Anleger tun gut daran, eine bestimmte Strategie zu wählen und dieser treu zu bleiben. Um eine Anlagestrategie festzulegen, sollte man sich zu Beginn zwei Fragen stellen: Wie hoch ist die Bereitschaft, Verluste zu akzeptieren? Und auf welche Dauer soll Geld angelegt werden?
Aus den Antworten auf diese Fragen lässt sich eine Anlagestrategie ableiten. Sie legt fest, in welche Anlageklassen man investiert und zu welchen Anteilen. Die einzelnen Anlageklassen sind etwa Aktien, Immobilien, Edelmetalle oder Obligationen, auch Anleihen genannt. Letztere sind festverzinsliche Darlehen von Unternehmen oder Staaten.
Obligationen: Gute Wahl bei kurzfristigen Anlagen
Wer nur für relativ kurze Zeit Geld anlegen und wenig Risiko eingehen will, sollte sein Geld hauptsächlich in Obligationen stecken. Im Vergleich zu Aktien gelten diese als sicherer. Denn im schlimmsten Fall, einem Konkurs, werden zuerst die Obligationäre ausbezahlt. Die Aktionäre kommen erst am Schluss zum Zug, wenn alle Schulden des Unternehmens bezahlt sind. Anleger können zum Beispiel Kassen-obligationen und sichere Unternehmensobligationen kaufen, mit Laufzeiten, die der gewünschten Anlagedauer entsprechen.
Wer sein Geld mindestens zehn Jahre lang anlegen will, kann mit Aktien eine höhere Rendite erreichen als mit Obligationen – wenn er das Risiko breit streut, zum Beispiel geografisch mit Aktien aus der ganzen Welt. Die Wertentwicklung des Swiss Market Index (SMI) zeigt, dass Anleger über zehn Jahre meist eine gute Rendite erzielten. Trotz zwischenzeitlichen Einbrüchen erhöhte sich der Gesamtwert der SMI-Aktien auf lange Sicht stetig. Eine Anlagestrategie könnte etwa so aussehen: 40 Prozent Schweizer Aktien, 20 Prozent europäische Aktien, 30 Prozent nordamerikanische Aktien und 10 Prozent Aktien aus Schwellenländern.
Überstürzt kaufen und verkaufen lohnt sich nicht
Wichtig ist: Um langfristig Erfolg zu haben, sollten Anleger an ihrer gewählten Strategie festhalten. Eine Studie der Finanzexperten Brinson, Hood & Beebower untersuchte über Jahre die Anlagestrategien von Pensionskassen in den USA. Sie kam zum Schluss: Die strategische Gewichtung der Anlageklassen ist der mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor. Das heisst: Man sollte nicht überstürzt Titel verkaufen, wenn die Aktienkurse fallen. Und umgekehrt sollte man nicht unüberlegt hinzukaufen, wenn die Kurse steigen. Als oberstes Gebot sollte man auf die von der Anlagestrategie vorgegebene Gewichtung der Anlagen achten.
Dafür ist im eigenen Depot gelegentlich ein sogenanntes Rebalancing angezeigt – also die Wiederherstellung des Gleichgewichts. Der Grund: Aktienkurse und Zinsen schwanken ständig. Deshalb ändert sich die Gewichtung der Anlagen im Lauf der Zeit.
Beispiel: Ein Anleger mit einem Vermögen von 100'000 Franken im Depot hat sich für 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Obligationen entschieden. Er hält Aktien im Wert von 60'000 Franken und Obligationen im Wert von 40'000 Franken. Wenn die Aktienkurse über die Zeitspanne eines Jahres steigen, kann sein Depotwert 110'000 Franken betragen, wobei 70'000 Franken auf Aktien und 40'000 Franken auf Obligationen entfallen.
Die Gewichtung im Depot hat sich also auf 64 Prozent Aktien und 36 Prozent Obligationen verschoben. Das entspricht nicht mehr der ursprünglichen Strategie des Anlegers. Die Aktien sind übergewichtet, die Obligationen untergewichtet. Der Anleger setzt sich damit einem höheren Risiko aus, als er anfänglich eingehen wollte. Will er zurück zu seiner Gewichtung von 60 zu 40 Prozent, muss er Aktien im Wert von 4000 Franken verkaufen und den Erlös in Obligationen investieren. Nach diesem Rebalancing ist er nach wie vor mit 110'000 Franken investiert. Er hält nun 66'000 Franken in Aktien und 44'000 Franken in Obligationen.
Ein Rebalancing ist auch innerhalb einzelner Anlageklassen möglich. Wer ausschliesslich in Aktien investiert, sollte auf die Gewichtung der einzelnen Märkte achten. Verlieren etwa die Schweizer Titel an Wert, während die Schwellenländeraktien zulegen, sollte man entsprechend umschichten.
Jährliches Rebalancing ist am sinnvollsten
Rebalancing bedeutet also Kaufen und Verkaufen. Dieses Handeln ist mit Gebühren verbunden. Je nach Depotbank, Betrag und Börsenplatz zahlt der Anleger pro Transaktion eine Courtage von bis zu 3 Prozent. Ein ständiges Rebalancing ist also aus Kostengründen nicht sinnvoll.
Anleger sollten daher mit Bedacht handeln und nicht schon bei geringer Abweichung zur Anlagestrategie aktiv werden. Eine im Jahr 2022 veröffentliche Studie der US-Finanzfirma Vanguard untersuchte, ob und mit welcher Frequenz das Rebalancing am sinnvollsten ist. Eindeutiges Resultat: Um ein Depot mit der Anlagestrategie in Einklang zu bringen, ist ein jährliches Rebalancing optimal. Dabei ist das Einhalten der Regelmässigkeit entscheidender als die Kurse am Börsentag, an dem die Korrektur vorgenommen wird.