Den Peugeot 208 gibt es mit ähnlicher Motorleistung als Benzin- und als Elektroauto. Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) berechnete vergangenen Oktober die jährlichen Kosten für die beiden Fahrzeuge. Der E-Peugeot mit einer Leistung von 136 PS kostet 34 750 Franken – 1450 Franken mehr als der Benziner mit automatischem Getriebe und 130 PS. Der Stromer macht seinen Mehrpreis aber rasch wett: Gemäss VCS verursacht das E-Auto jährliche Kosten von 7392 Franken – 619 Franken weniger als der Benziner.
Die Resultate des VCS beruhen auf diversen Annahmen und Vereinfachungen. Doch wie teuer sind E-Autos in der Realität? Das Gartenbau-Unternehmen Hofmann-Gruppe in Winterthur ZH setzt bei den Personenwagen seiner Fahrzeugflotte seit 2015 primär auf Autos mit Elektroantrieb. Zurzeit finden sich im Fahrzeugpark des Betriebs zehn E-Autos, aber auch Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselantrieb. Die Firma führt über die Kosten genau Buch.
K-Geld hat die Daten von vier Elektroautos mit einem Benzin- und einem Dieselfahrzeug der Hofmann-Gruppe verglichen. Der Anschaffungspreis wird jährlich zu 10 Prozent abgeschrieben. Die E-Autos haben relativ hohe fixe Jahreskosten, weil der Anschaffungspreis höher ist als jener von vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Viele Kantone gewähren für E-Autos Steuerrabatt
Deutlich wird das beim Vergleich des elektrischen Renault Zoe R90 mit dem Benziner Ford Tourneo. Der Kaufpreis des Elektroautos war höher, und die Firma Hofmann musste bei den Renaults die Batterie dazumieten. Das änderte Renault erst 2022. Die Batteriemiete erhöhte die Fixkosten, hat aber den Vorteil, dass Renault die Batterie bei Schäden oder einer Nennleistung unter 70 Prozent gratis ersetzt.
Bei den Versicherungen sind der R90 und der ähnlich motorisierte Tourneo fast gleich teuer. Beim E-Auto fallen dagegen die Verkehrsabgaben weg. Elektrofahrzeuge erhalten nämlich in vielen Kantonen Steuererleichterungen oder sind, wie im Kanton Zürich, ganz von der Steuer befreit. Unter dem Strich ist der R90 mit Fixkosten von 4702 Franken pro Jahr klar teurer als der Tourneo mit 2755 Franken.
Allerdings ist der Wertzerfall von E-Autos geringer als bei Verbrennern. Die Hofmann-Gruppe verkaufte im Dezember den 2015 erworbenen Renault Zoe 240 für 8000 Franken. Das sind 40,7 Prozent des Neupreises. Bei einem über siebenjährigen Benziner wäre der Wiederverkaufspreis deutlich tiefer gewesen.
Ihre finanziellen Vorteile können die Elektroautos in erster Linie bei den variablen Kosten ausspielen. Bei den vier E-Autos zahlte der Winterthurer Betrieb für die Energie im Durchschnitt 4,5 Rappen pro Kilometer, bei den zwei Verbrennern waren es 13,9 Rappen.
Der Unterschied zeigt sich etwa beim Vergleich des R90 mit dem Ford Tourneo: Bei einer ähnlichen jährlichen Fahrleistung wendete die Firma Hofmann für den Strom 870 Franken auf, für das Benzin aber happige 2350 Franken. Die Strompreisberechnungen basieren auf einem Durchschnittstarif von Stadtwerk Winterthur von 0,23 Rappen pro Kilowattstunde.
