Ab 1. Januar 2019 verlangt Postfinance eine Kontoführungsgebühr von 60 Franken im Jahr. Wer ein Privatkonto Plus hat, aber insgesamt weniger als 25000 Franken Vermögen, wird gar 144 Franken zahlen müssen.
Kunden mit einer Lebensversicherung oder Hypothek der Postfinance sind von den neuen Gebühren ausgenommen. Auch wer bei ihr Geld investiert, statt es auf dem Konto zu belassen, kann die neuen Gebühren umgehen. Genau dies möchte Postfinance ihren Kunden schmackhaft machen. Unter dem Titel «Gebühren sparen» schreibt sie im Internet: «Clever Geld anlegen – ab einem Anlagevermögen von 25000 Franken sind Sie von der Kontoführungsgebühr befreit.» Und weiter: «Wissen Sie, warum sich Anlegen auch für Sie und bereits mit kleinen Beiträgen lohnt? Wir zeigen Ihnen, wie Sie mehr aus Ihrem Geld machen können als mit Sparen alleine.»
Das tönt verlockend. Doch ist es wirklich so leicht, «mehr aus dem Geld zu machen»? Und ist Postfinance für Laien auf dem Gebiet der Geldanlage die beste Adresse?
Eine Möglichkeit, die Postfinance anbietet: E-Trading, eine Internetplattform, über die man an den Börsen handeln kann. Sie eignet sich aber nicht für Geldanlage-Laien. Denn hier ist man mit Tausenden von Obligationen, Aktien, Fonds und anderen Finanzinstrumenten auf vielen Handelsplätzen konfrontiert. Gerne verkauft Postfinance den Kunden auch strukturierte Produkte. Für sie braucht es kein Trading-Konto. Doch diese Anlagen sind schwer durchschaubar, spekulativ und für den langfristigen Vermögensaufbau ungeeignet. K-Geld rät davon ab.
Jährliche Kosten betragen je nach Fonds 0,6 bis gut 1 Prozent
Am ehesten dürften für die meisten Kunden einer der acht Postfinance-Fonds in Frage kommen. Sie haben einige Vorteile:
Sie decken die zwei Kerngebiete der Geldanlage ab: Obligationen und Aktien, dies gestreut auf viele Titel. Anleger sind damit breit investiert.
Sie sind einfach gezimmert – sprich: auch für Laien mit relativ kleinem Aufwand verständlich.
Die minimalen Investitionsbeträge kommen Kleinanlegern entgegen: Einzelzeichnungen gibts ab 2000 Franken, Sparpläne ab 100 Franken monatlich.
Die Kaufkommission schlägt mit 0,5 bis 1 Prozent zu Buche, die Rückgabe der Fondsanteile ist kostenlos.
Keine Depotgebühren.
Allerdings sind diese Vorteile nicht nur bei Postfinance zu haben. Vermögens- und Vorsorgespezialistin Avadis wartet mit einer ähnlichen Fondspalette auf, was einen fairen Vergleich ermöglicht (siehe Grafiken im PDF). Avadis, die hauptsächlich für Pensionskassen arbeitet, verlangt von Privatinvestoren keine Depot-, ja nicht mal Kauf- oder Rücknahmegebühren. Die minimale Investition beträgt 50 Franken. Zudem werden die Ausschüttungen gleich gratis reinvestiert – ein zusätzlicher Vorteil beim längerfristigen Vermögensaufbau.
Sehr wichtig für den Anlageerfolg sind die Kosten, die den Fonds direkt belastet werden. Bei Avadis-Fonds betragen sie etwa 0,55 Prozent pro Jahr – bei Postfinance-Fonds hingegen 0,6 bis weit über 1 Prozent pro Jahr.
Die tieferen Kosten haben höhere Renditen zur Folge. Die Grafiken zeigen die Gesamtrenditen von Postfinance- und Avadis-Fonds, die Ausschüttungen sind mitberücksichtigt. Der Renditevergleich geht zurück bis Mitte 2007. Damals nahm der Börsencrash infolge der Banken- und Immobilienkrise seinen Anfang. Die Grafiken enthalten somit schlechte wie gute Zeiten. Übers Ganze schnitten die Avadis-Fonds deutlich besser ab.
Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage, ob es ratsam ist, zur Umgehung von Kontogebühren Geld zu investieren. Postfinance behauptet: «Unser Leistungsversprechen: Beständige, attraktive Wertentwicklung der Fonds». Das ist, so generell formuliert, nachweislich falsch.
Postfinance-Kunden, die mit einer Geldanlage liebäugeln, sollten bedenken: Fonds, wie auch Investitionen in einzelne Obligationen, Aktien und andere börsenkotierte Wertschriften, sind etwas ganz anderes als Konten. Die Werte der Papiere schwanken, Verluste sind möglich. Bis diese wettgemacht sind, kann es viele Jahre dauern. Das belegen die Grafiken. Wer das nicht will, sollte das Geld auf dem Konto lassen. Und ein Finanzinstitut ohne Kontogebühren suchen.
Konservative Anleger lassen ihr Geld am besten auf dem Konto
Und was gilt für Konto-Inhaber, die denken: «Ich brauche ja zumindest einen Teil meines Geldes auf längere Zeit nicht. Und ich bin bereit, Risiken einzugehen.»
Konservative Anleger setzen ausschliesslich oder hauptsächlich auf Obligationen und Obligationenfonds. Doch Papiere guter Schuldner werfen nur eine minimale Rendite ab. Die Erträge von Anleihen mit guter Bonität werden von den Kosten aufgefressen. Auch von den Fondskosten. Der Sinkflug in den letzten Jahren der Obligationenfonds in der Grafik oben links illustriert dies deutlich. Ein Handicap stellen Obligationen auch für Mischfonds dar – vor allem für solche mit hohem Obligationenanteil. Deshalb lassen konservative Anleger ihr Geld besser auf dem Konto.
Für Aktien gilt: Sie sind stattlich bewertet, trotz der Rückschläge in diesem Jahr. Das Chancen-Risiko-Verhältnis spricht eher für sie als für Oblis. Der Haken: Aktien und aktienlastige Fonds unterliegen viel stärkeren Wertschwankungen. Sparer sollten sich gut überlegen, ob sie diese aushalten können.
Fazit: Für Postfinance-Kunden lohnt es sich, die Kontokonditionen anderer Banken zu vergleichen. Und wer Geld investieren möchte, findet je nachdem anderswo vorteilhaftere Fonds.
Postfinance- und Avadis-Fonds: Die Renditen seit 2007 im Vergleich
Lesebeispiel: Sowohl der Postfinance Fonds 5 wie der Fonds Avadis Aggressiv (Grafik im PDF) litten stark unter der Banken- und Immobilienkrise. Von den 10000 Mitte 2007 investierten Franken blieben Anfang 2009 weniger als 6000 Franken übrig. Der Avadis-Fonds erholte sich schneller und kräftiger. Er lag Ende Oktober 2018 bei 12350 Franken, der Postfinance-Fonds bei 11420 Franken.