Herbert Grunder (Name geändert) forderte Anfang Juli bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) eine Offerte für eine Saron-Rollover-Hypothek mit einer 3-Monate-Zinsperiode an. Er will per 15. September 2023 seine bestehende Hypothek auf sein Eigenheim weiterführen. Eine Saron-Hypothek – auch Geldmarkthypothek genannt – setzt sich im Grunde bei allen Banken aus dem gleich hohen Saron-Basiszins und der Gewinnmarge der jeweiligen Bank zusammen. Doch Herbert Grunder machte eine andere Erfahrung.
Die ZKB ging in ihrer Offerte von einem Saron-Referenzzinssatz von 1,45 Prozent aus. Darauf schlug sie eine Marge von 0,82 Prozent. Das ergibt einen zu bezahlenden Zinssatz von insgesamt 2,27 Prozent. Zum Vergleich liess sich Grunder auch vom VZ Vermögenszentrum eine Offerte anfertigen. Darin war der 3-Monate-Saron mit 1,29 Prozent angegeben – 0,16 Prozentpunkte tie-fer als bei der ZKB. Woher kommt dieser Unterschied?
Der Grund ist bei den unterschiedlichen Berechnungsmethoden für den Saron zu finden. Der Saron ist der Zinssatz, zu dem sich Banken über Nacht gegenseitig Geld leihen. Der Satz steigt, wenn die Nationalbank den Leitzins anhebt. Für Geldmarkthypotheken muss für eine Zinsperiode von 1, 3 oder 6 Monaten aus vielen eintägigen Zinssätzen ein Durchschnittszinssatz, der sogenannte Compounded Saron, berechnet werden.
Für die Berechnung eines langfristigeren Saron entwarf eine von der Nationalbank eingesetzte Arbeitsgruppe sieben Varianten. Die Banken können wählen, welche Variante sie anwenden wollen. Eine Umfrage von K-Geld bei 15 grossen Banken und beim VZ Vermögenszentrum ergab, dass nur zwei Varianten verbreitet sind: Plain und Lookback.
Variante Plain: Für Kunden gut nachvollziehbar
Bei der Basisvariante Plain entspricht der zu zahlende Zins dem Durchschnitt der eintägigen Saron-Zinssätze der verstrichenen Zinsperiode. Das heisst: Bei einem 3-Monate-Saron etwa wird der Saron von Anfang April bis Ende Juni aufgezinst. Der Zins wird per Ende Juni berechnet und ist sofort fällig. Der Hypothekarkunde erfährt also den zu bezahlenden Saron-Zins erst am Schluss der Zinsperiode und muss dann genügend Geld auf dem Konto haben, damit die Bank den Zins direkt abbuchen kann.
Die Plain-Variante wenden etwa die Credit Suisse, Raiffeisen und die UBS an. Vorteil dieser Variante: Der für die Berechnung herangezogene Zeitraum und die Zinsperiode sind identisch. Das macht die Berechnung für den Kunden transparent und nachvollziehbar.
Variante Lookback: Berechnung wird vorverschoben
Die anderen Banken, darunter auch die ZKB, setzen auf die Variante Lookback. Hier sind Beobachtungs- und Zinsperiode ebenfalls gleich lang. Der für die Berechnung massgebliche Zeitraum ist aber um eine gewisse Anzahl Tage vorverschoben: in der Regel um zwei oder fünf Tage.
Beim VZ Vermögenszentrum ist die Berechnungsperiode gegenüber der Zinsperiode gar um einen ganzen Monat vorverschoben. Beispiel: Für die Festlegung des zu zahlenden Zinses per Ende Juni nimmt das VZ den Saron-Zinssatz von Anfang März bis Ende Mai. Das ergibt einen Compounded Saron in der Höhe der erwähnten 1,29 Prozent. Eine Vorverschiebung hat den Vorteil, dass der Kunde den zu zahlenden Zins bereits vor Quartalsende erfährt. Und der Bank bleibt mehr Zeit für die Berechnung und das Inkasso.
Hinkt der Saron wie beim VZ einen Monat hinterher, kann das im Vergleich zum aktuellen Saron zu einer merklichen Verzerrung führen: Bei steigenden Leitzinsen ist der Saron etwas tiefer, bei sinkenden etwas höher. Zurzeit verlangt das VZ Vermögenszentrum wegen des steigenden Saron von den Kunden also zu wenig. «Längerfristig gesehen, gleicht sich der Zinssatz aber ohnehin aus», sagt Adrian Wenger, Hypothekarexperte beim VZ, gegenüber K-Geld. Auf einem Merkblatt weist das VZ auf seine Berechnungsmethode hin und illustriert das mit Beispielen.
Saron-Rechner zeigt die aktuelle Entwicklung
Bei der früheren Geldmarkthypothek auf Basis des Referenzzinssatzes Libor war der zu zahlende Zinssatz am Anfang der Zinsperiode bekannt. Beim Saron hingegen ist dessen Höhe in der Regel erst am Ende einer Zinsperiode oder kurz davor bekannt. Das erschwert den Hypothekarschuldnern eine genaue Budgetierung der Zinskosten. Die aktuelle Entwicklung ist mit dem Saron-Rechner auf der Internetseite von Six ersichtlich. Die Verzögerung der Zinssätze beträgt drei Bankwerktage. Basis ist die Zinsusanz von 360 Tagen. Der Rechner ist im Internet zu finden.
ZKB: Saron mit Refinanzierungszuschlag
Die Zürcher Kantonalbank räumt sich in den neuen Hypothekarverträgen das Recht ein, den Saron-Durchschnittszinssatz (Compounded Saron) unter bestimmten Umständen zu erhöhen. Wenn die Kosten für die Geld aufnahme am Geldmarkt über die Zinsperiode höher seien als der Compounded Saron, könne die ZKB einen soge-nannten Refinanzierungszuschlag verlangen, heisst es in den allgemeinen Bestimmungen zum Rahmenvertrag für Hypotheken.
Die ZKB sagt dazu, ein Refinanzierungszuschlag würde nur im Falle von «anhaltenden Marktverwerfungen» erhoben, wie sie während der Finanzkrise 2008 aufgetreten seien. Die Kunden könnten bei der Ankündigung eines Refinan-zierungszuschlages ihre Saron-Roll-over-Hypothek kündigen, sodass der Zuschlag nicht zur Anwendung komme. Alle anderen von K-Geld angefragten Banken sehen in ihren Hypothekarverträgen keinen Refinanzierungszuschlag vor.