Auch bei den Unterhaltskosten haben die E-Autos die Nase klar vorn. 6 Rappen fallen bei ihnen im Durchschnitt pro Kilometer an. Bei den zwei Verbrennern sind es 10 Rappen. Bei den direkt vergleichbaren Fahrzeugen Renault R90 und Ford Tourneo betragen die Unterhaltskosten 1018 Franken respektive 1355 Franken pro Jahr. Bei elektrisch angetriebenen Autos fällt nämlich die Wartung weg für Teile wie Einspritzung, Zündkerzen, Ölfilter oder Verbrennungsmotor. Auch der Verschleiss der Bremsen ist bei E-Autos in der Regel geringer, weil ein Teil der Bewegungsenergie zurückgewonnen und gespeichert wird.
Verwaltungsrat und Seniorchef Jürg Hofmann hatte vor der Umstellung auf Elektrofahrzeuge gar mit geringeren Unterhaltskosten gerechnet («Saldo» 8/2016). Er stellte aber fest, dass er bei den E-Autos die Reifen öfter ersetzen muss als bei den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Dies erklärt er sich mit dem hohen Drehmoment von E-Autos, das für einen stärkeren Reifenabrieb sorgt. Mehrkosten verursachen auch die von den Herstellern vorgegebenen kurzen, jährlichen Service-Intervalle.
Bei den jährlichen Totalkosten pro Kilometer erreicht der strombetriebene Nissan Leaf Zero Edition mit 24 Rappen den tiefsten Wert, der Diesel Hyundai i30 1.6 CRDi SW mit 59 Rappen den höchsten. Der Nissan weist auch viel geringere Kilometerkosten aus als die anderen E-Autos. Das hängt mit der hohen Fahrleistung des Nissan von jährlich 27 000 Kilometern zusammen und zeigt: Je höher die jährliche Fahrleistung, desto mehr zahlt sich der Kauf eines Elektroautos aus. Beim Renault Zoe R240 allerdings sind die Kilometerkosten mit 48 Rappen relativ hoch – sogar höher als jene des Ford Tourneo. Das liegt an der tiefen Fahrleistung des R240. So fallen die fixen Jahreskosten mehr ins Gewicht.
Strompreis und Kaufpreis eines E-Autos entscheidend
Der Touring Club Schweiz (TCS) erachtet die Zahlen des Betriebs als «plausibel und die berechneten Werte als korrekt». Mit eigenen Daten komme man in etwa zu den gleichen Resultaten. Für den TCS ist klar: «Elektroautos haben durch tiefere Energie- und Servicekosten über die Laufleistung einen Kostenvorteil gegenüber Verbrennern.» Voraussetzung dafür sei, dass der Neupreis des gewählten E-Autos nicht viel höher sei als jener des Verbrenners und es mit günstigem Strom geladen werden könne.
Jürg Hofmann geht davon aus, dass seine Firma durch den Ersatz von Verbrennern mit E-Autos in den letzten Jahren bereits Zehntausende von Franken gespart hat. Die Kosten sind für ihn aber nur ein Faktor. Wichtiger sind ihm der Umweltaspekt und der Fahrspass. «Wer einmal elektrisch gefahren ist, will nicht mehr zurück», sagt Hofmann.
Höhere Energiepreise ändern wenig am Ergebnis
Die Hofmann-Gruppe hat bei der Berechnung der Stromkosten für ihre E-Autos mit einem Preis von 23 Rappen pro Kilowattstunde gerechnet. Per Anfang 2023 sind die Strompreise in der Schweiz massiv gestiegen. Laut der Eidgenössischen Elektrizitätskommission liegen die Kosten für einen typischen Haushalt in der Schweiz nun bei 27 Rp./kWh. Aber auch der Benzin- und der Dieselpreis sind gemäss TCS mit momentan Fr. 1.83 und Fr. 2.07 deutlich teurer als in den Vorjahren.
An den Grundaussagen des Vergleichs ändern die gestiegenen Energiekosten nichts: Mit einem Strompreis von 27 Rp./kWh gerechnet, steigen die Stromkosten für die vier E-Autos von 4,5 auf 5,3 Rp./km. Bei den Verbrennern klettert der Kilometerpreis mit den aktuellen Treibstoffpreisen von 13,9 auf 16,1 Rappen.