Ende 2020 erhielt der 88-jährige Rentner Theo R. aus Aarau mehrere Anrufe von Marco Hofer, der sich später auch als «Managing Partner» der PFG Equity Partners mit Sitz in Feusisberg SZ bezeichnete. Hofer machte dem Rentner Aktien von drei angeblich nachhaltigen Startups schmackhaft: Von der United Global Water Holdings, der Combifuel Swiss AG und der Recycling Services AG.
R. liess sich dazu überreden, von allen drei Startups Aktien im Gesamtwert von über 130000 Franken zu zeichnen. Ihm war nicht bewusst, dass das Risiko eines Totalverlusts bei allen drei Firmen gross ist. Alle drei befinden sich noch im Aufbau und sind nicht an der Börse kotiert. Deshalb sind sie nicht zur Transparenz verpflichtet.
Bei den drei Startups gibt es deutliche Warnsignale: Die Combifuel Swiss AG in Wangen SZ entwickelt laut ihrer Website alternative Antriebstechniken für Verbrennungsmotoren. Eine Aktie des Startups lautet auf nominal 1 Rappen. Verkauft werden die Papiere aber für bis zu 7 Franken pro Stück. Mit diesem Preis würde die Firma auf 84 Millionen Franken bewertet, denn es gibt 12 Millionen solcher Aktien. K-Geld fragte die Aktienverkäufer von PFG Equity Partners, wie sie auf eine solche Bewertung kommen. Sie beantworteten die Frage nicht – und auch nicht, wie hoch die Verkaufsprovision für die Aktien ist. Man sei nicht «Verkäuferin», sondern «lediglich Empfehlerin».
Über die Recycling Services AG aus Dübendorf ZH hat K-Geld mehrmals berichtet (K-Geld 4/2019 und 5/2020). Auch diese Firma gibt sich nachhaltig: Sie beschäftigt sich mit dem Abholen und der Verwertung von Abfällen. 2020 wurde bekannt, dass sie Millionenverlustvorträge mit sich herumtrug – sie war überschuldet. Jahrelang kaufte sie eigene Aktien von den Gründungsaktionären zurück, mit einem Aufschlag von 9900 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis. Das wäre laut Aktiengesetz nur zulässig, wenn die Firma über freie Kapitalreserven verfügen würde. Das war aber nicht der Fall.
Versprochener Gang an die Börse hat nicht stattgefunden
Auch bei United Global Water Holdings mit Sitz in London gibt es Fragezeichen. Die Firma nutzt sauberes Wasser als Geschäftsmodell. Der Gründer fiel laut Berichten in der Schweizer Finanzpresse in der Vergangenheit negativ auf: Seine Firmen waren in Aktienverkäufe per Telefon verwickelt, bei denen Kleinaktionäre Totalverluste einfuhren.
Seit Monaten verspricht United Global Water Holdings, man werde an die Börse gehen. Allerdings ist dies bisher nicht passiert. Zu Beginn der Coronakrise im März 2020 verfasste der Geschäftsführer ein Dokument. Dieses verschickten die Aktienverkäufer von PFG Equity Partners ihren Kunden. Im Papier wird behauptet, der Kurs der Aktie von United Global Water Holdings sei um 30 Prozent gestiegen. Die Firmenanwältin sagt dazu gegenüber K-Geld nur, United Global Water Holdings vertreibe in der Schweiz keine Aktien. Man informiere die Aktionäre «regelmässig und transparent». Ein Gang an die Börse sei in Vorbereitung.
Vor kurzem zeigte sich, dass auf die Aktienempfehlungen von PFG Equity Partners wenig Verlass ist: PFG-Manager Dieter E. Puchta warb für den Kauf von Aktien der Internetfirma Equiis Technologies. Im Juli eröffnete das Bezirksgericht Zürich den Konkurs über das Unternehmen. Gegenüber K-Geld sagte Puchta, jeder Investor werde über Chancen und Risiken aufgeklärt. Zudem hätten die Aktionäre einen Aktientausch erhalten.
Für Theo R. endete der Aktienkauf glimpflich. Auf Anraten von K-Geld nahm er sich einen Anwalt. Sowohl die Combifuel Swiss AG als auch die Recycling Services AG kauften ihm die Aktien zum gleichen Preis wieder ab. Mit United Global Water Holdings einigte er sich ebenfalls. Über die Modalitäten wurde Stillschweigen vereinbart.
Tipp: Wer Firmen Geld leiht oder Aktien kauft, sollte die Unternehmen auf Herz und Nieren prüfen. K-Geld rät generell davon ab, Aktien per Telefon zu kaufen.