt vom Plattentyp ab (beim Kauf abklären!).
Ebenfalls vorab von Plattentyp und Format abhängig sind die Preise: Gewöhnliche Steingut- und Steinzeugplatten kosten pro Quadratmeter ungefähr 30 bis 50 Franken, Feinsteinzeugplatten etwa 50 bis 70 Franken. In der Variante «poliert» können es auch 100 Franken und mehr pro Quadratmeter sein.
Mit diesem Werkzeug gelingts
Das fürs Plättlilegen unverzichtbare Werkzeug:
- Handschuhe
- Massband
- Wasserwaage
- Bleistift
- Winkel/Lot
- Fugenhölzer/Fliesenkreuze
- Metalllatte
- Kelle
- Zahnspachtel
- Fliesenschneidgerät
- Winkelschleifer
- Fliesenkneifzange
- Lochzange/Kronenbohrer
- Gummihammer
- Fugengummischieber
- Schwamm(-brett)
- Eimer
Internet-Adressen: