Als Karin Keil vor 13 Jahren erstmals Gewürze aus Südafrika importierte, hatte die Ware für den Verkauf während eines ganzen Jahres in zwei Koffern Platz. Ein Jahr später importierte sie eine halbe Europalette voll. Wieder ein Jahr später waren es vier Paletten voller Gewürze und Saucen, dann zehn, dann fünfzehn. Keil lagerte alles im Keller des elterlichen Reiheneinfamilienhauses in Dietlikon ZH. Sie sagt rückblickend: «Ich kam nicht einmal mehr zur Waschmaschine, ohne Chilisaucen umzustapeln.»
Inzwischen importiert sie 30 bis 40 Paletten pro Jahr. Ihre Firma Ukuva iAfrica («Der Sinn Afrikas») hat mehr als 100 Produkte im Sortiment. Zurzeit sind ihre zwei Mitarbeiter damit beschäftigt, die jüngste Lieferung in ihr Lager im Keller eines Gewerbebetriebes einzuräumen. Sie sagt: «Momentan habe ich über 30 Tonnen an Lager.»
Karin Keil hat schon seit ihrer Kindheit eine Beziehung zu Südafrika. Ihr älterer Bruder wanderte nach Kapstadt aus. Sie besuchte ihn regelmässig und lernte die afrikanische Küche kennen und schätzen. In der Schweiz entdeckte sie am Festival Afro-Pfingsten in Winterthur ZH einen Marktstand mit südafrikanischen Gewürzen. Sie kaufte regelmässig dort ein, bis die Betreiberin des Standes ihr Geschäft aufgab.
Karin Keil arbeitete damals als Sachbearbeiterin in einer Immobilienfirma. Weil sie nicht auf ihre Gewürze verzichten wollte, übernahm sie den Handel nebenberuflich. Dank vollem Einsatz und cleverem Marketing wuchs das Geschäft schnell – und ihr bald über den Kopf. Sie sagt: «Ich hatte keine freien Wochenenden mehr und kaum genügend Schlaf.» Sie reduzierte ihr Pensum bei der Immobilienfirma schrittweise und kündigte 2016 ihre Stelle. «Ich hatte damals noch kaum Rückstellungen. Chilisaucen waren mein Vermögen. Damit kann man aber keine Hypothekarzinsen zahlen. Ich ging das Risiko ein und bereue es nicht.»
Karin Keil hat mit ihrem Gewürzhandel viel gelernt. Sie sagt: «Es ist viel mehr als ein Marktstand und ein Internetshop. Es braucht Lagerbewirtschaftung, Lebensmittelcontrolling, Beziehungen, Marketing, Pressemitteilungen, Social Media und vieles mehr. Ich habe eine völlig neue Branche von null auf kennengelernt.»
Die Ware bezieht sie von Turqle Trading in Kapstadt, einem Mitglied der World Fair Trade Organization. Der Fair-Trade-Gedanke ist ihr wichtig. Sie sagt: «Ich möchte dort helfen, wo der Schuh drückt. Das ist in erster Linie bei der Ausbildung.» Je 2,5 Prozent des Export- und des Verkaufspreises ihrer Produkte fliessen in die Ausbildung der Mitarbeiter in den Plantagen.
Vielen ihrer Kunden ist Nachhaltigkeit ebenfalls wichtig. Grosse Abnehmer sind etwa der Zoo Zürich, die Claro-Weltläden und andere Fair-Trade-Läden. «Seit einiger Zeit verkaufe ich auch viel an Firmen, die ihren Mitarbeitern oder Kunden ein sinnvolles Geschenk machen möchten. Nachhaltigkeit liegt im Trend.» Zu ihren Bestsellern zählen das Geschenkset Aromensafari und das Raclettetrio. Karin Keil lacht und sagt: «Die Schweizer holt man am besten dort ab, wo sie stehen – beim Raclette.»
Pro Jahr setzt sie mit ihrem Gewürz- und Saucenhandel 250'000 bis 300'000 Franken um, je rund 100'000 Franken an Märkten und über ihren Internetshop Ukuva.ch. Weitere rund 80'000 Franken verdient sie mit dem Verkauf an Detailhändler und für Firmengeschenke.
Keil verkauft ihre Saucen und Gewürze mit einem Aufschlag von 100 bis 120 Prozent auf den Einkaufspreis. Davon zahlt sie die Löhne, Lagermiete, Mehrwertsteuer, Zollgebühren, Transport und weiteres. Abzüglich Rückstellungen für neue Investitionen bleiben ihr pro Monat etwa 3000 Franken. Nochmals so viel verdient sie mit ihrer zweiten Leidenschaft, der Arbeit als Tierkommunikatorin. Dort vermittle sie auf der Grundlage von Telepathie zwischen Tier und Tierbesitzer.